In Schwanau sind Frauen in der Politik spitze
Vier Ortsteile – drei Ortsvorsteherinnen: Für eine Gemeinde von der Größe Schwanaus (rund 6800 Einwohner) ist das beachtlich. Das kann so manch größere Kommune nicht vorweisen.
Nach dem Ausscheiden von Erik Weide als Ottenheimer Ortsvorsteher wurde nach Ria Bühler (57, Freie Wähler) in Allmannsweier, Dagmar Frenk (44, SPD) in Nonnenweier mit Silke Weber (54, Freie Wähler) bereits die dritte Ortsvorsteherin in Schwanau gewählt.
Einzig Wittenweier hat mit Sven Kehrberger (63, CDU) noch einen Mann an der Spitze. Damit dürfte in der Riedgemeinde die viel diskutierte Frauenquote gerade in dieser ehemaligen Männerbastion mehr als erfüllt sein.
Vorab sei festgestellt, dass alle drei Ortsvorsteherinnen im Hinblick auf ihr Ergebnis bei den Kommunalwahlen 2014 sehr gut legitimiert sind. Sowohl bei den Gemeinderats- als auch bei den Ortschaftsratswahlen erzielten sie das höchste oder zumindest das zweitbeste Ergebnis in ihren Ortsteilen. Das geschah nicht von ungefähr, denn Ria Bühler und Dagmar Frenk waren bereits seit 2009 Ortsvorsteherinnen und auch Silke Weber konnte auf eine zehnjährige Tätigkeit als Ortschaftsrätin zurück schauen. Die Wahl in an die Spitze durch die Ortschaftsräte dürfte somit dem Wählerwillen entsprechen.
In der Regel ist der Ortsvorsteher – das Ende »innen« gibt es in Schwanau erst seit 2009 – auch Mitglied des Ortschaftsrats. Das ist jedoch keine Bedingung, denn die Ortsvorsteher Richard Häß, Hans Reiter, Heinz Stolz in Ottenheim, Ernst Reitter in Allmannsweier und Wilhelm Schlager in Wittenweier waren zum Beispiel nicht stimmberechtigte Angehörige.
Die Geschichte der Ortsvorsteher beginnt mit der Umsetzung der Gemeindereform 1972 und der damit verbundenen Gründung der Fusionsgemeinde Schwanau mit ihren vier Ortsteilen. Da Ottenheim den Verwaltungssitz erhielt, war hier zunächst kein Ortschaftsrat vorgesehen. Dies scheiterte jedoch an dem Protest des damaligen Bürgermeisters Richard Häß und den Gemeinderäten aus Ottenheim.
Bei den anschließenden Wahlen zum Gemeinderat von Schwanau und den vier Ortschaftsräten kandidierte 1972 nicht eine einzige Frau. Heute unverständlich, aber gerade in den Landgemeinden war die Kommunalpolitik in der Regel damals eine rein männliche Angelegenheit.
1975 wurde mit Elisabeth Oberle auf der Liste der SPD die erste Frau in den Gemeinderat gewählt. Die Situation hat sich im Laufe der Jahre entscheidend geändert, denn einschließlich der drei Ortsvorsteherinnen sitzen im Gemeinerat fünf, im Ortschaftsrat Allmannsweier vier, in Ottenheim, Nonnenweier und Wittenweier jeweils zwei Frauen. Im Hinblick auf die Gesamtzahl in allen Gremien (56) sind das jedoch lediglich 26,70 Prozent. Fast umgekehrt ist es in den Ortsverwaltungen. Hier beträgt die Quote 75 Prozent zugunsten der Ortsvorsteherinnen. Allerdings hat es 37 Jahre gedauert, bis 2009 mit Ria Bühler und Dagmar Frenk die ersten Frauen in dieses Amt gewählt wurden.
Männliche Vorgänger
Die meisten Vorgänger hatte Silke Weber in Ottenheim mit Altbürgermeister Richard Häß (1972 bis 1984), Hans Reitter (1984 bis 1989), Hans Weide (1989 bis 2004), Heinz Stolz (2004 bis 2009) und Erik Weide (2009 bis 2016). Jeweils drei waren es mit Altbürgermeister Ernst Reitter (1972 bis 1978), Max Heitz (1978 bis 1989) und Achim Fiehn (1989 bis 2009) bei Ria Bühler in Allmannsweier und drei mit Altbürgermeister Andreas Wirth (1927 bis 1976), Rudolf Häs (1976 bis 1999) und Fritz Fischer (1999 bis 2009) bei Dagmar Frenk in Nonnenweier. Auf die längste Zeit als Ortsvorsteher kann Altbürgermeister Wilhelm Schlager zurück blicken, der seinem Nachfolger Sven Kehrberger nach 32 Jahren 2004 die Wittenweirer Ortsverwaltung übergab.