Friesenheim

Neue Erkenntnisse zum Mosaik in der Kirche Schuttern

Wolfgang Schätzle
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
07. November 2016
Mehr zum Thema
Professor Matthias Untermann (von rechts) von der Uni Heidelberg war mit Studenten in Schuttern und sprach auch mit Martin Buttenmüller vom Historischen Verein.

Professor Matthias Untermann (von rechts) von der Uni Heidelberg war mit Studenten in Schuttern und sprach auch mit Martin Buttenmüller vom Historischen Verein. ©Wolfgang Schätzle

Schuttern rückt in den Blick von Heidelberger Studenten. Ziel ist es, ein neues Konzept für die Präsentation des Klosters Schuttern zu erarbeiten.

»Wir müssen Räume offen lassen, in denen nachher der Barock Platz findet«, sagte Professor Matthias Untermann von der Universität Heidelberg am Samstag im Infozentrum Reichskloster Schuttern. In Zusammenarbeit mit der Uni und Studenten der Lehrveranstaltung »Frühes Christentum um monastisches Leben am Oberrhein: Das Kloster Schuttern im Früh- und Hochmittelalter« (wir berichteten vom Auftakt in Heidelberg) wird eine neue Präsentation des Klosters Schuttern für eine breite Öffentlichkeit erarbeitet. Dabei soll erst einmal nur ein Teil der Räume des Infozentrums »bespielt« werden. Weiteres soll in einem »Folgeseminar« Platz finden. Untermann stellte auf die Frage einer Studentin jedoch klar, dass aber nicht jedes Semester ein Seminar über Schuttern angeboten werden kann. Aber er könne sich vorstellen, dass sich aus dem aktuellen Seminar eine Arbeitsgruppe bildet, die sich später dem Barock annimmt. Aktuell werde nur das Mittelalter in den Blick genommen. 

Ältestes seiner Art

Die zweitägige Exkursion nach Schuttern, begleitet auch von Professor Nikolaus Jaspert, Professor Christian Witschel und Tino Licht, begann am Freitag und hatte zudem das Kloster Schwarzach, die Burgheimer Kirche in Lahr und das Kloster Marmoutier im Visier. Im Schutterner Fokus standen neben dem Infozentrum die ehemalige Klosterkirche und die Ausgrabung. 

- Anzeige -

Am Samstag präsentierte dazu die aus Schuttern stammende Professorin Marita Blattmann (Uni Köln) Studenten und Dozenten ihre neusten Forschungsergebnisse. Im Kern ging es um das 1972 ausgegrabene Mosaik von Schuttern, das als ältestes bekanntes seiner Art nördlich der Alpen gilt und von den Kunsthistorikern kontrovers diskutiert wird. Der Leiter der Ausgrabungen Karl List hielt das Mosaik für eine von Kaiser Heinrich II. im Jahr 1016 gestiftete Abdeckung des Reliquiengrabs des Klostergründers Offo. Die Tübinger Mittelalter-Archäologin Barbara Scholkmann und die Heidelberger Mittellateinerin Renate Neumüllers-Klauser plädierten 1987 für eine Taufanlage aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts. 

Schrift zugeordnet

Blattmann sieht darin eine wohl in den frühen 1140er-Jahren entstandene Altaranlage für den heiligen Laurentius. Denn der Text auf dem inneren Schriftband des Mosaiks, den bisher niemand zuordnen konnte, stammt ihrer Auffassung nach aus dem Opfergebet für die Vorabendmesse (9. August) zum Laurentiusfest. »Wer einen Laurentius-Altar mit Kain-Abel-Szenen rahmte, folgte vermutlich einer Idee des Theologen Rupert von Deutz, der 1112 und 1117 in mehreren Schriften dargelegte, dass der römische Märtyrer Laurentius ein zweiter Abel sei.« Ruperts Schriften und ebenso der heilige Laurentius wurden im Bamberger Kloster Michelsberg hoch geschätzt. In diesem Kloster wuchs der 1135 bis 1162 amtierende Abt Conrad von Schuttern auf. Er könnte nach seinem Amtsantritt in Schuttern die Anlage des Mosaiks veranlasst haben, um damit kurz vor der Heiligsprechung Heinrichs II. im Jahr 1146 auch den Kaiser, den »zweiten Gründer« des Klosters, zu ehren, als dessen spezieller Patron der heilige Laurentius galt, so Blattmanns These. Die Heidelberger zeigten sich beeindruckt, ließen aber teilweise durchblicken, dass noch einiges hinterfragt werden müsse. Die neuen Erkenntnisse seien jedenfalls ein weiterer interessanter Baustein für das Seminar. 

Abschließend dankten Martin Buttenmüller, Vorsitzender Historischer Verein Schuttern 603, und Ortsvorsteher Hans-Jürgen Kopf den Gästen für das große Interesse am ehemaligen Reichskloster. Bürgermeister Erik Weide hatte bereits am Vorabend bei einem Essen die Unterstützung der Gemeinde zugesagt. Denn am Ende soll ein realisierbares Konzept stehen (voraussichtlich im Mai 2017), das dann in Kooperation mit der Gemeinde umgesetzt werden kann.

