Die Weiterentwicklung der Grundschulen in Friesenheim beschäftigt den Gemeinderat schon seit längerem. Dabei rückte auch das Thema »Ganztagsbetreuung« zunehmend in den Fokus. Ursprünglich war vorgesehen, zum Schuljahr 2017/18 einen Antrag zur Einführung einer Ganztagsgrundschule zu stellen. Da jedoch so rasch noch kein pädagogisches Konzept vorlag, beschloss der Gemeinderat im März vergangenen Jahres, den Antrag auf Ganztagsschulbetrieb auf das Schuljahr 2018/19 zu verschieben. Bislang war jedoch überwiegend von einer offenen Ganztagsgrundschule die Rede. Dabei entscheiden die Eltern zu Beginn jedes Schuljahrs, ob ihr Kind am Ganztagsbetrieb teilnimmt oder nicht. Das pädagogische Konzept, das die Grundschule jetzt vorgelegt hat und das am Montag im Gemeinderat diskutiert wird, plädiert hingegen nun für eine gebundene Form, bei der alle Schüler verpflichtet wären, an den ganztägigen Angeboten teilzunehmen.

Mehrere Vorteile
Die gebunden Form, die übrigens sukzessive eingeführt werden würde, hätte aus Sicht der Schule mehrere Vorteile. So könnte man den Unterricht rhythmisieren, also die Kontingentstunden über einen längeren Zeitraum verteilen, sodass sich Phasen der An- und der Entspannung für die Kinder abwechseln und das Lernen dem Rhythmus jedes einzelnen Kindes besser angepasst werden kann. Bei einer offenen Form müssten voraussichtlich Mischklassen gebildet werden: Ein Teil der Kinder wäre im Ganztagsbetrieb, der andere eben nicht. In solchen Klassen könne die Rhythmisierung nicht sinnvoll umgesetzt werden, heißt es – der gesamte Unterricht müsste am Vormittag laufen; und der Nachmittag bliebe dann freizeitpädagogischen Angeboten vorbehalten. Doch hierfür ein hochwertiges Angebot zu schaffen wäre in der Wahlform schwieriger. 

Bedarfsumfrage notwendig
Der Antrag zur Einführung der Ganztagsgrundschule in Friesenheim muss spätestens zum 1. Oktober beim Staatlichen Schulamt Offenburg gestellt werden. Voraussetzung für die Einführung eines Ganztagsbetriebs ist eine Bedarfsumfrage. Voraussichtlich im Juni sollen laut Beschlussvorlage die Eltern der jetzigen Erstklässler und die der jetzigen Vorschulkinder befragt werden, ob sie bereit wären, ihr Kind für den Ganztagsbetrieb anzumelden. Daraus ergebe sich die prognostizierte Ganztagsschülerzahl und folglich auch die Form der Ganztagsschule. Zuvor ist für Mai eine Info-Veranstaltung zum Thema für alle interessierten Eltern geplant. Die endgültige Entscheidung soll dann im Juli im Gemeinderat fallen. Zuvor müssten auch die Schul- und die Gesamtlehrerkonferenz die Einführung der Ganztagsschule beschließen. 

Eltern haben Alternativen
In den anderen Grundschulen der Großgemeinde soll es hingegen beim bisher üblichen Halbtagsbetrieb bleiben. Wer sein Kind also nicht für den Ganztagsbetrieb anmelden will, kann es auch an eine der anderen Schulen anmelden. Eine Veränderung der Schulbezirke, die zum Schuljahr 2015/16 neu geordnet worden waren, ist derzeit laut Beschlussvorlage nicht angezeigt. Seinerzeit waren bekanntlich Schuttern als Außenstelle der Grundschule Friesenheim und Heiligenzell der Grundschule Oberweier zugeordnet worden.

Schulstandorte bleiben
Eine Schließung von Grundschulstandorten ist in Friesenheim derzeit kein Thema: Die Gemeinde geht davon aus, dass die Zahl der Kinder im Grundschulalter in den kommenden Jahren leicht ansteigen wird. Allerdings wird die Gemeinde in den nächsten Jahren erhebliche Mittel in Renovierung und Sanierung der bestehenden Standorte stecken müssen. Laut einer Kostenschätzung aus dem Jahr 2014 ist mit Investitionen von fast 13,5 Millionen Euro zu rechnen.