Fliegen in Lahr: Ja oder Nein?
Alle bisherigen Investoren haben sich erfolglos von der fliegerischen Nutzung auf dem Flugplatz Lahr verabschiedet. Doch die Stadt Lahr hält verbissen an der Idee des Fliegens fest. Sollte man in Lahr den Traum vom Fliegen allmählich beerdigen, oder wie sehen Sie die Zukunft des Black Forest Airport Lahr?
SPD: Die Chance nutzen
Roland Hirsch (Mitglied des Gemeinderats): Mit dem Erwerb des Flugbetriebsgeländes hat der Gemeinderat klugerweise dafür gesorgt, dass die Stadt in der Zukunft bestimmen kann, was auf dem Areal geschieht. Wir sollten nach wie vor die Chance der Vernetzung aller Verkehrswege nutzen, zumal mit privaten Betreibern der Flugbetrieb aufrechterhalten werden kann. Außerdem würden Nachzahlungen an die Bima drohen, sollte die fliegerische Nutzung eingestellt und das Gelände anderweitig entwickelt werden. Dass die fliegerische Nutzung für die Ansiedlung von Logistikunternehmen von Bedeutung sein kann, zeigt die jüngste Neuansiedlung auf dem Flugplatzgelände. Die SPD legt allerdings Wert darauf, dass die Stadt Lahr nicht in eine Betreibergesellschaft finanziell eingebunden wird.
CDU: Standortvorteil nicht aufgeben
Ilona Rompel (Mitglied des Gemeinderats): Für Lahr ist es wichtig, Wettbewerbsvorteile durch die multimodale Verkehrsanbindung in den Fokus zu bringen. Neben A5-Anschluss, Güterzugtrasse und Nähe zum Rheinhafen gehört auch der Flughafen dazu. Lahr hat von der Bima die Start- und Landebahn erworben. Der Kaufpreis orientierte sich an dem Umstand, dass auch geflogen wird. Bei einer Umwandlung in Gewerbefläche in den nächsten 15 Jahren müsste die Stadt bei Veräußerungsgeschäften den Mehrerlös an die Bima abführen. Lahr hat auch die Fluglizenzen erworben, und eine Betreibergesellschaft unter Martin Herrenknecht hält den Flugverkehr aufrecht. Lahr hat keine Veranlassung, das Fliegen aufzugeben. Es ist also richtig, weiterhin nach einem Investor zu suchen.
Freie Wähler: Alle Trümpfe in der Hand
Klaus Girstl (Mitglied des Gemeinderats): An der Möglichkeit der fliegerischen Nutzung auf dem Flugplatz Lahr sollten wir so lange wie möglich fest halten. Es ist nach wie vor eine einmalige Chance für Lahr, gerade im Hinblick auf ein entstehendes Güterverkehrszentrum im Westbereich des Flugplatzes. Die wichtigsten Transportwege, Autobahn, Schiene (Code 24), Flugplatz und der Rheinhafen in Kehl, liegen auf engstem Raum zusammen. Daher sehen wir noch viel Potential im gesamten Westareal und dem Flugplatz. Mit dem Erwerb der Flugbetriebsfläche sowie der Fluglizenzen durch die Stadt Lahr hält man alle Trümpfe in der Hand. Darüber hinaus ist der Erwerb der Flugbetriebsfläche eng an eine fliegerische Nutzung gebunden.
Bündnis 90 / Die Grünen: Fliegerei endlich begraben
Claus Vollmer: (Mitglied des Gemeinderats): Der Flugplatz Lahr ist nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell eine Fehlplanung. In den letzten 20 Jahren sind alle bisherigen Betreiber gescheitert. Doch allein im letzten Jahr hat die Stadt Lahr weit über 600.000 Euro für das Fliegen ausgegeben. Damit muss Schluss sein. Die einseitige Fixierung auf das Fliegen kostet Geld, das uns an anderer Stelle fehlt, und verhindert ein wirklich zukunftsfähiges Gesamtkonzept für das Flugplatzgelände. Der Traum vom Fliegen hat in Lahr die Ansiedlung zukunftsorientierter Betriebe und die Schaffung vieler Arbeitsplätzen verhindert. Arbeitsplätze, die Lahr dringend braucht. Es ist wirklich an der Zeit, diesen Traum endlich zu beerdigen. Wir brauchen ein Konzept ohne Fliegen – zum Nutzen der Stadt Lahr.
FDP: Fliegen großer Standortvorteil
Christian Surbeck: Die Liberalen halten mit der großen Mehrheit des Gemeinderates an der Nutzungsmöglichkeit des Flughafenareals fest; vor allem, wenn sich ein privater Betreiber nachhaltig engagiert. Das Fliegen ist ein großer Standortvorteil, wie eine jüngste gewerbliche Großansiedlung, unter anderem auch mit dem Hinweis auf das Fliegen, gezeigt hat. Allerdings kommt für die Liberalen ein Eigenbetrieb durch die Stadt Lahr nicht in Frage. Die sogenannte B-Lösung (anderweitige Vermarktung) macht aktuell bei der Vertragsgestaltung mit der Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Verkäuferin des Fluggeländes an die Stadt Lahr) keinen Sinn, da Erlöse dort in den nächsten 15 Jahren weitgehend abgeliefert werden müssten.
Die Linke: Ein Solarpark wäre besser
Werner Engelmann: Seit Jahren pumpt die Stadt Lahr Geld in die mögliche Fliegerei auf dem Flugplatzgelände. Die Frage, woher die Flugzeuge kommen sollen, ist bisher unbeantwortet – angesichts der Tatsache, dass die Flugplätze Straßburg, Mulhouse und Baden-Söllingen nicht ausgelastet sind, ebenso der Frachtflughafen Haan. Es gibt einfach keinen Bedarf für einen Flugplatz Lahr. Ein Industriegelände ohne Einschränkungen und Kosten für die mögliche Fliegerei wären die richtige Alternative – oder die Einrichtung einer Solaranlage zur Energieversorgung der Stadt Lahr. Es ist an der Zeit, dass die Vernunft in Lahr landet und die fliegerischen Ambition in den Akten.