Was tun nach Führerscheinverlust wegen zu viel Alkohol
Bei Verkehrskontrollen, besonders in der Fasnachtszeit, fallen immer wieder Autofahrer auf, die zu tief ins Glas geschaut haben und ihren Führerschein abgeben müssen. Es droht eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung. Die Suchtberatung Lahr bietet für Betroffene Seminare an.
Das letzte Glas Bier war dann wohl doch zu viel. Georg M. ist auf seinem Heimweg nach einer Feier kontrolliert worden und musste ins Röhrchen blasen. Der Alkoholwert lag eindeutig über dem erlaubten Limit, der Lappen ist jetzt erst mal weg. Und zwar für ein ganzes Jahr. So oder so ähnlich ergeht es zahlreichen Autofahrern. »Viele meinen, sie bekämen nach Ablauf des Jahres ihren Führerschein automatisch wieder«, berichtet Martha Hildersberger von der Suchtberatung Lahr.
Wer sich darauf verlasse, habe schlechte Karten. Denn der Verkehrssünder muss zeigen, dass er sich aktiv mit dem Problem Alkohol oder Drogen auseinandergesetzt hat, bevor er zu einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU), im Volksmund Idiotentest, zugelassen wird. Und dieses Auseinandersetzen mit dem Problem ist ein teures.
Haar- oder Urinanalysen
»Was viele nicht wissen ist, dass sie über ein ganzes Jahr ein regelmäßiges Screening über sich ergehen lassen müssen«, erläutert die Sozialarbeiterin. Das sei entweder eine Haaranalyse, die in dem Jahr viermal stattfindet, oder aber eine Urinuntersuchung, die sechsmal und ohne vorherige Ankündigung angeordnet wird. »Da wird man dann angerufen und muss am nächsten Tag kommen.« Ob Alkohol oder Drogen konsumiert worden seien, sei im Urin drei bis fünf Tage lang nachweisbar, in den Haaren länger. Die Kosten trägt der Autofahrer. »Da kommen locker 800 bis 1000 Euro zusammen.«
Die Suchtberatung Lahr bietet Seminare an, in denen sich die Betroffenen an fünf Abenden mit ihren Problemen, die den Alkoholmissbrauch ausgelöst haben, auseinandersetzen. Dadurch erhöhe sich die Chance, die MPU erfolgreich zu absolvieren (Stichwort I).
»Es ist erstaunlich zu sehen, welche Verwandlung die Teilnehmer in der Zeit durchmachen«, erzählt Hildersberger. Davon abgesehen, dass sie ohne Alkohol und Drogen körperlich wieder fit würden und auch so aussähen, verändere sich ihre Einstellung und die Stimmung. Außerdem steige die Lebensqualität.
Trotzdem seien viele am Ende des Jahres noch nicht soweit, dass sie die MPU auch bestehen: »Das ist eine richtige Prüfung, in der man beweisen muss, dass man erfolgreich an sich gearbeitet hat.«
Aber auch von denen, die die Prüfung bestehen, schaffen es nicht alle, den Führerschein auf Dauer zu behalten. »Die Rückfallquote«, schätzt Hildersberger, »liegt bei rund 50 Prozent«. Eine MPU könne übrigens auch bei Autofahrern angeordnet werden, die mehrfach mit geringeren Promillewerten erwischt wurden, die nicht zwangsläufig einen Führerscheinentzug nach sich ziehen.
Seminar in Lahr beginnt im März
Die Suchtberatung Lahr bietet demnächst wieder ein Führerscheinseminar für Autofahrer an, denen der Führerschein infolge von Alkoholkonsum entzogen wurde. Im Seminar werden Ursache und Auswirkung des Trinkens besprochen und damit die Chancen auf eine positive Medizinisch-Psycholoische Untersuchung erhöht. Der Kurs beinhaltet fünf Termine mit jeweils zwei Stunden Seminar und beginnt am Donnerstag, 9. März. Die Kosten in Höhe von 320 Euro sind vom Teilnehmer zu tragen. Anmeldungen sind unter Telefon 0 78 21 / 2 66 50 möglich. Weitere Informationen gibt es im Internet: www.suchtberatung-lahr.de
Zahlen
☛ Nach Auskunft des Landratsamts wurden im Ortenaukreis im vergangenen Jahr insgesamt 539 Führerscheine entzogen. Davon wurden 322 auf gerichtlichem Weg einbehalten. Einer Schätzung zufolge dürfte die Mehrzahl davon auf Alkohol und Drogen im Straßenverkehr zurückzuführen sein. 217 wurden auf dem Verwaltungsweg eingezogen, wobei die freiwilligen Rückgaben von Führerscheinen mitgezählt wurden.
☛ Infos zur Promillegrenze gibt’s hier: de.wikipedia.org/wiki/Promillegrenze