Ein Lahrer sägt den WM-Pokal
Deutschland ist Weltmeister. Anlässlich des umjubelten Siegs von Jogis Jungs hat der Lahrer Bertram Bilger eine 1,70 Meter hohe und 200 Kilogramm schwere Replik der WM-Trophäe hergestellt – mit einer Kettensäge und aus dem Stamm eines Mammutbaums. Einen Käufer hat er schon gefunden.
Das Original ist 37 Zentimeter hoch und wiegt etwas mehr als sechs Kilogramm. »Da lege ich einen drauf!«, wird sich Bertram Bilger gedacht haben, als er im Anschluss an den furiosen Halbfinalsieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die Selecao den endgültigen Entschluss fasste, die WM-Trophäe der Fifa nachzubilden – aus dem Holz eines Mammutbaums, der einmal in einem Offenburger Privatgarten Wurzeln geschlagen hatte. Und mit nichts anderem als einer schweren Motorsäge in der Hand.
Samt seinem Sockel bringt es der Pokal auf eine stattliche Höhe von 1,70 Metern und ein Gewicht von 200 Kilo. Acht Stunden Arbeit hat der 47 Jahre alte Lahrer in sein Kunstwerk investiert, das schon Tage bevor Jogis Jungs den Gauchos das Fürchten lehrten, die Autofahrer am Hirschplatzkreisel grüßte. »Einfach mal auf Verdacht«, habe er zur Säge gegriffen, sagt Bilger, der sich vor 15 Jahren noch als Industriemeister im Metallbereich verdingte und heute mit seinen hölzernen Kunstwerken – die meisten davon der Natur entlehnt – die Menschen in Staunen versetzt.
Wenn der selbstständige Künstler zur Säge greift und Adler, Bären und Indianer formt, orientiert er sich seiner eigenen Aussage gemäß in aller Regel an einem dreidimensionalen Modell.
Im Fall der WM-Trophäe, deren Original aus 18-karätigem Geld gefertigt ist, mussten aber andere Vorbilder herhalten. Bilger zog sich mehrere Bilder der von zwei Fußballern getragenen Erdkugel aus dem Internet, um auf diese Weise eine Rundumansicht zu erhalten. Das Fifa-Logo, das auf dem Original prangt, hat er aber sicherheitshalber weggelassen – aus Angst vor einer möglichen Urheberrechtsverletzung. Mehrere Male benetzte Bilger anschließend das bearbeitete Holz des Mammutbaums mit wasserfestem Öl. Damit versucht der Künstler zu verhindern, dass sich beim Trocknungsprozess tiefe Risse bilden.
Üblicherweise arbeitet Bilger mit Eichenholz. Denn es ist wesentlich witterungsbeständiger als das weiche Holz des Mammutbaums. Um die Zukunft seines WM-Pokals muss sich Bilger aber keine Sorgen machen: Am heutigen Samstag nimmt ihn zum Kaufpreis von 750 Euro ein Lahrer Firmeninhaber in Empfang, der versprochen hat, dem »Goldstück« einen Platz im Trockenen zu spendieren.