Meißenheim

Info-Markt zum neuen Rhein-Polder in Meißenheim

Michael Müller
Lesezeit 3 Minuten
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23. November 2016

(Bild 1/3) Nicht nur bei den drei Bürgermeistern Alexander Schröder (Meißenheim), Jochen Fischer (Neuried) und Wolfgang Brucker (Schwanau/vorn v. links)) stieß der Info-Markt auf großes Interesse. ©Michael Müller

In Form eines Info-­Marktes wurden am Dienstag in der Meißenheimer Festhalle die Planungen für den künftigen Rhein-Polder Ichenheim/Meißenheim/Ottenheim vorgestellt. Dabei hatten die Bürger an verschiedenen Ständen Gelegenheit, zu unterschiedlichen Themen Fragen zu stellen.

Naturverträglicher Hochwasserschutz – das ist das Ziel des Integrierten Rheinprogramms (IRP). Es sieht allein auf deutscher Seite de Bau von 13 Rückhalteräumen vor – Gesamtvolumen über 167 Millionen Kubikmeter Wasser. Doch erst vier sind in Betrieb: die Polder Rheinschanzinsel bei Philippsburg, der Polder Söllingen/Greffern und das Kulturwehr Kehl/Straßburg mit dem Polder Altenheim. Der Polder Ichenheim/Meißenheim/Ottenheim (IMO) ist dagegen erst in der Vorbereitung für das Planfeststellungsverfahren – also in einem sehr frühen Stadium. 

Appell zur Gemeinsamkeit
Dass Polder nicht unumstritten sind, hat zuletzt der erbitterte Streit um den Polder Elzmündung gezeigt. Umso wichtiger war es dem Regierungspräsidium, Offenheit zu demonstrieren. »Wir wollen ihre Infos und Ihr Wissen in die Planung aufnehmen«, so Harald Klumpp, Leiter der Projektgruppe Offenburg des IRP, am Dienstag beim »Info-Markt« in der Meißenheimer Festhalle. Auch Meißenheims Bürgermeister Alexander Schröder rief dazu auf, gemeinsam zu einem guten Ergebnis zu kommen.

»Marktstände« zu verschiedenen Themen
Es war ein weitgehend neues Format, dass die Verantwortlichen hier ausprobierten: Statt »Frontal-Unterricht« und langen Referaten gab’s nur einen knappen Einführungsvortrag, und danach hatten die Besucher Gelegenheit, mit den Fachplanern zu diskutieren. Dazu waren »Marktstände« zu verschiedenen Themen aufgebaut. Ingenieure und Experten des RP nahmen dort Hinweise und Informationen entgegen und notierten offene Fragen. 

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Ökologische Flutungen geplant
Im Hochwasserfall soll das Wasser durch ein neues Einlassbauwerk in den Polder geleitet werden und diesen großzügig durchströmen. Beim Meißenheimer Rheinhafen wird das Wasser mit Verzögerung wieder in den Rhein zurückgeleitet. Im späteren Betrieb sind auch regelmäßig ökologische Flutungen geplant, damit sich im Polder wieder eine auenwald-typische Vegetation ansiedeln kann. Der Polder wird somit auch ein wertvoller Naturraum, so Klumpp. 

Deiche werden ertüchtigt
Im Zuge der Bauarbeiten ist außerdem geplant, die Deiche zu sanieren und zum Teil zu erhöhen. Da auch Deichverteidigungswege angelegt werden, brauchen die Dämme auch mehr Fläche. Der Schutz der Ortslagen wird auf Basis eines Grundwassermodells geplant. Es soll verhindern, dass es durch den Polder zu schadbringenden Grundwasseranstiegen und -verschmutzungen kommt. 

