»Luser« traf auf den »Looser«
Mundart-Autor Ludwig Hillenbrand aus Lahr stellte am Mittwoch sein neues Buch in der Sternenberghalle in Friesenheim vor – ein Spaß mit vielen Sprachwirrungen zwischen Alemannisch, gehobenen Deutsch und Anglezismen.
Friesenheim. Er schreibt schon seit vielen Jahren alemannische Texte: Ludwig Hillenbrand, der sich meist als »pensionieter Ditschlehrer un Schuelleiter vum Lohrer Max-Planck-Gymnasium« vorstellt. Am Mittwoch war der in Lahr lebende gebürtige Fessenbacher zum zweiten Mal zu Gast bei der Volkshochschule (VHS) in Friesenheim. Beim letzten Mal stellte er sein erstes Buch »Ha, so ebbs!« vor. Es freute ihn, dass in den Nebensaal der Sternenberghalle am Mittwoch auch ehemalige Schüler gekommen waren. Oft sei es so, dass an solchen Mundartabenden eher ein älteres Publikum da sei. Er freue sich auch auf die Friesenheimer Seelen, welche an diesem Abend – frei nach Goethe – Atem schöpfen möchten in der »Muettersproch«.
»Ä bissel anders«
Zunächst kam ihm das Alemannische nur gedrosselt über die Lippen, da Hillenbrand erst auf das Jahresthema der VHS einging: Heimat. Die Welt sei im Umbruch, in Bewegung. Deshalb sei Heimat ist ein ganz tolles Thema. Die Mundart sei auch Heimat. »In der Sproch isch man Daheim. Man seid ja nit um ä sonst Muettersoroch«, so Hillenbrand, der nach und nach in die Tiefen der hiesigen Dialekte abtauchte. Ab und zu gab es kleine Exkursionen in sein erstes Buch, aber die meisten Geschichten und Anekdoten entnahm er aus seinem zweiten Werk »Des un sell. Iwwers Alemannische un unseri Zit«, das 2013 erschien. Und immer wieder präsentierte er Sprachverwirrungen, die durch Mundartbegriffe entstehen können. Beispielsweise dass ein Gast aus Norddeutschland nicht verstehen konnte, dass er sich mit einem »Debich« zudecken sollte. »Wieso denn mit einem Teppich«, so der Norddeutsche erschrocken.
Hillenbrand verwies jedoch darauf, dass auch in der Region überall »ä bissel anders« geredet wird. Ob in Fessenbach oder Offenburg, wo er aufgewachsen ist, in Lahr, wo er wohnt, oder in Friesenheim, wo er zu Gast war. Das mache den Dialekt zu einer spannenden Sache. So ganz Lahrerisch kommen deshalb seine Büchlein nicht daher, ein wenig Fessenbacherisch sei auch dabei.
In seinem zweiten Buch lässt sich unter anderem auch nachlesen, wie es Hillenbrand gegangen ist, als er in den Ruhestand trat. In Friesenheim gab er eine Kostprobe davon, schilderte auf humorvolle Weise, dass er nicht fürs an den Herd stehen geboren sei und mit dem Einkaufen dauerte es auch so seine Zeit, bis er damit zurecht gekommen sei. Er musste in die Lehre bei seiner Frau gehen, lachte er.
Auch an kleinen Verwechslungsgeschichten fehlt es in dem Büchlein nicht. Beispielsweise dass die siebenjährige Enkelin nach den »Chillern« fragte, die in der Schillerstraße feiern. Und als der Opa von einem »Luser« (Lausbuben) sprach, dachte die Enkelin an »Looser« (Verlierer). Der »Kropfigel« (Neckerei für Kleine) – besagte Enkelin – ist in dem Büchlein immer wieder präsent, vor allem wenn es um Denglisch (Anglizismen und Scheinanglizismen) geht. Hillenbrand hatte unzählige Beispiele parat und den Besuchern gefiel es – ein rundum lustiger Abend.