Schwestern groß verabschiedet
Anfang Juli schlossen sich die Pforten des Schwesternwohnheims Sankt Elisabeth. Am Sonntag nahm Heiligenzell endgültig Abschied von den Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu.
Nachdem die Pforten des Schwesternwohnheims Sankt Elisabeth in Heiligenzell Anfang Juli geschlossen wurden, öffneten sie sich noch einmal am Wochenende für die Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu, die nach 121 Jahren das Klösterle, wie es von den Heiligenzellern genannt wird, für immer verlassen haben. Am Sonntag wurden die Schwestern offiziell verabschiedet – im Familien-Gottesdienst und im Klosterhock der Herz-Jesu-Gemeinde. Das Ganze entwickelte sich zu einem denkwürdigen Tag, der seinen Anfang mit einer Eucharistiefeier, musikalisch von Gemeindereferent Michael Merz und Jessica Reichenbach umrahmt, in der Kirche nahm.
»Unkompliziert«
»Was wir besonders in den vergangenen Wochen und Monaten hier vermisst haben, ist das Gebet«, sagte Pfarrer Steffen Jelic. »Ich weiß nicht, ob Sie das schon gemerkt haben, dass uns dies in Heiligenzell unglaublich fehlt?!« Die Pfarrgemeinde habe gut mit den Schwestern zusammengearbeitet. Einen besonderen Dank richtete Jelic an Schwester Hortulana, der letzten Oberin in Heiligenzell, und an alle Schwestern: »Es war immer unkompliziert mit Ihnen. Und Sie sind uns immer willkommen gewesen.« Er überreichte Schwester Hortulana und Generaloberin Schwester Michaela ein Bild, das das Klösterle hinten und Heiligenzells letzte Schwestern vorne zeigt.
Bildhafte Geschenke gab es auch von Bürgermeister Armin Roesner, der den Schwestern Heiligenzells Wappen und Bildbände von Friesenheim überreichte. »Die Schwesterngemeinschaft sorgte sich seit Beginn ihres Wirkens in Heiligenzell um die Schwachen der Gesellschaft«, lobte er. Arme, Kranke und Waisen hätten ihren Zufluchtsort und eine neue Heimat dank der Schwestern gefunden. Die Franziskanerinnen haben das Gesicht von Heiligenzell und seit 1972 auch der Großgemeinde wie kaum eine andere Institution geprägt. Roesner versicherte den Schwestern, dass die Gemeinde sich ganz in ihrem Sinne um das Anwesen kümmern werde. Es wurde eigens dafür eine Arbeitsgruppe gebildet, um zügig eine gute Lösung für die weitere Verwendung der Klosteranlage zu finden. Dem schloss sich auch Heiligenzells Ortsvorsteher Gerold Eichhorn an. »Wir schließen nicht einfach die Türe und sagen, das war es nun. Wir werden mit Sicherheit noch lange an Sie denken.« Dies möge auch im umgekehrten Sinne sein, weshalb er als kleine Erinnerung ein Gemälde des heimischen Künstlers Wilfried Seitz parat hatte, das die wichtigsten Gebäude und politischen Personen Heiligenzells in einer Collage zeigt.
Schon in der Kirche war es ein bewegender Abschied von den Franziskanerinnen. Beim Nachmittagshock im Klosterhof nutzten viele Heiligenzeller, aber auch Gemeindemitglieder aus den umliegenden Orten die Gelegenheit, sich persönlich von den Schwestern zu verabschieden.
Natürlich stand auch das Begleitprogramm ganz im Zeichen der Schwestern. Das Blasorchester Heiligenzell uspielte »Will follow him« aus dem Musical »Sister Act« Die Kindergartenkinder verabschiedeten sich mit Liedern. Bereits beim Gottesdienst waren einige Kinder schon dabei und schenkten den Schwestern eine selbstgebastelte Sonne.
Ortsvorsteher Gerold Eichhorn überraschte die Schwestern mit einem Fotoband, zusammengestellt und bearbeitet von Josef Sailer. Dieser war natürlich in den Reihen der rund 20 Schwestern, die zum Abschied noch einmal nach Heiligenzell gekommen waren, mehr als begehrt. Voller Neugier wurde Blatt für Blatt, Foto für Foto studiert. Einen weiteren Bildband ließ Eichhorn von den Schwestern signieren und versteigerte ihn zu Gunsten des Projekts »Turm & Dach der Kirche«, wohin auch der gesamte Erlös des Hocks fließt. Die Schätzfrage befasste sich nicht mit den Schwestern, sondern mit dem Turm-Dach-Projekt. Für einen Euro konnten Interessierte einen Tipp abgeben, wie viel Spenden für das Projekt eingegangen sind. Die Lösung: exakt 4043 Euro.