Schuttern erinnert mit Gottesdienst an Heinrich II.
Zu einem besonderen ökumenischen Gottesdienst laden die Kirchengemeinden Friesenheim am morgigen Freitag ein. Er bildet sozusagen das Scharnier zwischen zwei Jubiläen: der 1000-Jahr-Feier von Friesenheim und Heiligenzell und dem 1200-jährigen Bestehen des Klosters Schuttern.
Laut der Kloster-Chronik weilte der römisch-deutsche Kaiser Heinrich II. am 30. September 1016 im Kloster Schuttern. Zuvor hatte er sich in Basel aufgehalten, wo er Verhandlungen um das Erbe des Königreiches Burgund geführt hatte. Auf dem Weg nach Frankfurt soll er in der Benediktiner-Abtei übernachtet haben.
Besuch historisch nicht gesichert
Ganz historisch gesichert ist das indes nicht. Der Archäologe Niklot Krohn, der den Masterplan für die Ausgrabungen in der Klosterkirche erarbeitet hat, behauptet, Heinrich sei nicht in Schuttern gewesen. Aber es spricht vieles dafür, und »die Schutterner glauben fest daran, dass er da war«, so Rainer Janus, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Friesenheim. »Und ich gönn’s ihnen auch«, schmunzelt er.
Schenkung gab Kloster Auftrieb
Für die Geschichte des Klosters Schuttern, aber auch für Friesenheim und Heiligenzell ist Heinrich II. von immenser Bedeutung. Denn er hat 1016 die Urkunde ausgestellt, mit der er dem Kloster die Ortschaften Ruotgerswilre (Heiligenzell), Schopfheim und Friesenheim schenkt – die Urkunde also, in der Friesenheim und Heiligenzell erstmals erwähnt werden. Damals war das Kloster ziemlich verarmt. Die Schenkung brachte ihm den Auftrieb, den es dringend brauchte. Denn dadurch bekam es erhebliche Ländereien hinzu – und das bedeutete: mehr Zehntabgaben – und diese wiederum konnte man in Städten mit Marktrecht verkaufen und damit Einnahmen erzielen.
»Das ist auch unsere Tradition«
Der Besuch des Kaisers wird denn auch am Freitag mit einem Gottesdienst gefeiert – einem ökumenischen Gottesdienst. »Das ist wahrscheinlich der erste ökumenische Gottesdienst in Schuttern seit der Reformation«, schmunzelt Janus‘ katholischer Amtskollege Steffen Jelic. Das mache aber auch Sinn, meint er. Denn zu Heinrichs Zeiten gab’s noch keine Spaltung in evangelisch-lutherische und katholische Kirche. »Das ist also auch unsere Tradition.«
Gottesdienst und Vortrag
Der Gottesdienst beginnt um 18 Uhr. Für den musikalischen Rahmen sorgen der Projektchor Friesenheim (Leitung: Martin Groß), ein Bläser-Ensemble und die Friesenheimer Mezzosopranistin Karin Stuber. Anschließend wird Rainer Janus im Pfarrsaal einen Vortrag über Kaiser Heinrich II. halten. Marita Blattmann, Professorin für mittelalterliche Geschichte an der Uni Köln, wird den Vortrag mit Quellen und Belegen über den Besuch Heinrichs in Schuttern ergänzen. Künftig soll dieser Gottesdienst jährlich abgehalten und besonders gestaltet werden, berichtet Martin Buttenmüller, Vorsitzender des Historischen Vereins Schuttern.
Der 1000. Jahrestag des Besuchs bildet zugleich ein Scharnier zu einem weiteren Jubiläum. Denn nach der 1000-Jahr-Feier von Friesenheim und Heiligenzell jährt sich 2017 zum 1200. Mal die Benennung des Reichsklosters Schuttern durch Ludwig den Frommen – die Ersterwähnung des Klosters also. Wahrscheinlich ist das Kloster sogar noch älter, aber historische Belege dafür gibt es nicht. Der Gottesdienst am Freitag ist somit auch Auftakt für das 1200-jährige Kloster-Jubiläum.
Wallfahrt als Höhepunkt
Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten wird vom 2. bis 5. März 2017 eine gemeinsame Wallfahrt der beiden Kirchengemeinden nach Bamberg sein. Zu dem von Heinrich II. begründeten Erzbistum gehörte das Kloster Schuttern bis zu seiner Säkularisation.
Im Verlauf der Wallfahrt ist unter anderem eine Besichtigung des Kaiserdoms geplant, wo Kaiser Heinrich II. und seine Gattin Kunigunde begraben sind. Außerdem, so Martin Buttenmüller, Vorsitzender des Historischen Vereins Schuttern, wollen sich die Wallfahrer auch mal die Schenkungsurkunde ansehen, deren Original in Bamberg aufbewahrt wird.