»Die Freude ist unser Lohn«
Das Ehepaar Schnurr aus Nonnenweier war wieder in Nicaragua, um den armen Menschen vor Ort zu helfen.
Schwanau-Nonnenweier. Armen Menschen in Nicaragua zu helfen – das tun Eliana und Hubert Schnurr seit fast zehn Jahren. Jetzt waren sie zum achten Mal in dem Land, um ihr Hilfsprojekt weiter nach vorne zu bringen.
Erste Anlaufstelle für den Allgemeinmediziner und seine Frau ist immer Manacua. Dort werden die vier Wochen Aufenthalt geplant und die umfangreichen Zoll-Modalitäten abgewickelt. Über eine Tonne an medizinischer Hilfe ging in diesem Jahr schon von Deutschland nach Nicaragua. Das Projekt des Paars ist zwischenzeitlich das drittgrößte medizinische Hilfsprojekt. Führend in der Gesundheitsbildung ist hier die Organisation Misereor.
Zunächst sah der Arzt Schnurr seine Hauptaufgabe, in den zwei großen Ostprovinzen am Atlantik, in denen die Mayangna- und die Rama Indianer des Landes beheimatet sind, Sprechstunden abzuhalten. Sehr bald erkannte er jedoch, dass der Aufbau einer ständigen medizinischen Versorgung das wichtigste ist. So entstanden 2013 und 2014 insgesamt 20 Apotheken. Zwischen 800 und 900 Dollar kostet die Einrichtung einer Apotheke. Um die Einrichtung dann mit ständig mit den nötigen Arzneimitteln zu versorgen, werden pro Jahr weitere 100 Dollar benötigt.
Das Ehepaar Schnurr suchte auch wieder weitere Orte, in denen Apotheken angesiedelt werden können. Dafür bekamen sie wieder ein geländegängiges Fahrzeug vom Bischof David Carida zur Verfügung gestellt. Dieses Mal führte der Weg in die verarmte Bergarbeiterregion Rosita Siuna und in die Region Mulukuku im Bezirk Rio Blanko. Zudem wird auch kontrolliert, dass die Standards der bereits bestehenden Apotheken nicht vernachlässigt werden.
Hubert und Eliana Schnurr sind dankbar, dass sie immer wieder Sponsoren und Spender findet, die ihre Hilfe in Nicaragua unterstützen. Derzeit wird ein Haus für Mütter und Kinder aus den abgelegenen Dörfern, die entweder zur Entbindung oder wegen einer Krankheit kommen, aufgebaut. Dazu werden Betten, Leintücher und Kinderbekleidung beschafft und das Haus eingerichtet.
»Gastfreundschaft«
Die Einrichtung von Kindertagesstätten, in denen Mädchen und Jungen betreut werden, ist ein weiteres Anliegen. Die Palette der Angebote reicht von der Hausaufgabenbetreuung bis zur Verpflegung. Hier ist einiges geschehen. Die Schnurrs brachten aus persönlichen Mitteln Schreib- und Malutensilien mit.
»Menschliche Begegnungen, Kontakte und die überaus große Freude über die Hilfe sind unser Lohn«, sagt Hubert Schnurr im Gespräch mit dem Lahrer Anzeiger. Deshalb nutzen er und seine Frau die freie Zeit, die sie im Jahr haben, gerne, um nach Nicaragua zu fahren anstatt einen »richtigen« Urlaub zu machen. »Auch so füllen sich unsere durch den Alltagsstress verlorengegangenen Kapazitäten wieder auf«, betont der Allgemeinmediziner. »Wir machen bestimmt weiter, auch, wenn wir eines Tages unsere Praxis altershalber aufgeben.«
5,7 Millionen Einwohner hat Nicaragua. Die beiden Ostprovinzen, in denen sich die Schnurrs engagieren, zählen etwa 25 000 Menschen im Norden und 400 000 im Süden. »Hier leben die Ärmsten der Armen von Nicaragua und trotzdem ist die Gastfreundschaft sehr groß«, sagt das Paar.