Madonna in Schutterns Kirche erstrahlt in der Sonne
Im März und September strahlt die Sonne Schutterns Madonna im Westportal der ehemaligen Klosterkirche an. Den Effekt, den man eigentlich nur für ein paar Minuten abends erhaschen kann, gibt es nun das ganze Jahr über.
Zweimal im Jahr – im März und September – soll durch Sonneneinstrahlung die Madonna in Schutterns ehemaligen Klosterkirche erleuchtet werden. Ein Phänomen, dass Siegfried Ehrhardt vom Historischen Verein schon lange beschäftigt. 14 Jahre bereits. Immer wieder versuchte er in den Abendstunden den richtigen Moment zu erwischen. »Einmal bin ich dann gerannt wie ein Wiesel«, erinnert er sich im Gespräch mit dem Lahrer Anzeiger. Es hat geklappt. Er konnte den Lichteinfall mit seiner Kamera optimal festhalten, aber eben nur dieses eine Mal.
Schnell rüber gerannt
Damit der Betrachter nicht immer den richtigen Moment im März und demnächst im September abwarten muss, bediente man sich nun einer Erfindung der Neuzeit. Am Eingang des Seitenportals wurde ein Strahler installiert, der genau den Lichteinfall der Sonne nachempfindet. Es bedarf nur eines Druck auf den dazugehörigen Schalter – und schon erstrahlt die Madonna im künstlichen Sonnenlicht. Ehrhardt demonstrierte dem Lahrer Anzeiger die geniale Idee gleich mehrmals.
Danach ging es nach draußen, denn Ehrhardt wollte erklären, wie genial damals gebaut wurde, um solche Effekte auf natürliche Weise zu erzeugen. Von seinem Wohnhaus aus kann er gut das Oberlicht am Seitenportal beobachten. Wenn die Sonne tief stand und das Fenster anstrahlte, raste er schon viele Mal schnell zur Kirche rüber, doch meist war es mit der Herrlichkeit vorbei bis Ehrhardt vor der Madonna stand. »Das sind immer nur ein paar Minuten.« Sein Wohnhaus war einst auch Teil der Klosteranlage. Er zeigte auf einen Ausschnitt am Dach. Der sei nicht zufällig. »Wenn da die Sonne drin steht im September«, dann weiß er, dass es drüben in der Kirche auch so weit ist. Allerdings mit den Jahren veränderte sich auch das Umfeld um die Kirche. Die mächtigen Bäume neben dem Gotteshaus beeinflussen mittlerweile das Phänomen. Ehrhardt hofft, dass vielleicht die unteren Äste einmal entfernt werden, damit das Schauspiel – trotz der elektrischen Imitation – auch künftig auf natürliche Weise erhalten werden kann, wenn es auch jedes Mal nur wenige Minuten am Abend zu bestimmten Jahreszeiten sind. Ehrhardt ist sich sicher, dass der Zuschnitt der Kirchenmauer passend zum Sonneneinfall am Westportal in den Monaten März und September gewählt wurde.
Die Schutterner Madonna, die dem holländischen Künstler Nikolaus Geraerd van der Leyden zugeschrieben wird, sei aber mit oder ohne den Lichteinfall bemerkenswert. Das filigrane Werk aus hellem Sandstein besteche auf vielfältige Weise: sei es der Faltenwurf ihres Mantels, die schwerelose Krone oder das gelockte Haar des kleinen Jesus. Bemerkenswert auch, dass die Sonnenstrahlen, wenn sie mal da sind, exakt das Jesuskind auf dem Arm der Muttergottesstatue beleuchten.