Landesbischof ruft zum Gewaltverzicht auf
Rund 500 Menschen haben sich am Samstag in Lahr zum »Tag für Engagierte« der Evangelischen Landeskirche Baden getroffen. Zum Auftakt des mit Workshops gespickten Kongresses skizzierte Landesbischof Joachim Cornelius-Bundschuh das Lutherische Freiheitsideal.
Lahr. Im Mittelpunkt des ersten Regionalkongresses der Evangelischen Landeskirche standen die Begegnung und der Austausch, das Gespräch zwischen ehrenamtlich Engagierten und Mitarbeitern der Kirche, die Information über Themenfelder der Kirchenarbeit. Rund 25 Workshops hatten die Organisatoren auf die Beine gestellt.
Thematisiert wurden neue Formen der Glaubensausübung und der Kirchenarbeit, die klassischen Tätigkeitsfelder vieler Ehrenamtlicher, die Kinder-, Jugend- und Seniorenbetreuung, drängende Fragen zur Flüchtlingsarbeit und zu Umweltthemen sowie zur Kirche im 21. Jahrhundert. Wer Lust hatte, konnte einen der Infostände in der Aula des Max-Planck-Gymnasium (MPG) – dem zentralen Veranstaltungsort – besuchen und in der Mittagspause in der MPG-Mensa das persönliche Gespräch suchen.
Am Beginn des kleinen Kirchentags stand eine liturgische Feier in der Stiftskirche, in der sich Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh mit dem Freiheitsbegriff Martin Luthers und zentralen Fragen des gesellschaftlichen Miteinanders auseinandersetzte. Abgeleitet von einem Brief des Paulus an die Galater, definierte sich der Kirchenreformator als freier Herr über alle Dinge, der niemanden Untertan ist und nur Gott gegenüber Rechenschaft abzulegen hat. Luther und die ihm nachfolgenden Vertreter der Evangelischen Kirche fühlen sich aber bis heute dem Gebot der Nächstenliebe, der Toleranz und Offenheit verpflichtet. »Ich bin ein Knecht aller Dinge und jedermann untertan«, lautet der zweite Teil der seit 500 Jahren gültigen These. Aus ihm leite sich nicht zuletzt auch das ehrenamtliche Engagement vieler Christen ab, die Bereitschaft, den Schwachen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, sagte der Bischof.
Eingefordert, so der Bischof, sei ein aufrechter Gang und ein kritischer Geist. Es gehe darum, über sich selbst zu bestimmen und sich trotzdem zurückzunehmen, für andere einzustehen, jeder Form von Fundamentalismus und Fanatismus eine klare Absage zu erteilen sowie neugierig und offen neue Wege zu beschreiten. Im Zentrum allen Handels stehe dabei die bedingungslose Bereitschaft, auch in schwierigen Zeiten auf Gewalt zu verzichten. Luther zu folgen, heiße auch, jeder Form von Abgrenzung und Intoleranz eine Absage zu erteilen und sich bewusst zu machen, dass sich Gewalt durch nichts rechtfertigen lasse.