Diakonie startet Projekt für Flüchtlinge zur Landtagswahl
Im Zuge der Landtagswahl betreut Felix Neumann von der Diakonie Lahr ein Projekt mit jungen Flüchtlingen. Das Ziel: politische Bildung der jungen Menschen. Am Ende sollen alle selbst wählen gehen.
Am 13. März sind in Baden-Württemberg die Landtagswahlen. In der Hauptstadt Stuttgart werden die meisten Politiker zittern und auf das Ergebnis warten. Das ist den meisten Deutschen klar. Für viele Flüchtlinge, die derzeit in Lahr leben ist es dagegen nicht immer ganz klar, wie das politische System Deutschlands funktioniert. Was ist Baden-Württemberg? Wo liegt Stuttgart? Und wie weit ist das von Berlin entfernt? Um diese und weitere Fragen geht es Felix Neumann, der gemeinsam mit jungen Flüchtlingen gestern, Dienstag, das »jmd2start«-Programm (Begleitung für junge Flüchtlinge im Jugendmigrationsdienst) begonnen hat.
Angelehnt ist »jmd2start« an das »jmd«-Programm, das anerkannten Flüchtlingen etwa bei Bildungsfragen oder der Wohnungssuche hilft. Mit »jmd2start« wurde der Personenkreis nun ausgeweitet – auf Flüchtlinge ohne eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Als eine von 24 Städten bundesweit hat Lahr den Zuschlag für das Pilotprogramm des Familienministeriums erhalten. Einer der beiden im Zuge des Projekts geschaffenen Stellen hat der Politologe Neumann im Jugendintegrationsdienst des Diakonischen Werks in Lahr bekommen.
Sein Ziel ist es, den jungen Migranten zu erklären, wie man wählt und warum man wählt. Es geht also auch um das praktische Üben des Wahlakts an sich, erklärt Neumann – in das Wahllokal gehen, sein Kreuz machen, den Wahlschein einwerfen. Das Problem ist: »Junge Flüchtlinge haben es oftmals schwer, sich zu informieren«, erklärt der Politologe.
Praxis und Theorie
Das Projekt teilt sich in eine Art Unterricht auf der einen und Sondertermine auf der anderen Seite auf. Zweimal pro Woche trifft sich Neumann mit elf jungen Menschen, um ihnen zu erklären, wo Lahr liegt, was Stuttgart ist und was denn dieses Baden-Württemberg ist. Die Jugendlichen und Neumann treffen sich in der Gewerbeschule Lahr, mit der die Diakonie kooperiert. Die Unterrichtssprache wird Deutsch sein, denn: »Das Projekt ist zugleich auch ein Sprachkurs«, sagt Neumann.
An den Sonderterminen gehen er und seine Schützlinge zu bestimmten Veranstaltungen. Morgen, Donnerstag schauen sie sich zum Beispiel den Landtag in Stuttgart an. Vor der Landtagswahl gibt es außerdem ein Treffen mit Lahrer Landtagskandidaten, bei dem sich alle miteinander austauschen können. Da Neumann auch Teil der Rapkombo »Zweierpasch« ist, wird er versuchen, den Flüchtlingen die Politik auch rappend beizubringen. Ein Treffen mit dem Jugendgemeinderat in Lahr soll es ebenfalls geben. Ob das zustande kommt, ist aber noch nicht sicher. Zum Schluss des Programms sollen die jungen Menschen dann selbst wählen gehen.
U-18-Wahl als Ziel
Aufgrund der fehlenden deutschen Staatsbürgerschaft dürfen die Flüchtlinge nicht an der offiziellen Landtagswahl teilnehmen, an der sogenannten U-18-Wahl aber schon. Die wurde ursprünglich für Unter-18-Jährige entwickelt, um diese an das Wählen heranzuführen. Das Ergebnis wird, wie bei einer echten Wahl, offiziell verkündet, mit Wahldiagrammen, Auswertungen und so weiter. Im Zuge der vergangenen Bundestagswahl nahmen 200 000 Unter-18-Jährige deutschlandweit teil. »Das muss mehr werden«, fordert Neumann.