Friesenheims Alt-Bürgermeister Eugen Götz ist 80 geworden
Herzlichen Glückwunsch, Eugen Götz! Friesenheims Alt-Bürgermeister ist am Sonntag 80 Jahre alt geworden. Der »Runde« wurde im großen Kreis gefeiert. Der Lahrer Anzeiger sprach mit ihm über Kommunalpolitik und Kennzeichen, das Leben und das Lachen.
Herr Götz, eigentlich sollte Ihr 80. Geburtstag in den Zeitungen gar nicht erwähnt werden. Sind Sie schüchtern geworden?
Eugen Götz: Ich hatte mir das im Vorfeld reiflich überlegt. Im Familienrat sind wir zu dem Ergebnis gekommen: Wir machen nichts. Aber dann habe ich mich doch dazu durchgerungen. Ich will gar nicht so ehrenkäsig sein, aber mich haben einige Leute auf das Thema angesprochen und gesagt: Das kannst du nicht machen.
Immerhin haben wir Ihrem Wunsch entsprochen, erst nach Ihrem Geburtstag etwas zu machen, was gänzlich unüblich ist. Verraten Sie doch unseren Lesern, warum wir hinterher kommen wie die alte Fasent?
Götz: (lacht) Weil am Sonntag keine Zeitung erscheint.
Normalerweise hätten wir etwas in unserer Wochenendausgabe gebracht.
Götz: Dann wäre es schon am Samstag mit den Besuchern losgegangen. An einem normalen Werktag hätte ich kein Problem damit gehabt, wenn in der Zeitung etwas genau an meinem Geburtstag erscheint.
Einem Alt-Bürgermeister kann man ja fast nichts abschlagen, besonders einem, der in Friesenheim geblieben ist. Ihr Nachfolger hielt es nach Amtsende nicht hier – Sie schon. Warum?
Götz: Als ich mich 1976 das erste Mal als Bürgermeister bewarb, bin ich mit dem Slogan angetreten »Wir würden gerne nach Friesenheim kommen!« Das hat dann geklappt und nach 24 Amtsjahren gab es keinen guten Grund, Friesenheim wieder zu verlassen.
Sie waren gerade 63, als Sie das Rathaus endgültig verließen. Sie hätten auch noch einmal etwas ganz anderes anfangen können, getreu dem Lied »Mit 66 Jahren…«?
Götz: (lacht) Hätte ich noch mal nach dem großen Geld greifen sollen?!
Das klingt danach, dass Sie zufrieden sind mit Ihrem Leben?
Götz: Natürlich. Und nach einem fast 50-jährigen Arbeitsleben kann man etwas ruhiger werden. Die einzige Frage, die sich damals stellte, war, ob ich noch mal kandidiere. Aber es wäre nur für fünf Jahre gewesen und nach 24 Jahren war es auch geschafft.
Auch mit 80 sind Sie noch sehr aktiv. Sie sind Vorsitzender von…
Götz: ... Nachbarschaftshilfe, Verein »Unser Wald«, Förderverein der evangelischen Kirche und Bewohner-Beirat im Emmaus Oberweier.
Hält Sie das fit oder machen Sie auch Sport? Und sagen Sie jetzt nicht, Sie trinken nur Wasser...
Götz: Nein, ich trinke auch Wein. Ich bin jede Woche im Männerturnen beim TV Friesenheim. Im Sommer schwimme ich viel im Baggersee Schuttern. Im Winter fahre ich Ski. Die Kondition ist allerdings nicht mehr die alte. Wenn ich mit den Kindern fahre, muss ich halt mal eine Runde aussetzen. Und dann habe ich noch die Gartenarbeit auf dem Riesen-Grundstück ums Haus.
Stehen Sie so früh auf wie zu Amtszeiten? Wie sieht ein Tag von Eugen Götz aus?
