»Der Terminkalender ist leer«
In 89 Tagen ist Schluss. Vorerst zumindest. Pastoralreferentin Ann-Kathrin Wetzel verlässt die katholische Kirchengemeinde Friesenheim und gönnt sich ein sogenanntes Sabbatjahr.
Friesenheim. Im Herbst 2007 kam sie nach Friesenheim und fand ein komplett leeres Büro vor. Gemeindereferenten gab es bereits seit vielen Jahren in der katholischen Seelsorgeeinheit Friesenheim, das Amt eines Pastoralreferenten jedoch nicht. Für Ann-Kathrin Wetzel war es deshalb zunächst »ein Suchen nach Aufgaben«, wie sie heute sagt. Wo ist was sinnvoll? Welche Aufgaben stehen an? Es musste vieles organisiert und umstrukturiert werden. Eine Aufgabe hatte sie jedoch von Anfang an: die Firmvorbereitung. Ebenso war auch klar, dass sie an der Schule Religionsunterricht geben wird. »Übers Jahr kristallisierte sich heraus, dass auch Pfarrgemeinderatsarbeit dazu gehörte. Kindergottesdienst kam auch recht schnell dazu«, erinnert sie sich im Gespräch mit dem Lahrer Anzeiger.
Einige Höhepunkte
Ann-Kathrin Wetzel verlässt nun nach acht Jahren Friesenheim. Was nimmt sie mit? »Es gibt so viele Blitzlichter, die mir viel Spaß gemacht haben.« Zu den Höhepunkten zählt sie unter anderem die Firmgottesdienste am Ende der Firmvorbereitungen, der Ausflug des Pfarrgemeinderats in ihre Heimat, das letztjährige Fronleichnamsfest in Schuttern (weil es tatsächlich im Freien stattfand) und die Visitation 2014 (»trotz Stress«).
Ende August ist für die 37-Jährige nun Schluss. Vorerst zumindest. Wetzel, die in Freiburg und in Wien katholische Theologie studierte und eine Ausbildung in Wehr absolvierte, gönnt sich eine Pause – und nicht nur sie. »Mein Mann ist ja auch Pastroalreferent. Wir haben beide sehr gefüllte Terminkalender und die passen in den wenigsten Fällen zusammen.« Es gebe beispielsweise keinen Advent, an dem sie ein freies Wochenende haben, weil immer einer arbeiten muss. Auch die Abendtermin fordern das Paar. »Jetzt ist einfach mal eine Auszeit dran.« Für beide. Ihr Mann Martin Wetzel arbeitet als Pastoralreferent in Offenburg, wo er hauptsächlich für Elgersweier und Zunsweier zuständig ist.
»Nichts geplant«
Und wie stellt sich Ann-Kathrin Wetzel die Auszeit mit ihrem Mann vor? »Das Tolle ist, dass der Terminkalender leer ist«, kommt es ihr prompt über die Lippen. »Dass noch gar nichts geplant ist, das ist echt sehr schön.« Freunde, Bekannte und vor allem Verwandte würden schon kräftig überlegen, wie sie beschäftigt werden können. »Aber es ist jetzt erst einmal wichtig, dass wir uns ab September fragen können: Worauf haben wir Lust?«
Und der Blick zurück? »Es war eine schöne Zeit.« An ihrer ersten Stelle habe sie viel gelernt, auch im Hinblick auf das Eigenständig werden, sagt Ann-Kathrin Wetzel. Sie blicke gern auf die Zeit in Friesenheim zurück.
Sabbatjahr
Im Juni vergangenen Jahres haben die Wetzels ihre Anträge für ein Sabbatjahr gestellt. Dafür gibt es verschiedene Modelle. Das Ehepaar hat sich dafür entschieden, ein Jahr lang mit halbem Gehalt zu arbeiten. Die andere Hälfte wird im Sabbatjahr ausbezahlt. Sinnvoll sei in jedem Fall, für ein Jahr zu gehen, damit der Arbeitgeber die Stelle auch neu besetzen kann. Bei den Wetzels ist dies der Fall. In Friesenheim ist laut Wetzel die Stelle auch schon wieder vergeben. »Da kommt im September – wie ich damals – eine Berufsanfängerin.«