Friesenheim - Oberweier

Arbeitsagentur startet Projekt für ältere Arbeitslose

Michael Müller
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07. Oktober 2015
Einstellung geglückt (v. links): Christian Roos (Betriebsleiter Villing Technologie), Horst Sahrbacher (Agentur für Arbeit), Konstantin Villing (Geschäftsführer Villing Technologie) und Konstrukteur Sabri Yilmaz.

Einstellung geglückt (v. links): Christian Roos (Betriebsleiter Villing Technologie), Horst Sahrbacher (Agentur für Arbeit), Konstantin Villing (Geschäftsführer Villing Technologie) und Konstrukteur Sabri Yilmaz. ©Michael Müller

Ältere Arbeitslose – auf dem Arbeitsmarkt ohne Chance gegen die Jüngeren? Das muss nicht sein. Die Agentur für Arbeit in Offenburg hat jetzt ein Vermittlungs-Team gebildet, das Arbeitgebern hilft, die Potenziale älterer, erfahrener Arbeitssuchender nutzbar zu machen. Ein Beispiel aus Oberweier zeigt, wie’s gehen kann.

Sein Leben lang hat Sabri Yilmaz (51) Arbeit gehabt. Der gelernte Maschinenschlosser war ein erfahrener Industriemechaniker, hat sich nebenher zum Maschinenbautechniker weitergebildet, hat SPS- und andere Schulungen bei der Industrie- und Handelskammer absolviert. Zuletzt war er in Renchen beschäftigt. Doch dann ging sein Arbeitgeber in die Insolvenz, und Yilmaz stand auf der Straße.

77 Bewerbungen schrieb er in der Folgezeit – alle ohne Erfolg. Schließlich ließ er sich mit Hilfe der Agentur für Arbeit in Offenburg in Dortmund zum geprüften Konstrukteur umschulen. Jetzt hat er wieder einen Job – als Konstrukteur beim der Villing Technologie GmbH in Oberweier, einem Stahlbau- und Schweißfachbetrieb mit derzeit 27 Mitarbeitern, der sich unter anderem auf Stahlbau, Anlagenbau oder den Einbau von Traversen in Produktionshallen einen Namen gemacht hat.

Yilmaz ist nicht der einzige, der es schwer gehabt hat, trotz langjähriger Berufserfahrung und umfangreicher Qualifikation wieder einen Job zu finden. Von den knapp 3400 Arbeitslosen in der Ortenau sind rund ein Drittel älter als 50.
Eine Ursache ist die Spezialisierung. »Es soll genau passen«, so Martin Metzger von der Agentur für Arbeit. Kosten- und Zeitdruck sind enorm, weiß Geschäftsführer Konstantin Villing: Projekte müssen schnell umgesetzt, Termine eingehalten werden. »Wenn man die Leute abholen muss, wo sie sind, sind sie für den Betrieb anfangs nur bedingt nutzbar.« Auch Yilmaz musste sich erst in die von Villing eingesetzte CAD-Software einarbeiten.

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Doch der Arbeitsmarkt wandelt sich. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften steigt; zugleich sinken die Geburtenraten. Folge: Stellen für qualifizierte Fachkräfte können oft nicht besetzt werden. Da muss man alle Potenziale ausschöpfen – auch die der älteren Arbeitnehmer. Motto: Was nicht passt, muss passend gemacht werden.

Daher hat die Agentur für Arbeit nun ein Team gebildet, das sich speziell um die Vermittlung von älteren Arbeitslosen kümmert. Es gehe darum, herauszufinden, bei welchen Arbeitssuchenden und welchen Firmen »es passen könnte«. Daher gilt es, beim Bewerber Ausbildungsdefizite aufzuarbeiten und eng mit den Arbeitgebern zusammenzuarbeiten. »Diese Vermittlungsarbeit kann kein Computer leisten«, so Sahrbacher. »Da steckt der Teufel oft im Detail.«

Den Firmen, die sich »trauen«, einen älteren Arbeitslosen einzustellen, zahlt die Agentur die Hälfte des Gehalts für die ersten fünf Monate. Doch die Betriebe profitieren nicht nur finanziell. »Ältere Arbeitnehmer sind bodenständiger«, so Konstantin Villing. Und den Jüngeren fehle es oft an sozialer Kompetenz.

Sahrbacher wünschte sich mehr solchen Mut bei Arbeitgebern. Jüngere Leute sind fitter, schneller, aufnahmefähiger – diese Stereotypen sollten sie beiseite legen: »Es macht Sinn als Arbeitgeber, genauer hinzugucken.«

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