»Wir machen nicht den Deckel zu«
»Wir machen heute nicht den Deckel zu«, sicherte Klumpp am Ende den Bürgern weitere Informationen zu. Mit dem Verlauf des Info-Marktes zeigte er sich zufrieden: »Es fanden viele Gespräche statt, und es ist keine Einbahnstraße, dass wir nur informieren: Wir kriegen auch was zurück.«

Polder in Zahlen
◼ Maximale Überflutungsfläche: 390 Hektar oder 3,9 Millionen Quadratmeter
◼ Maximal mögliches Einstau-Volumen im Hochwasserfall: 5,8 Millionen Kubikmeter
◼ Baukosten: Erste Schätzungen gehen von Gesamt-Investitionskosten von rund 72 Millionen Euro aus.

Stichwort

Das sagen die Besucher

»Ich finde es gut, dass die Planer auf die Bürger zukommen. Man kann studieren wie man will – die Ortskenntnis, und das Wissen, wie es früher einmal war, kann das beste Studium nicht ersetzen. Somit ist es gut, dass man miteinander schwätzt.«
Mario Kopf (Ottenheim)

»Vor 20 Jahren wäre die ganze Halle bestuhlt gewesen, und oben auf der Bühne hätte ein Gremium mit Experten gesessen, die dem Publikum erzählen, was gemacht wird. Diesen neuen kooperativen Stil finde ich genial.«
Tom Jacob (Ichenheim)

»Die Leute haben die Möglichkeit, sich zu informieren und ihre Meinung zu äußern. Vor allem die themenspezifische Information war toll. Jeder Bürger hat schließlich andere Schwerpunkte, die ihn interessieren.«
Artur Wendle (Ichenheim)

»Man merkt schon, dass die Vorhabenträger aus der Vergangenheit gelernt haben. Man geht heute anders auf die Leute zu. Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, das so zu machen.«
Michael Fertig, Hauptamtsleiter der Gemeinde Schwanau

Kommentar

Vertrauen geschaffen

Ob sich der Streit um den benachbarten Polder Elzmündung hätte vermeiden lassen, wenn Politiker, Behörden und Planer die Bürger in ähnlichen Stil informiert hätten wie jetzt in Meißenheim? Zugegeben, diese Frage ist müßig zu diskutieren: Die juristischen Auseinandersetzungen sind weitgehend gelaufen, die Bauarbeiten haben begonnen. Tatsache ist: Solidarität lässt sich nicht verordnen, Akzeptanz nicht vorschreiben. Insofern war der Info-Markt allein schon als vertrauensbildende Maßnahme eine gute Idee, bot er doch den Bürgern die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit den Experten zu diskutieren. Gewiss gibt es noch viele offene Fragen, und das Projekt Rhein-Polder Ichenheim/Meißenheim/Ottenheim ist noch in einem so frühen Stadium, dass die Experten nicht auf alle Fragen jetzt schon eine Antwort haben. Letztlich bewahrheitet sich wieder einmal die alte Weisheit, dass es besser ist, miteinander zu reden statt übereinander – und die Behörden haben signalisiert, dass sie dazu bereit sind. Das kann viel Dampf aus dem Kessel nehmen – und das ist gut so.

Es wird jetzt darauf ankommen, dass beide Seiten die sich daraus ergebenden Chancen nutzen. »Wir machen heute nicht den Deckel zu«, meinte Harald Klumpp vom Regierungspräsidium Freiburg in seinem Schlusswort. Nehmen wir ihn also beim Wort. Und die Bürger wiederum tun gut daran, das Informationsangebot, das ihnen die Experten machen, auch anzunehmen und sich in den Planungsprozess einzubringen, statt sich in die Motz-Ecke zurückzuziehen oder den Besserwisser zu spielen. Die Bürger in Altenheim und Goldscheuer etwa leben schon seit mehr als einem halben Jahrhundert mit Kulturwehr und Polder – ohne dass es Probleme gibt. 

Das zeigt, dass es möglich ist, auch bei so einem Großprojekt vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Und das ist immer noch sinnvoller, als sich hinterher in teuren und langwierigen Streitereien aufzureiben.

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