Lahr

Nabu Lahr plant Entschlammung des Hohbergsees

Roland Schmellenkamp
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
04. Januar 2016

Walter Caroli (links) und Udo Baum (Vorsitzender Nabu-Ortsgruppe Lahr) am Hohbergsee. ©Roland Schmellenkamp

Vom Grund des Hohbergsees soll aufwendig Schlamm entfernt werden, der sich dort über Jahrzehnte angesammelt hat. Wieso das gemacht wird und warum der Teich für Amphibien wichtig ist, erklären Mitglieder der Gruppe Lahr des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu).

»Es ist das größte Projekt, dass der Nabu Lahr je durchgeführt hat.« Das sagt Walter Caroli über den Plan, rund 3500 Kubikmeter Schlamm aus dem Hohbergsee zu entfernen. Der ehemalige Landtagsabgeordnete ist dabei federführend. Die Arbeiten sollen zwischen November 2016 und Januar 2017 über die Bühne gehen.

Der Grund: Laub und abgestorbene Wasserpflanzen sanken über Jahrzehnte auf den Grund des Sees, dadurch wird in der Tiefe beim Abbau der Pflanzenreste Sauerstoff verbraucht. Deshalb bildet sich Faulschlamm.
Ginge das so weiter, würde das anerkannte Naturdenkmal in einigen Jahren nicht mehr das sein, was es jetzt ist: Ein Laichplatz für rund 12 000 Erdkröten und Grasfrösche sowie Lebensraum für Amphibien. In trockenen Jahren drohte der See bereits umzukippen, die Feuerwehr hat das mit Frischwasser aus der Schutter verhindert. Ein Schritt für die Sanierung war 1998 die Rohrleitung mit Frischwasser.

Die rund 1600 Mitglieder der Nabu-Ortsgruppe werden voraussichtlich im ersten Quartal 2016 bei einer Mitgliederversammlung über die Investition für die Entschlammung abstimmen. Dann soll nämlich das Ergebnis der Ausschreibung feststehen. Hintergrund: Die Ortsgruppe hatte 1994 See und Gelände aufgekauft. Dort befindet sich auch der Stützpunkt.

Schlamm wird gepresst

Vorsitzender Udo Baum rechnet mit ungefähr 200 000 Euro Kosten. Ein kleiner Schwimmbagger soll vorsichtig den Schlamm hochholen und auf einen Lastkahn laden, damit wird er zum Ufer transportiert. Das Wasser wird nämlich nicht aus dem See abgelassen. Der Schlamm soll am Ufer in eine Presse kommen, um Wasser zu entfernen. Dann geht es mit Lkw auf eine Deponie. Denn das Material ist wegen früherer Bergbautätigkeit mit Blei belastet.

- Anzeige -

Der Hohbergsee wurde vor gut 100 Jahren am damaligen Kurhotel angelegt. Mittlerweile beträgt die Wassertiefe nur noch maximal einen Meter. Es soll wieder rund 1,50 Meter tief werden. »Das reicht völlig«, sagt Baum auf die Frage, wieso nicht gleich noch tiefer gebaggert wird. Und erklärt, dass dann eine undurchlässige Tonschicht erreicht ist – würde man tiefer baggern, sei es so, als ob ein Stöpsel aus der Badewanne gezogen wird: Es entstünde quasi ein Abfluss durchs Erdreich.

Zuschuss vom Land

Für die 200 000 Euro Kosten gibt es einen fest zugesagten Landeszuschuss über 57 000 Euro. Außerdem haben laut Caroli Sparkasse, Volksbank und E-Werk Mittelbaden zugesagt, sich finanziell zu beteiligen – die Höhe ist noch unklar.

Egal wer's bezahlt – es ist viel Geld. Wieso nicht einfach der Natur ihren Lauf lassen? Schließlich gibt es reichlich Baggerseen in der Rheinebene. Udo Baum betont: »Das wäre das Ende der Population.« Die Kröten und Frösche ziehe es zu den Gewässern, in denen sie aus dem Ei geschlüpft sind. Weiter benötigen die Kröten Wald als Lebensraum am Gewässer – und das gibt es bei Baggerseen selten.

Caroli ergänzt: »Außerdem fressen in Baggerseen Fische den Laich und vieles wird von Badegästen zerstört.« Er betont: Die Tiere am und im Hohbergsee seien zwar nicht selten, aber ökologisch wertvoll.

Kleinere Entschlammungsaktionen hat es bereits gegeben, so wurden 2011/12 einige 100 Kubikmeter entfernt. Damit die geplante Investition viele Jahrzehnte trägt, wird der Nabu Laubbäume um den See fällen.  Das Laub ist neben absterbenden Wasserpflanzen Hauptursache für die Verschlammung. Der Zufluss sei laut Baum kein Problem, darüber komme kaum organisches Material in den See.

