Junge Autoren aus Lahr stellen sich im Stadtpark vor
Wer im digitalen Zeitalter aufwächst, der kommt nicht zwingend auf die Idee, ein richtiges Buch zu verfassen. Bei Stephanie Kovacs und Sebastian Köhli ist das anders. Sie sind die beiden jüngsten Autoren bei der Messe »Kunst und Genuss« am Freitag und Samstag im Stadtpark.
Feist ist ein richtig altes Wort. Unangenehm dick, fett – diese Bedeutungen listet der Duden dafür auf. In der heutigen Zeit kann man darunter aber auch etwas anderes verstehen: Fett steht in der Jugendsprache schließlich für super, fantastisch, cool.
So ähnlich erklärt Sebastian Köhli den Titel seines ersten Buchs. »Feisste Worte« steht auf der Titelseite. Der Schreibfehler ist beabsichtigt. »Wer den Titel liest, soll hinterfragen. Er soll dazu anregen, die Umgebung kritisch zu betrachten«, erklärt der junge Lahrer in seinem Blog. Genau das ist Köhlis Ansatz: Gesellschaftskritik, Dinge hinterfragen, provozieren. »Wer sich am Titel stört, der ist genau der Richtige für das Buch«, sagt der 26-Jährige.
Dass der junge Lahrer die klassische Autorenarbeit dem regelmäßigen Bloggen im Netz vorgezogen hat, bezeichnet er selbst als »ungewöhnlich«. »Fang doch mal an zu schreiben«, hat eine Mitschülerin einmal zu ihm gesagt. In Karlsruhe, wo er Germanistik und Geografie studiert hat, entstanden Novellen, Erzählungen und Kurzprosa, der Kontakt zu einem kleinen Autorennetzwerk. Auftritte auf offenen Bühnen folgten. Irgendwann wurde der Verlag »Brot und Kunst« aufmerksam. Im Februar 2014 hielt Köhli die erste gedruckte Auflage seiner Kurzgeschichten-Sammlung in den Händen. Die zweite ist im Moment im Druck.
Langer Weg zum Buch
Klingt viel einfacher, als es wirklich ist. »Einfach so verlegt niemand das, was du schreibst«, sagt Köhli. »Wenn man einen Verlag einfach anschreibt, schmeißen die das wahrscheinlich weg.« Agenten, die vermitteln, können da hilfreich sein. Bis dann aber Korrektorat, Lektorat, Satz und Cover abgehakt sind, ist es noch mal ein langer Weg. »Und dann denken manche, man verdient damit richtig Geld.«
Davon kann auch Stephanie Kovacs ein Lied singen. »Wilde Lilie«, der erste Roman der 34-Jährigen, steht kurz vor der Veröffentlichung. Bis dahin war es ein weiter Weg. Angefangen hat alles auf der digitalen Schiene – mit einem Blog, bei dem das Fantasiewesen »Jupi« im Mittelpunkt steht. Als der Heragon-Verlag darauf aufmerksam wurde, entstanden zwei Reiseführer für Kinder. Dabei entdeckt »Jupi« die Stadt Freiburg und den Schwarzwald. Kurzgeschichten ebneten den Weg zum ersten Roman.
Geld sammeln im Netz
Das traditionelle Format will die Lahrerin, die in Freiburg geboren ist, auf eine durch und durch moderne Art und Weise unter die Leute bringen. Stichwort Crowdfunding. Will heißen: Die Idee fürs Buch wird im Internet vorgestellt, und es werden Geldgeber gesucht, die die Produktion finanzieren. »In der Verlagswelt braucht man einen Namen. Als neuer Autor hat man es schwer«, sagt sie. Zusammen mit dem Freiburger Kladdebuch-Verlag hat sie es dennoch geschafft. 71 Unterstützer haben 5000 Euro gesammelt. Bis zur Frankfurter Buchmesse im Oktober soll das Bucht erscheinen.
Aus »Wilde Lilie« wird sie auch im Stadtpark lesen. Der Roman handelt von einer jungen Frau, die durch einen tragischen Unfall ihren kleinen Sohn verliert. Und davon, wie sie mit dem Verlust umgeht. Sie wählt einen persönlicheren Ansatz als Köhli, auch wenn ihr Buch, wie sie betont, nicht autobiografisch ist. »Alltägliches bis Sozialkritisches« – so beschreibt die Autorin ihr Spektrum.
Dass beide beim Schreiben bleiben werden, scheint vorgezeichnet. Manuskripte mit Hunderten Seiten liegen im Regal von Sebastian Köhli, der auch als freier Mitarbeiter für die Zeitung schreibt. Stephanie Kovacs hat bereits den Text für ihren zweiten Roman im Block. »Eine Fantasiegeschichte, völlig anders als ›Wilde Lilie‹.« Ihr Blog liegt derweil auf Eis.
Zum Nachdenken anregen
Keine Frage: Die Motivation ist da. »Durch das Schreiben kann man andere Menschen zum Nachdenken animieren«, sagt Stephanie Kovacs. »Man kommt auf neue Gedanken, stellt vielleicht auch andere Fragen ans Leben«, ergänzt Sebastian Köhli. »Ohne Zeigefinger auf Missstände hinweisen, das geht am besten durch Fiktion, durch Literatur.«
Eine seiner Kurzgeschichten handelt von einem Flüchtling, der in Richtung der Insel Lampedusa unterwegs ist. »Das Mittelmeer steht als Grenze zwischen Hoffnung und Scheitern.« Eine Gratwanderung, die auch den beiden jungen Autoren alles andere als unbekannt ist.
Mehr Infos gibt es unter:
feissteworte.jimdo.com
visionbakery.com/wilde-lilien
Lesungen bei »Kunst und Genuss«
◼ Heute, Freitag, 18 bis 24 Uhr: Peter Winter, Karin Jäckel, Klaus Huber, Hannelore Schlote, Rosemarie Volz und Serge Rieser
◼ Morgen, Samstag, 18 bis 24 Uhr: Ludwig Hillenbrand, Stephanie Kovacs, Sebastian Köhli, Tatjana Broek, Cindy Blum und Jochen Heidt