Rosskastanie am Rathaus Ottenheim mehr als 150 Jahre alt
Früher stand sie am Friedhof, heute am Rathaus in Ottenheim. Die Rosskastanie ist mit ihren gut 150 Jahren einer der ältesten Bäume im Ort. Bis zum Baustellen-Trubel schliefen gerne Eulen in ihr.
Eine Rosskastanie kann bis zu 30 Meter hoch und 300 Jahre alt werden. Sie wird im allgemeinen nur Kastanie genannt. Diese Bezeichnung trifft jedoch nur auf die sogenannte Edelkastanie zu. Die beiden Bäume gehören nämlich ganz unterschiedlichen Baum-Arten an, obwohl sich ihre Früchte (Samen) äußerlich sehr ähneln. Während man die Edelkastanie wegen ihrer wohlschmeckenden Maronen anpflanzt, wird die Rosskastanie in der Regel als Park- oder Alleebaum genutzt.
Die Rosskastanie am Ottenheimer Rathaus diente einstmals einem ähnlichen Zweck. Wie Alt-Ortsvorsteher Hans Reitter erzählt, handelt es sich bei ihr um einen der beiden Bäume, die auf verschiedenen Seiten des ehemaligen Friedhofs standen. Sie blieben auch stehen, nachdem man den Friedhof 1885 an den heutigen Platz verlegt hatte. Eine von ihnen stand jedoch 1911 beim Bau des neuen Ottenheimer Rathauses im Wege und wurde deshalb entfernt. Die Verbliebene könnte demnach mit mindestens 150 Jahren einer der ältesten, wenn nicht der älteste Baum in Ottenheim sein.
Noch vor Jahren diente der Baum als Schlafplatz für die im alten Kirchturm brütenden Eulen. Bis zu 14 Tiere wurden teilweise gezählt, was man unter anderem auch an den Gewöllen und weißen Flecken auf dem Gehweg erkennen konnte. Ungemütlich ist es für sie durch den Wiederaufbau des Kirchturms und der Baustelle Ottenheimer Dorfmitte geworden, sodass sie sich andere Schlafplätze gesucht haben dürften. Es ist jedoch durchaus möglich und wünschenswert, dass sie sich nach Beendigung der Bauarbeiten wieder einfinden.
Besen im Baum
Lebendig wird es wieder um den Baum, wenn im kommenden Monat die großen braunen glänzenden Früchte fallen. Diese üben noch heute auf die Kindergarten- und Schulkinder eine magische Anziehungskraft aus. Man kann beobachten wie sie nach der Schule oder dem Kindergarten durchs Pfarrgässle rennen, um möglichst die Ersten am Baum zu sein. Diejenigen, die zu spät kommen, versuchen dann etwas nachzuhelfen, was aber in Anbetracht der Höhe des Baumes nicht einfach ist. Außerdem steht er direkt neben den Fenstern des Rathauses, was zur Folge hatte, dass in der Vergangenheit auch schon eine Scheibe zu Bruch ging. Um das zu verhindern, hatte sich ein Bub, der heute schon lange Familienvater ist, einen Besen in der Nachbarschaft ausgeliehen. Dieser blieb dann im Baum hängen, weshalb ihn der Eigentümer lange vermisste, bevor man ihn im dichten Laub entdeckte. Man kann sich denken, dass auch die Aktion im Hinblick auf den gewünschten Ernteertrag nicht den erwarteten Erfolg brachte.
Inzwischen hat der Baum schon viele Veränderungen und Baustellen überstanden, und es ist anzunehmen, dass seine Früchte noch viele Jahre Kinder erfreuen und dass er eines Tages auch wieder als Schlafplatz für Eulen dienen kann.