Ikebana-Meister Kikuto Sakagawa wird heute 75
Wenn ein Japaner, der seit 40 Jahren in Europa lebt, vom ehemaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac ein persönliche Schreiben erhält, in dem er für seine Ikebana-Künste geehrt wird, dann ist das eine besondere Auszeichnung. Der in Lahr lebende Ikebana-Meister Kikuto Sakagawa hat sie erhalten. Heute, Dienstag, wird er 75 Jahre alt.
Kikuto Sakagawa ist auf der Insel Hokkaido im Norden Japans geboren. Der Blumengarten an seinen Elternhaus bot ihm alles, um sich bereits als Kind der Blumenkunst zu widmen. Nach der Schulzeit studierte in Sapporo, besuchte später verschiedene Ikebana-Schulen in Tokio und schloss mit dem Meisterdiplom ab.
Verwandete in Lahr
1976 zog es ihn in die Welt hinaus und landete in Lahr, weil er hier Verwandte hatte. »Europa war für mich ein großes Abenteuer«, sagt der Jubilar und erinnert sich: »Meine erste Ikebana-Ausstellung in Lahr war am 11. November 1976. Der damalige Oberbürgermeister Philipp Brucker und der ehemalige Leiter des Stadtparks, Eckard Riedel, haben mich sehr unterstützt.«
In seiner Lahrer Wohnung hat er drei Ordner, prall gefüllt mit Zeitungsausschnitten, die mehr ein jahrzehntelanges Leben für die Ikebana-Kultur widerspiegeln. Die Bilder zeigen Kikuto Sakagawa im Kimono und mit Blumengestecken in der Hand, häufig flankiert von Promis wie Joachim Fuchsberger, Marika Röck oder Helen Schneider. Im früheren Südwestfunk hatte er einst eine eigene, zwölfteilige Fernsehreihe.
Ikebana-Schule in Freiburg
1987 veröffentlichte der »Blumenmeister« das Buch »Ikebana ist die Kunst, die Seele der Natur darzustellen« und gründete in Freiburg eine eigene Ikebana-Schule. Insgesamt mehr als 2000 Schüler hat Kikuto Sakagawa dort unterrichtet. »Verheiratet« ist er nur mit seinen Blumen; seine Schüler und Seminarteilnehmer sind seine »Kinder«, denen er sich voll und ganz widmet.
»Das Blumenstecken ist ein meditativer zeremonieller Vorgang, bei dem Menschen Ruhe und Zeit finden, den Herausforderungen des täglichen Lebens besser begegnen zu können«, erklärt Kikuto Sakagawa seine Philosophie. Seine Lahrer Wohnung ist gespickt mit Tuschezeichnungen, Kunstgegenständen und Kimonos. Obwohl alles asiatisch eingerichtet ist, möchte er nicht in seine Heimat zurück. »Ich bin ein europäischer Japaner«, sagt er.
Besonders geehrt fühlte er sich zu seinem 70. Geburtstag. Zu diesem Anlass hatten seine Schüler gemeinsam mit der Stadt Lahr im Oktober 2011 eine dreitägige Ausstellung im Alten Rathaus organisiert, die mit einer Ikebana-Zeremonie eröffnet worden war. Derzeit arbeitet der »Blumenmeister« an seinem fünften Buch. Seinen 75. Geburtstag heute wird er nicht groß feiern; das sei nicht üblich bei japanische Erwachsene, sagt er, nur bei Kindern.