Notendruck das ganze Jahr
Lahr. Das Max-Planck-Gymnasium vergibt die Zeugnisse am 25. Juli, die Friedrichschule hat sie längst ausgeteilt. Doch nicht nur kurz vor diesem Termin stehen Schüler unter Druck, wie Lehrer und Elternvertreter dem Lahrer Anzeiger bestätigen.
Nicole Held, Lehrerin einer neunten Klasse der Friedrichschule, sieht ihre Schüler das ganze Jahr über im Stress. Die Jungen und Mädchen würden schließlich schon frühzeitig versuchen, ihre Leistungen mit Referaten zu verbessern.Held sucht auch außerhalb des Unterrichts das Gespräch mit den Schülern, um so auf etwaige Probleme ihrer Schützlinge eingehen zu können. Zusätzlich vermitteln an der Werkrealschule Sozialpädagogen Nachhilfestunden, sofern sie dies für nötig erachten. Auch die Eltern würden mit einbezogen.
Gespräch mit den Eltern
Die Ganztagsschule verfügt außerdem über eine hauseigene Jugendsozialarbeit. Regelmäßig bietet dort Gerhardt Ziaja-Le Duff beispielsweise »Soziales Lernen« an. Damit will er nicht nur den Einzelnen in seiner Persönlichkeit, sondern die Klasse als Ganzes stärken – was auch den Noten gut tut. Ziaja-Le Duff versteht sich als Beziehungsarbeiter, der ständig das Gespräch mit Lehrern und Eltern sucht.
Nicht für die Eltern, sondern ausschließlich für Jugendliche ist Heiko Heimburger, Jugendarbeiter im Lahrer »Schlachthof«, Ansprechpartner. Er weiß von den großen Belastungen, unter denen Schüler vor den Abschlussklausuren und natürlich auch vor der Zeugnisvergabe stehen. Vor allem dann, wenn der Übergang auf eine weiterführende Schule und damit eine neue Situation bevorstehen.
Den Notendruck verspüren nicht nur Schüler, sondern auch deren Eltern, weiß Claudia Möllinger, Lahrer Gesamtelternbeiratsvorsitzende. »Im Gegensatz zu früher ist die Familie als Ganzes aber aufgeklärter und weiß sich bei Problemen eher zu helfen und zu organisieren.« Viele Schulen böten zwischenzeitlich eine Hausaufgabenbetreuung an, und die Eltern engagierten heute viel früher Nachhilfe. Nicht anders ist es zu erklären, dass gewerbliche Anbieter wie »Schülerhilfe« oder »Studienkreis« wie Pilze aus dem Boden sprießen. Möllinger lobt, dass die Eltern heute eher im Dialog mit ihren Zöglingen stehen und dadurch auch ein besseres Verständnis für deren Nöte und Noten zeigen. »Die Eltern heute sind gelassener«, fasst sie zusammen.
Zeugnisangst kennt auch die Telefonseelsorge. Dort gibt es mit der • 08 00/1 11 03 33 sogar eine eigene »Nummer gegen Kummer« speziell für Kinder und Jugendliche. Etwa 20 Prozent all derjenigen, die sich an die Telefon- oder die Chat-Seelsorge wenden, seien zwischen neun und 19 Jahre alt, wie Cordula Eisenbach-Heck, Leiterin der katholischen Telefonseelsorge im Ortenaukreis, bestätigt. Auch ihr gegenüber werden sie geäußert: die Versagensängste und die Panik davor, schlechte Zensuren den Eltern daheim zu beichten.
Eisenbach-Heck ist selbst Mutter dreier inzwischen erwachsener Kinder. Eines davon habe sich früher schulisch sehr schwer getan, erzählt sie. »Für mich als Mutter war das nicht ganz einfach, schließlich gehörte ich eher zu den Strebern.« Anderen Eltern empfiehlt sie, dem Kind klarzumachen, »dass schlechte Noten kein Grund sind, die Zuneigung aufzukündigen. Der Mensch ist mehr als seine Leistungen.« Und wenn's mit der Versetzung nicht geklappt hat – auch kein Problem: »Auf das ganze Leben bezogen ist ein Jahr mehr oder weniger doch gar nichts«, sagt Eisenbach-Heck.
Angebot: Nachsitzen in den Ferien
Mit dem Modellprojekt »Sommerschule« startet die Lahrer Geroldseckerschule bereits eine Woche früher in das neue Schuljahr. Vom 3. bis 7. September, also in der letzten Woche der großen Ferien, haben Jungen und Mädchen, die im zurückliegenden Schuljahr Probleme mit ihren Zensuren in den Fächern Mathematik und Deutsch hatten, die Möglichkeit, Unterrichtsstoffe nachzuarbeiten. Gebüffelt wird täglich in der Zeit von 8.30 bis 13 Uhr. 24 Schüler hätten sich dazu angemeldet, die Kapazität ist jedoch laut Rektor Wolfgang Meier auf 20 beschränkt. Das in Lahr einmalige schulische Angebot ist kostenlos, lediglich das tägliche Mittagessen muss bezahlt werden. Weitere Informationen unter www.geroldsecker.schule.bwl.de im Internet.