Reichenbacher Sternsinger am Stephanstag ausgesandt
In Reichenbach sind die Sternsinger am zweiten Weihnachtstag ausgesandt worden. Die Jungen und Mädchen ziehen von Haus zu Haus und sammeln Geld für soziale Zwecke.
Unter dem Leitwort »Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam für Gottes Schöpfung – in Kenia und weltweit« sammeln Tausende Sternsinger in ganz Deutschland Geld für soziale Zwecke. Die Sternsingeraktion wurde vor 60 Jahren eingeführt. Sie ist inzwischen die größte Hilfsaktion von Kindern für Kinder. Offiziell gestartet wird die Aktion heute, Donnerstag, in Neumarkt in der Oberpfalz. In Reichenbach und anderen Pfarreien wurden die Sternsinger aber bereits im Gottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag ausgesandt.
Neben dem sozialen Aspekt wollen die Ministranten als Botschafter des Evangeliums Menschen eine Freude machen. Sie schreiben mit Kreide »20+C+M+B+17« an die Haustüren. Die Buchstaben stehen nicht etwa für die Namen der Heiligen Drei Könige – Caspar, Melchior und Balthasar –, sondern für die lateinischen Worte Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus.
In Reichenbach ziehen schon seit etlichen Jahrhunderten die »Drei Weisen« durch das Dorf. Möglicherweise ist der Brauch ein Überbleibsel der mittelalterlichen Weihnachtsspiele, die in der Gegenreformation und in der Barockzeit neu belebt wurden. Da dieses Spiel im Umkreis Reichenbachs nicht bekannt war, könnte es sich um ein Relikt aus der Zeit handeln, in der Reichenbach zur Benediktinerabtei Gengenbach gehörte. Klosterschüler führten alljährlich Spiele auf, bei denen sie nicht nur die Feste des Kirchenjahrs anschaulich machten, sondern auch Kritik an der Klosterobrigkeit übten.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein diente das Spiel der Aufbesserung des schmalen Einkommens der Darsteller. In den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts erhielt es einen grundlegenden Wandel. Bis dahin hatte neben den Heiligen Drei Königen auch der blutrünstige König Herodes eine gewichtige Rolle in Reichenbach. Sein Auftritt wurde von den Kindern mit Spannung erwartet. Dann änderten sich Texte und Lieder, das Spiel erhielt einen betont missionarischen Charakter. Seither singen die Mädchen und Jungen nicht mehr für sich und ihren Geldbeutel, sondern sie erbitten Gaben für Kinder in aller Welt, denen es schlechter geht als ihnen.