Peter Weiß macht Praktikum bei Tankstelle Günther in Lahr
Die Tankstelle Günther hatte sich Peter Weiß für sein diesjähriges Sommer-Tagespraktikum ausgesucht. Dabei erfuhr der Lahrer CDU-Bundestagsabgeordnete auch viel über die Sorgen und Wünsche des Tankstellengewerbes.
Vom Elfenbeinturm des Regierungssitzes in Berlin in die harte Realität der Regierten: Jedes Jahr im Sommer geht Peter Weiß diesen Schritt und absolviert ein Tagespraktikum in einem Betrieb der Region. Der Schauplatz war dann allerdings doch etwas unerwartet: Die Tankstelle Günther am Westrand des Industrie- und Gewerbezentrums (IGZ) Raum Lahr hatte er sich diesmal ausgesucht. »Pflege, Versicherung, Banken – hab' ich alles schon gemacht. Eine Tankstelle fehlte mir noch«, schmunzelte er.
Zu seinen Aufgaben gehörte es unter anderem, im Waschpark mit Hand anzulegen. Aber natürlich polierte er nicht nur das Blechkleid von anderer Leute Autos, sondern schaute (im übertragenen Sinne) auch mal »unter die Motorhaube« und ließ sich über die Sorgen und Wünsche der Branche unterrichten.
Geringe Gewinnmargen
Und da ist die Autowäsche ein wichtiger Aspekt. Denn nach wie vor gilt in Baden-Württemberg das Sonntags-Waschverbot. Zehn Bundesländer haben das Verbot inzwischen jedoch wieder abgeschafft – sogar das erzkatholische Bayern. Dass das Ländle nach wie vor zu der Minderheit zählt, wo das Verbot noch gilt, wurmt Geschäftsführer Harald Günther. Denn eine Tankstelle macht ihren Profit nicht in erster Linie damit, dass sie möglichst viel Sprit verkauft, sondern mit anderen Dienstleistungen rund ums Auto. Grund: Beim Spritverkauf hält vor allem Vater Staat die Hand auf und schöpft 69 Prozent des Preises in Form diverser Steuern ab – entsprechend gering sind die Gewinnmargen. Bei Autowäsche und anderen Dienstleistungen indes arbeitet eine Tankstelle auf eigene Rechnung – und kann daher auch mehr verdienen. Davon würde Günther gerne an allen Wochentagen profitieren. Zumindest die SB-Waschboxen sollten auch sonntags laufen dürfen, meinte er – zumal die Tankstelle weit außerhalb liegt und ihr Betrieb folglich auch keine Anwohner stören würde.
Regelung bei E-Mobilität gefordert
Ein anderes Problem, das das Tankstellengewerbe umtreibt: Wohin geht die Reise in Sachen E-Mobilität – und was bedeutet deren geplanter Ausbau für die Tankstellen? »Solange man etwa an Supermärkten oder städtischen Ladestationen kostenlos Strom tanken kann, wird sich keine Tankstelle an diesem Geschäft beteiligen«, so Harald Günther. Er mahnte denn auch eine vernünftige politische Regelung an. Vielleicht, sinnierte Weiß, wäre das Wechseln der Batterien von E-Autos künftig ein Bereich, der für Tankstellen interessant werden könnte.
Drittes Thema: Integration. Günther beschäftigt Menschen aus sechs Nationen. Doch die Anerkennungsverfahren für Asylbewerber dauern ihm viel zu lange. Das müsse schneller gehen, »damit die, die arbeiten wollen, auch arbeiten können.«
Ansonsten blickt Günther durchaus optimistisch in die Zukunft. Die Tankstelle war 2000 eine der ersten, die seinerzeit den Mut hatte, sich im IGZ anzusiedeln. Inzwischen beschäftigt Günther 30 Mitarbeiter und hat das Dienstleistungsangebot Schritt für Schritt erweitert. Demnächst plant er sogar einen weiteren Geschäftszweig: den Verkauf von Holzpellets für die heimische Heizanlage.