Hans Weide und Ludwig Hillenbrand in Heimetstub Nonnenweier
Improvisation war beim Historischen Förderverein Schwanau am Mittwoch das Gebot der Stunde. Vor kleinem Publikum boten Hans Weide und Ludwig Hillenbrand einen Abend mit Musik, Anekdoten und Mundart, erfüllt von badischer Gemütlichkeit.
Aus der ursprünglich geplanten Lesung mit Aktiven des »Autorennetzwerks Ortenau« beim Historischen Förderverein (HFV) Schwanau wurde am Mittwoch aus terminlichen Gründen eine merklich geschrumpfte Runde. Doch das änderte nichts daran, dass Hans Weide (Ottenheim), stellvertretender Vorsitzender, und Ludwig Hillenbrand (Lahr), dem diesmal kleinen Besucherkreis dennoch einen höchst unterhaltsamen, zweieinhalbstündigen Abend zu kredenzen verstanden.
Allein auf dem WC
Improvisation war das Gebot der Stunde, das die beiden erfahrenen Akteure glänzend beherzigten. Einleitend lud Vorsitzender Mathias Janssen zu einem spontanen Sektempfang ein. In dessen Rahmen kam, natürlich improvisiert, die Idee auf, das »Odner Neujahrslied« zu singen. Weide griff zur Gitarre und schon ertönten aus vielen Kehlen die süßlich-melancholischen Klänge von »Schon wieder ein Jährchen zur Ewigkeit dahin«.
Im Anschluss wechselten sich Weide und Hillenbrand ab. Weide animierte die Besucher unter anderem zum kräftigen Mitsingen bei Klassikern wie »Die Gedanken sind frei«, »Wenn alle Brünnlein fließen« oder auch »Mein Vater war ein Wandersmann«.
Daneben erzählte und las er Kurzgeschichten und Anekdoten wie »Nachtlesen«, »Bescheidenheit« oder »Die Zeiten ändern sich« vor. Den Stoff dafür lieferten zum einen seine vielen Jahre kommunalpolitischer Tätigkeit oder das eigene, durch Kinder und Enkelkinder reichlich gesegnete familiäre Umfeld. Die Zuhörer erfuhren etwa mehr über die Erfahrung, sich bei einer Vereinsfeier ungehört und einsam zu fühlen, wenn man sich aus Versehen auf der Toilette einsperrt. Weide kommentierte das süffisant mit der Frage: »Wisst ihr, wie es bei Matthäus 7,7 heißt? Ich will's euch sagen: ›Klopft an, und es wird euch geöffnet werden.‹«
Ludwig Hillenbrand hat mehrere Mundartbücher veröffentlicht. Er wuchs in Fessenbach auf und trug seine Anekdoten und Erinnerungen in Mundart vor. »Der Dialekt hat jahrelang ein Schattendasein geführt, war so verpönt wie Nasebohren.« Unter anderem die Entwicklungen rund um das AKW Wyhl (bei der auch Weide eine Rolle spielte) schufen bei den Menschen, gerade den Protestierern am Kaiserstuhl, durch den Dialekt auch eine sprachliche Einheit und Identifizierung. Er erzählte von seinem allzeit singenden Vater August und wie er »auf ganz zarte Weise über die Musik an die Geheimnisse des Lebens herangeführt« wurde.
Hintergründig und humorig zeigte Hillenbrand anhand von Bestellungen im Gasthaus Unterschiede zwischen Hochsprache und Dialekt auf. »Die Hochsprache klingt fast befehlend, der Dialekt fast wie Poesie.« Die Nachsilbe »le« (»Bierle«, »Wurschtsalädle«) veranschauliche darüber hinaus »ein ganz zartes Stück unserer alemannischen Seele«. Auch das Spannungsfeld zwischen Dialekt und Anglizismen biete Fallstricke. »Ebbes und Apps ist ebenso wenig dasselbe wie Luuser und Loser oder auch in Tee und in'd Heh«, hielt Hillenbrand fest. Über seine ersten politischen Erfahrungen wusste er im Kontext des Zusammenschlusses von Baden-Württemberg zu berichten.
Den Abschluss bildete ein natürlich improvisiertes Zusammenspiel von Hans Weide und Gunther Lehmann, die das »Badnerlied« intonierten.