Stichwort

Veranstaltungen

Dutzende Termine stehen im Nabu-Jahressprogramm 2016. Die nächsten sind:
◼ Samstag, 23. Januar, ab 10.30 Uhr: »Das 1x1 der Wintervögel für Kinder« am Nabu-Stützpunkt. Anmeldung erforderlich unter
• 0 7821/92 07 90.
◼ Samstag, 16. Januar, ab 13 Uhr: »Biotop-
pflege«. Das Grundstück wird hergerichtet und danach gibt es einen gemütlichen Ausklang. Anmeldung erforderlich,
• 0 170/20 024 02.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Lahr

Rainer Amann (links) übergibt die Schlüssel seines Reifenhandels an seinen Nachfolger Kujtim Shala.
vor 12 Stunden
Reifenhandel in neuen Händen
Rainer Amann hat seinen Betrieb im Kanadaring an seinen Mitarbeiter Kujtim Shala übergeben. Sein Vater Willy Amann hatte 1947 die erste Tankstelle an der B3 eröffnet.
Der Storchenturm, das Wahrzeichen der Stadt, wird bei einer Führung im Rahmen der Bluemnschau Chrysanthema bestaunt. Auf diese Sehenswürdigkeit sind die Einheimischen besonders stolz.
vor 12 Stunden
Schlagwort lautet Genuss
Ein neues Tourismuskonzept soll mehr Menschen nach Lahr locken. Auch die Lahrerinnen und Lahrer kamen in einer Umfrage zu Wort, deren Ergebnisse nun vorliegen.
Beim Konzert des Posaunenchors musizierten drei Generationen.
vor 12 Stunden
Drei Generationen machen Musik
Pfarrer Rainer Janus untermalte das konzertante Ereignis in der evangelischen Kirche mit Lesungen und philosophischen Gedanken zu wichtigen Themen des Lebens.
Ein schwerer Verkehrsunfall mit teils schwer Verletzten war Grund für eine teilweise Sperrung der Schwarzwaldstraße am Dienstagmorgen.
vor 13 Stunden
Lahr
Bei einer Kollision zweier Fahrzeuge in Lahr ist eine Frau lebensgefährlich und mehrere Menschen schwer verletzt worden. Die Schwarzwaldstraße wurde teilweise gesperrt. In den Unfall waren insgesamt zehn Autos verwickelt.
Mitglieder des Musikzugs bei der Probe. 
vor 13 Stunden
Es knirscht im Musikzug
Der Musikzug Friesenheim sucht einen neuen Dirigenten, der Erich Huck ablösen soll. So war es vereinbart. In der Hauptversammlung jedoch übte Huck überraschend Kritik an den Plänen.
Manuel Andrack (58), gebürtiger Kölner, Germanist und lange Zeit Redakteur und Stichwortgeber für Komödiant Harald Schmidt hat sich mit Büchern und Vorträgen über das Wandern einen Namen gemacht.
15.04.2024
"Wer wandert, fühlt sich besser"
Manuel Andrack liest am Mittwoch, 17. April, im Stadtmuseum aus seinem neuen Buch "Wanderglück in Deutschland" und äußert sich im Interview zu den Gründen, warum so vieles für das Wandern spricht.
Adolf Höflers Herz schlägt auch im hohen Altern für den Tischtennissport.
15.04.2024
"Beim Spiel tut nichts weh"
Adolf Höfler (90) hat bei seinem letzten Punktespiel im Tischtennis gewonnen – unter anderem gegen einen 25-Jährigen. Jetzt will der Meißenheimer aber nur noch fürs Training an der Platte stehen.
Die Abteilungen Hugsweier und Langenwinkel beim Einzug in die Feuerwache-West.
15.04.2024
Umzug in die Feuerwache-West
Nach 88 Jahren hat Hugsweier keine eigene Feuerwache mehr. Am 8. April um exakt 19 Uhr verließen die Wehrmänner und ihre Fahrzeuge das alte Feuerwehrhaus und rückten in die neue Feuerwache West aus.
Das brasilianische Landgut Mandioca auf einer Zeichnung. Im Dezember 1822 hatten sich 94 Männer, Frauen und Kinder aus der Ortenau und aus anderen Regionen mit Georg Heinrich von Langsdorff per Segelschiff dorthin aufgemacht, um eine Kolonie zu gründen.
15.04.2024
Georg Heinrich von Langsdorff
Zum 250. Geburtstag von Georg Heinrich von Langsdorff veranstaltet die Stadt Lahr vom 18. bis 20. April ein internationales Symposion. Auch die Rolle von Christian Wilhelm Jamm wird beleuchtet.
Susanne Reibel-Oberle und Bürgermeister Marco Gutmann bei der Ehrung.
15.04.2024
Freude und Stolz bei der Gemeinde
Die Schwanauerin Susanne Reibel-Oberle ist bei der Schwimm-Weltmeisterschaft der Masters in Katar erfolgreich gewesen. Dafür wurde sie nun geehrt.
Die Wanderführerin Dudu Yilmazer ist leidenschaftlich gerne in der Natur unterwegs und macht daneben noch "Aqua Cycling".
15.04.2024
"Bewegung hält fit"
Der Schwarzwaldverein feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass porträtieren wir eine Reihe von Mitgliedern – heute: Wanderführerin Dudu Yilmazer.
Viele Gastronomen wollen nicht, dass bei ihnen gekifft wird.
15.04.2024
Nach der Legalisierung
Seit 1. April ist der Besitz von Cannabis nicht mehr grundsätzlich strafbar, der öffentliche Konsum erleichtert. Einige Lahrer Gastronomen verbieten das Kiffen auf der Terrasse dennoch.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".
  • Sie ebnen den Mitarbeitern im Hausacher Unternehmen den Weg zur erfolgreichen Karriere (von links): Linda Siedler (Personal und Controlling), Patrick Müller (Teamleiter Personal), Arthur Mraniov (Pressenführer Schmiede) und Heiko Schnaitter (Leiter Schmiede und Materialzerkleinerung).
    09.04.2024
    Personal entwickelt sich mit ökologischer Transformation
    Als familiengeführtes Unternehmen baut die Richard Neumayer GmbH auf Transparenz, kurze Wege und Nähe zu den Mitarbeitern. Viele Produkthelfer und Quereinsteiger haben es auf diese Weise in verantwortungsvolle Positionen geschafft.