Neue Erkenntnisse zum Mosaik in der Kirche Schuttern
Schuttern rückt in den Blick von Heidelberger Studenten. Ziel ist es, ein neues Konzept für die Präsentation des Klosters Schuttern zu erarbeiten.
»Wir müssen Räume offen lassen, in denen nachher der Barock Platz findet«, sagte Professor Matthias Untermann von der Universität Heidelberg am Samstag im Infozentrum Reichskloster Schuttern. In Zusammenarbeit mit der Uni und Studenten der Lehrveranstaltung »Frühes Christentum um monastisches Leben am Oberrhein: Das Kloster Schuttern im Früh- und Hochmittelalter« (wir berichteten vom Auftakt in Heidelberg) wird eine neue Präsentation des Klosters Schuttern für eine breite Öffentlichkeit erarbeitet. Dabei soll erst einmal nur ein Teil der Räume des Infozentrums »bespielt« werden. Weiteres soll in einem »Folgeseminar« Platz finden. Untermann stellte auf die Frage einer Studentin jedoch klar, dass aber nicht jedes Semester ein Seminar über Schuttern angeboten werden kann. Aber er könne sich vorstellen, dass sich aus dem aktuellen Seminar eine Arbeitsgruppe bildet, die sich später dem Barock annimmt. Aktuell werde nur das Mittelalter in den Blick genommen.
Ältestes seiner Art
Die zweitägige Exkursion nach Schuttern, begleitet auch von Professor Nikolaus Jaspert, Professor Christian Witschel und Tino Licht, begann am Freitag und hatte zudem das Kloster Schwarzach, die Burgheimer Kirche in Lahr und das Kloster Marmoutier im Visier. Im Schutterner Fokus standen neben dem Infozentrum die ehemalige Klosterkirche und die Ausgrabung.
Am Samstag präsentierte dazu die aus Schuttern stammende Professorin Marita Blattmann (Uni Köln) Studenten und Dozenten ihre neusten Forschungsergebnisse. Im Kern ging es um das 1972 ausgegrabene Mosaik von Schuttern, das als ältestes bekanntes seiner Art nördlich der Alpen gilt und von den Kunsthistorikern kontrovers diskutiert wird. Der Leiter der Ausgrabungen Karl List hielt das Mosaik für eine von Kaiser Heinrich II. im Jahr 1016 gestiftete Abdeckung des Reliquiengrabs des Klostergründers Offo. Die Tübinger Mittelalter-Archäologin Barbara Scholkmann und die Heidelberger Mittellateinerin Renate Neumüllers-Klauser plädierten 1987 für eine Taufanlage aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts.
Schrift zugeordnet
Blattmann sieht darin eine wohl in den frühen 1140er-Jahren entstandene Altaranlage für den heiligen Laurentius. Denn der Text auf dem inneren Schriftband des Mosaiks, den bisher niemand zuordnen konnte, stammt ihrer Auffassung nach aus dem Opfergebet für die Vorabendmesse (9. August) zum Laurentiusfest. »Wer einen Laurentius-Altar mit Kain-Abel-Szenen rahmte, folgte vermutlich einer Idee des Theologen Rupert von Deutz, der 1112 und 1117 in mehreren Schriften dargelegte, dass der römische Märtyrer Laurentius ein zweiter Abel sei.« Ruperts Schriften und ebenso der heilige Laurentius wurden im Bamberger Kloster Michelsberg hoch geschätzt. In diesem Kloster wuchs der 1135 bis 1162 amtierende Abt Conrad von Schuttern auf. Er könnte nach seinem Amtsantritt in Schuttern die Anlage des Mosaiks veranlasst haben, um damit kurz vor der Heiligsprechung Heinrichs II. im Jahr 1146 auch den Kaiser, den »zweiten Gründer« des Klosters, zu ehren, als dessen spezieller Patron der heilige Laurentius galt, so Blattmanns These. Die Heidelberger zeigten sich beeindruckt, ließen aber teilweise durchblicken, dass noch einiges hinterfragt werden müsse. Die neuen Erkenntnisse seien jedenfalls ein weiterer interessanter Baustein für das Seminar.
Abschließend dankten Martin Buttenmüller, Vorsitzender Historischer Verein Schuttern 603, und Ortsvorsteher Hans-Jürgen Kopf den Gästen für das große Interesse am ehemaligen Reichskloster. Bürgermeister Erik Weide hatte bereits am Vorabend bei einem Essen die Unterstützung der Gemeinde zugesagt. Denn am Ende soll ein realisierbares Konzept stehen (voraussichtlich im Mai 2017), das dann in Kooperation mit der Gemeinde umgesetzt werden kann.