Glockenaufhängung in der Kirche muss erneuert werden
Vor der Pfarrgemeinde St. Stephanus Reichenbach steht eine weitere Herkules-Aufgabe: Nachdem die historische Albiez-Orgel vergangenes Jahr saniert wurde, muss nun die Glockenaufhängung im Gotteshaus dringend erneuert werden. Im Gottesdienst am Sonntag wird um Spenden dafür gebeten.
Die Serie aufwendiger Baustellen in der Pfarrgemeinde St. Stephanus Reichenbach reihen sich wie Perlen an einer Schnur aneinander: Im vergangen Sommer wurde die Sanierung der historischen Albiez-Orgel vollendet (wir berichteten) und die alten, aus der Zeit des Kirchenbaus im Jahr 1847 stammenden Treppen und Leitern im Glockenturm aus Sicherheitsgründen erneuert. Nun wartet eine weitere kostenträchtige Aufgabe auf die Gläubigen Reichenbachs: Um weiterhin das stolze und schöne Geläut der fünf Kirchenglocken sicherzustellen, muss die Glockenaufhängung dringend überholt werden – ein harter und kostenintensiver Brocken. In der Kollekte während der heiligen Messe am kommenden Sonntag wird deshalb um Spenden gebeten.
Reichenbach wartet mit einer beeindruckenden Glockengeschichte auf: Nach dem Bau der Kirche kamen 1848 vier Glocken in den Turm, die bis ins Kriegsjahr 1917 zum Gottesdienst riefen und Freud und Leid verkündeten. Drei Glocken mussten die Reichenbacher zu Kriegszwecken abgeben, ebenso im Jahr 1942, nachdem die Pfarrei nach dem Ersten Weltkrieg mühsam das Geläut mit drei neuen Glocken vervollständigt hatte.
Erst 1950 kamen neue Glocken aus Stahl, die als Provisorium gedacht waren. 1956 konnten diese durch Bronzeglocken ersetzt und durch eine fünfte ergänzt werden, sodass die Reichenbacher seither über ein voluminöses und sonores Geläut aus der Glockengießerei Schilling in Heidelberg verfügen.
1956 erstmals ertönt
Die größte Glocke wiegt 1284 Kilogramm. Das Grundmotiv der Glockenstimmung bildet der Choral »Salve Regina«. Ihr Ruf ertönte erstmals am 2. September 1956 über dem Dorf. Die Glocken sind der Dreifaltigkeit, der Gottesmutter Maria, dem heiligen Josef, dem Kirchenpatron Stephanus und den Schutzengeln geweiht und mit Inschriften und Bildern geschmückt.
Glocken sind mehr als nur Rufsignale für Gottesdienste: Sie gehören zur abendländischen Kultur, wie Friedrich von Schiller in seinem »Lied von der Glocke« in Verse setzte. Der Dichter Reinhold Schneider schrieb in prophetischer Vorausschau auf die Nazi-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs: »Verlieren die Glocken die Gewalt über den Lärm, die Türme die Herrschaft über die Dächer, so ist keine Hoffnung und kein Leben mehr.« Und der Wunsch aller, die die Glocken hören, sind im letzten Vers von Schillers Gedicht auf den Punkt gebracht: »Friede sei ihr erst Geläute.«