Geduldiges Warten auf 98,9 %
Mit 98,9 Prozent der gültigen Stimmen ist Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller (61, SPD) am Sonntagabend ohne Gegenkandidat in seine dritte – und dann auch letzte – Amtsperiode gewählt worden. Gratulanten quer durch die Parteien feierten mit ihm.
Der Kandidat muss warten. Lange, sehr, sehr lange warten. Im Gemeinderatssaal laufen am Sonntagabend die Fernsehsendungen zur Bundestagswahl. Und die ist in Lahr um dreiviertelzehn am Abend immer noch nicht ausgezählt. Wie schon vor vier Jahren wird Lahr im Wahlkreis Emmendingen-Lahr einmal mehr das Schlusslicht sein. Der örtliche Wahlleiter, Bürgermeister Guido Schöneboom, trippelt auf dem Gang vor dem Ratssaal Kopf schüttelnd hin und her: Das gibt's doch nicht!
Warten aufs Ergebnis
Der Saal ist mittlerweile gut gefüllt. Alles Sympathisanten des Lahrer Oberbürgermeisters, die ihm zu seiner Wiederwahl gratulieren wollen. Die Stadtkapelle ist schon aufmarschiert, um dem alten und neuen OB ein Ständchen zu servieren. Auch der Kandidat – wohl wissend um seine Wiederwahl – guckt ungeduldig auf die Uhr.
Ständchen und Küsschen
Dann – endlich – kurz vor zehn ist die Bundestagswahl ausgezählt. Die OB-Wahl vorgezählt. Jetzt geht es ratzfatz. Um 22.10 Uhr verkündet Wahlleiter Guido Schöneboom das Ergebnis, auf das die Lahrer im Gemeinderatssaal so lange gewartet haben: OB Wolfgang G. Müller ist mit 98,9 Prozent der gültigen Stimmen wiedergewählt worden. Beifall braust auf. Der Kuhbacher Entertainer Helmut Dold spielt dem strahlenden Sieger auf seiner Trompete das erste Ständchen. Die Stadtkapelle unter Leitung von Joachim Volk – an diesem Abend als FDP-Stadtrat vom Bundestagswahl-Ergebnis der Freidemokraten arg gebeutelt und dennoch frohgemut– folgt mit einer schmissigen Weise.
Dann Küsschen, Umarmungen, Gratulationen für den siegreichen (Allein-)Kandidaten. Der lädt zum Dankeschön in den »Rebstock« ein. Dort, wo er schon 1997 und 2005 seinen Wahlsieg gefeiert hat. Eine Konstanz, die er den Lahrern auch für seine weitere Kommunalpolitik verspricht: »Ich werde verantwortungsbewusst und engagiert mit diesem Vertrauensbeweis umgehen.«
Vertrauensvorschuss hat Wolfgang G. Müller bei einer Wahlbeteiligung von 52,7 Prozent zwischen 97,9 (Briefwähler) und 99,8 Prozent (höchstes Ergebnis in den Stadtteilen Kippenheimweiler und Reichenbach) geerntet. Dass es – konkurrenzlos – überall im Wahlkreis keine hundert Prozent werden, liegt an jenen Wählern, die die Alternative vermissen oder dem Amtsinhaber einen Seitenhieb für die nächsten sechs Jahre mit auf den Weg geben wollen.
Exotische Alternativen
Alternativ werden auf den Stimmzetteln einige andere Namen genannt: Anzahlmäßig die Spitze erringt der Erste Bürgermeister Guido Schöneboom mit sechs Stimmen. Auch ehemalige OB-Kandidaten wie Claus Vollmer (Grüne, drei Stimmen), Otto Neideck (CDU, 2 Stimmen) oder Birger Bär (CDU, 1 Stimme) sind dabei. Eher exotisch die je eine Stimme für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, für den Lahrer CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Weiß oder für »Alfons, der Tramp«, dem stadtbekannten Unikum.
Wie dem auch sei, die Oberbürgermeister-Wahl in Lahr ist gelaufen – und Wolfgang G. Müller bis zum 21. Oktober 2019 im Amt. Dies ist der Tag, an dem der Amtsinhaber 68 Jahre alt wird. Und dies ist die Altersgrenze für Oberbürgermeister im Land.