Ortsmitte Ottenheim bleibt ein Problem
Aufgrund »unangemessen hoher Preise« hat die Gemeinde Schwanau die Ausschreibung für neue Fahrbahn und Gehwege (Abschnitte 1 und 3) der Ottenheimer Ortskernsanierung erneut aufgehoben. Nun soll beschränkt ausgeschrieben werden.
Die Ottenheimer Ortskernsanierung bleibt ein zäher Prozess. Nach den bereits zahllosen Diskussionen der Vorjahre und wiederholter Kritik von Anwohnern setzt sich die Entwicklung 2017 nahtlos fort. Bereits zum zweiten Mal nach Juli musste der Gemeinderat für die Erneuerung von Fahrbahn und Gehwegen in den Bauabschnitten 1 und 3 die Ausschreibung aufheben. Zwölf Firmen fragten an, zwei gaben ein Angebot ab. Das einzig »ernsthafte« Angebot lag aber mit rund 2,2 Millionen Euro um über 700 000 Euro (148 Prozent) über der Kalkulation der Planer. Aus Sicht der Gemeinde trotz Preissteigerungen am Markt nicht annehmbar. Roland Knorr (Büro Faktorgrün/Freiburg) stellte am Montag dar, dass einzelne Positionen gar bis zu 825 Prozent über Kalkulation lagen.
Konsequenz daraus ist nun eine beschränkte Ausschreibung. Dazu kommt, dass für die Straßen- und Platzbeläge eine andere Ausführung gewählt wird. Statt gebundener Bauweise soll nun in Teilen die ungebundene Bauweise zum Einsatz kommen. Diese weniger komplizierte Ausführung soll mehr Firmen zu einem Angebot ermutigen und im zweiten Schritt Kosten sparen.
Für beide Abschnitte wurden zwei Varianten vorgestellt. Zentrale Elemente: Der Naturstein soll im Mörtelbett lose verlegt werden. Jäger- und Kirchstraße sollen vollständig oder teilweise asphaltiert werden. Zudem sollen im »Trommelgässl« (neben Jägerstraße) und hinter dem alten Rathaus Betonpflastersteine verlegt werden. Die Unterschiede sind nicht groß (Variante eins 476 674 Euro, Variante zwei 478 664 Euro), das Einsparpotenzial aber merklich.
Die Einschnitte bei Bauweise und Belag bereiten den Planern Probleme. »Der Schritt tut uns weh«, räumte Roland Knorr ein. Zudem wurde auf die Kritik fehlenden Grüns in der laut Kritikern »seelenlosen, kalten« Ortsmitte reagiert. An der südlichen Ecke der Michaelskirche soll ein weiterer Baum gepflanzt werden, mittels einer Sitzbank Aufenthaltscharakter entstehen. Dazu sollen auf beiden Plätzen die Abgrenzung zur Straße lebendiger werden. Statt Pollern sind bewegliche Kübel geplant.
»Werden uns wundern«
Die Ratsdiskussion rief die Kritiker auf den Plan. Günter Walter (FWV) sah das Vorhaben an einem Punkt angekommen, an der er selbst die zwei geplanten Brunnen infrage stellt: »Das ließe sich auch anders lösen, angesichts der Unterhaltskosten werden wir uns sonst noch wundern.« Andreas Biegert (FWV) fragte, warum eine beschränkte Ausschreibung mehr Firmen interessieren sollte. Reinhard Frenk (FWV) wunderte sich, dass die Ortskernsanierung plötzlich billiger gehe: »Erst sollte alles exklusiv gemacht werden, jetzt kann man es nicht bezahlen.« »Die Preissteigerungen konnte man so nicht vorhersehen«, sagte Bürgermeister Wolfgang Brucker. Andere Räte, etwa Silke Weber (FWV) oder Jonas Maurer (SPD), sprachen sich dafür aus, das Projekt wie geplant zum Abschluss zu bringen. Einstige Beschlüsse nochmals grundsätzlich infrage zu stellen, hielten sie nicht für zielführend. Im April soll vergeben, die Maßnahme bis Jahresende abgeschlossen werden. Doch zuvor werden im Februar nochmals Ortschaftsrat Ottenheim, danach der Gemeinderat beraten.