Götz: Fast, zwischen 7 und 8 Uhr. Im Winter muss ich erst den Ofen anfeuern. Haushalt. Garten. Dienstags ist Singstunde im Gesangverein Schuttern. Donnerstags und freitags im Wechsel Rotary. Dazu die Vereine. Der Tag geht rum wie nichts.
Mischen Sie sich noch in die Kommunalpolitik ein? Sie haben doch sicher eine Meinung zu Themen wie Flüchtlinge, »Neues Ortszentrum« und Co.?
Götz: Die Frage stellt sich selbstverständlich. Dass mir die Gemeinde nicht egal sein kann, ist doch normal. Es gibt Leute, die meinen, ich sollte mich einmischen. Aber das ist nicht meine Meinung. Ich habe natürlich zu kommunalpolitischen Themen eine Meinung. Aber ich halte es nicht für gut, wenn sich der alte Bürgermeister einmischt. Was ich sagen kann: Mir hat nicht die Art und Weise gefallen, wie mit dem Thema Flüchtlinge umgegangen wurde. Das war menschenunwürdig. Das gehört versachlicht und vermenschlicht.
Blicken wir mal über den Friesenheimer Tellerrand in den Landkreis: Ihre Meinung zu LR und Co. verraten Sie doch sicher?
Götz: Mich hat es gewundert, dass sich der Kreistag zu diesem Rückschritt entschieden hat. Da wurde die große Einheit Ortenaukreis geschaffen und das fährt man ein bisschen zurück. Dem Auto ist es doch egal, welches Kennzeichen es hat. Von den Bürgern wird das Angebot angenommen. Man kann es als Werbung für die Vielfalt der Ortenau sehen. Politisch ist es jedoch ein Rückschritt. Das liegt im Trend, diese Tendenz zu mehr Selbstständigkeit. Wie beim Thema Ortschaftsrat Friesenheim, der auch ein Rückschritt wäre. Allerdings ging man bei der Gemeindereform vor über 40 Jahren davon aus, dass sich die Ortschaftsräte irgendwann abschaffen. Das ist nicht geschehen. So gesehen ist Friesenheim benachteiligt.
Aber die unechte Teilortswahl wurde abgeschafft.
Götz: Ja, doch dadurch hat sich die Zusammensetzung des Gemeinderats zu Lasten des Kernorts verschoben. Deshalb kam es zu dem Antrag, einen Ortschaftsrat einzurichten. Dabei war der Zusammenschluss damals wichtig. Kein Ortsteil hätte finanziell als Gemeinde überlebt. Sie merken, das Thema bewegt mich schon, Politik überhaupt nach wie vor.
Das Lachen ist Ihnen aber nicht vergangen, oder?
Götz: Nein, das Lachen vergeht mir nicht. Es ist vielleicht nur ein bisschen weiser und ruhiger geworden. Es geht uns ja nicht schlecht. Und damit meine ich nicht nur mich und meine Familie, sondern das Leben in unserem Land.
Zum 75. Geburtstag haben Sie im Lahrer Anzeiger gesagt, dass Sie mit Ihrer Frau gesund 90 werden wollen. Das sind ja gerade mal noch zehn Jahre. Sollten Sie jetzt nicht so langsam die 100 anpeilen?
Götz: Irgendein Philosoph hat gesagt: Die Zahl ist das Wesen aller Dinge. 80 teilt sich für mich in zwei Hälften: 41 Jahre Friesenheim, 39 Jahre Ettlingen. Jetzt liegt der Rest vor mir, das letzte Fünftel.
Eugen Götz
Ettlingen – hier lebte Eugen Götz von seiner Geburt bis 1976. Hier machte er eine kaufmännische Lehre und eine Fortbildung zum Diplom-Verwaltungswirt. Hier heiratete er Ingeborg. Dann gewann er die Bürgermeister-Wahl in Friesenheim. 2000 ging er in den Ruhestand. Das Ehepaar Götz hat eine Tochter und drei Enkel.