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Lahr

Die Sanierung der Grundschule wird deutlich teurer als erwartet.
vor 5 Minuten
Kaum Einsparmöglichkeiten
Die Sanierung der Pausenhalle in Oberschopfheim wird voraussichtlich viermal so teuer wie geplant. Der Bauamtsleiter überbrachte die schlechte Nachricht dem Ortschaftsrat.
vor 20 Minuten
Lahr
Am Sonntag, 21. April, endet der Ortenau-Check der Mittelbadischen Presse. Sie haben also nur noch zwei Tage Zeit, um Ihre Heimat zu bewerten, bevor es für die Redaktion an die Auswertung geht.
Freilaufende Hunde oder Waldbesucher abseits der Wege stören zur Brut- und Setzzeit das Wild besonders.
vor 21 Minuten
Besonders Hunde sind eine Gefahr
Die Stadt Lahr bittet Waldbesucher um Rücksichtnahme die dort lebenden Tiere. Anlass für den Appell ist die beginnende Brut- und Setzzeit von Hasen, Rehen und Vögeln.
Die alte Villa bleibt im Gegensatz zur frühen Planung erhalten, trotzdem sind die Nachbarn mit dem Bauvorhaben in der Obertorstraße 17 nicht einverstanden.
vor 33 Minuten
Villa in der Obertorstraße
Nach der Hochstraße formiert sich nun auch in der Obertorstraße Widerstand gegen ein Wohnbauvorhaben. Doch dort ist die Baugenehmigung bereits erteilt.
Die Präsenz der DLRG-Helfer gibt den Besuchern am Schutterner Badesee das Gefühl von Sicherheit.
vor 23 Stunden
DLRG zieht Bilanz
Die DLRG-Ortsgruppe Friesenheim-Schuttern hat im vergangenen Jahr 670 Wachstunden am Badesee absolviert. 16 Mal wurde Erste Hilfe geleistet, hieß es in der Hauptversammlung.
Die Verladestelle für das Kieswerk in den Riedmatten soll direkt am Rhein, rund einen Kilometer vom Baggersee Meißenheim entfernt, gebaut werden.
vor 23 Stunden
Nächster Schritt zum Kieswerk
Die Genehmigung für den Kiesabbau in den Riedmatten läuft. 2028 soll es los gehen. Der Meißenheimer Investor Ralf Zürcher hat im Gemeinderat den aktuellen Stand vorgestellt.
Die Zahl der gestohlenen Fahrräder ist in Lahr zuletzt gestiegen.
vor 23 Stunden
"Vergleichsweise sicher"
Die Stadt wächst deutlich, die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten steigt indes nur leicht an. Bei der Kinder- und Jugendkriminalität vermeldet die Polizei einen Rückgang.
In Lahr versuchte ein 44-Jähriger an einem Geldautomat die Handtasche seines Opfers zu rauben. Der Mann konnte von der Polizei festgenommen werden. Allerdings fehlt vom Ofper nun jede Spur.
17.04.2024
Lahr
Nach einem versuchten Raub an einem Geldautomat in Lahr ist das Opfer verschwunden. Der Täter konnte nach der Tat festgenommen werden. Die Polizei sucht nun nach der unbekannten Frau.
Der Spaß soll im Vordergrund stehen, weshalb es beim Wandermarathon in Reichenbach keine Zeitmessung gibt.
17.04.2024
Eintopf auf halber Strecke
Bereits zum sechsten Mal hat der Schwarzwaldverein Reichenbach den Wandermarathon veranstaltet. Bei perfekten Bedingungen gingen am Samstag rund 470 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Start.
Im ehemaligen Volksbank-Gebäude am Oberschopfheimer Dreiangel soll eine neue Hausarztpraxis entstehen.
17.04.2024
Umbau ab August
Was im ehemaligen Volksbankgebäude am Oberschopfheimer Dreiangel passieren soll, erläuterte der Friesenheimer Bauamtsleiter Markus Reinbold im Ortschaftsrat.
Christa Klausmann-Weiß und Ludwig Hillenbrand wurden für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt, Hillenbrand außerdem zum Ehrenmitglied ernannt.
17.04.2024
Finanzielle Schieflage
Sportlich läuft es beim TV Lahr mit seinen 1600 Mitgliedern gut. Sorgen bereiten dagegen die Verluste in der Vereinskasse, die eine Beitragserhöhung erforderlich machen.
Die Musikgruppe Die Grenzgänger tritt am 11. Mai im Rahmen der Literaturtage im Stiftsschaffneikeller auf.
17.04.2024
Lesung in der Abflughalle
Zum achten Mal finden vom 23. Mai bis 1. Juni die Lahrer Literaturtage „Orte für Worte“ statt. 23 Angebote von 14 Veranstaltern stehen auf dem Programm.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".