Starfighter-Absturz: Allmannsweier entging einer Katastrophe
Vor 41 Jahren entging Allmannsweier bei einem »Starfighter«-Absturz der kanadischen Streitkräfte nur vergleichsweise knapp einer Katastrophe. Das Flugzeug ging nur 300 Meter vom Ortsrand entfernt nieder.
Auf dem Allmannsweierer Friedhof erinnert heute längst nichts mehr an den Absturz. Am 9. September 1975, einem Dienstagvormittag, sah es hier völlig anders aus. Captain J. E. McGillivary (30), Mitglied der 421. Staffel der 1. Luftwaffengruppe der kanadischen Luftwaffe, startet vom Lahrer Militärflughafen aus mit seinem »Starfighter« vom Typ F 104 zu einem Routineflug in Richtung Bayern. McGillivarys Staffel war erst kürzlich von Söllingen wegen Wartungsarbeiten nach Lahr verlegt worden.
Schon kurz nach dem Start treten auf Höhe Niederschopfheims Probleme mit der Flugzeugtechnik auf (Störungen im Triebwerk, Feuer im Maschinen-Rumpfteil), die der Pilot nicht in den Griff bekommen kann. Er wirft die Treibstoff-Zusatztanks ab – ohne Erfolg. Also dreht McGillivary zurück in Richtung Lahr, um schnellstmöglich zu landen. Doch der Captain muss erkennen, dass die Maschine nicht mehr zu retten ist. Er betätigt den Schleudersitz, springt ab.
Während der Pilot unverletzt nahe der A 5 (bei Hugsweier/Kürzell) landet, gerät der »Starfighter« ins Trudeln und stürzt um 9.55 Uhr auf den Allmannsweierer Friedhof. »Wir hörten einen ohrenbetäubenden Knall, ein Türen- und Fensterklirren. Man glaubte, im Zentrum eines Erdbebens zu sein«, schilderten Augenzeugen ihre Eindrücke unmittelbar nach dem Unglück.
Einzelteile verstreut in einem Umkreis von 500 Metern
Mehrere Stromleitungen und eine große Tanne reißt das Flugzeug bei seiner Bruchlandung ab, schlägt rund drei Meter vor der Friedhofsmauer auf. Das Leitwerk wird mit Wucht durch die Mauer geschmettert. Einzelteile der Maschine werden laut Pressestelle der kanadischen Streitkräfte später in einem Umkreis von bis zu 500 Metern gefunden.
Den kurz darauf eintreffenden Feuerwehrleuten aus Allmannsweier und der kanadischen Flugplatzwehr bietet sich ein Bild der Verwüstung. Wrackteile überall, ein in Flammen stehender »lebender Zaun«, verkohlte Grabkreuze. Die Absturzstelle wird in Windeseile abgesperrt, anschließend, auch angesichts der Explosionsgefahr, zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Bereits eine Viertelstunde nach dem Absturz übernimmt die kanadische Kriminalpolizei die Ermittlungen. Beteiligt sind zur Geländesicherung rund 50 Polizeibeamte aus Lahr, Offenburg und Kehl.
Die Bilanz des Unglücks las sich hinterher vergleichsweise glimpflich. Keine Opfer, die Brände konnten unter Kontrolle gebracht werden. Allerdings wurde den Beteiligten erst mit zeitlichem Abstand bewusst, welchem denkbaren Inferno sie nur recht knapp entgangen waren. Das Flugzeug stürzte lediglich 100 Meter entfernt von der Bundesstraße 36 und 300 Meter von Allmannsweier entfernt ab. Die Bürger wollten sich angesichts zahlreicher Ökonomie- und Fachwerkgebäude lieber nicht ausmalen, was hätte alles passieren können. Ein weiterer Nebeneffekt: Der Besuch des Absturzareals wird selbst bei einem damals Unbeteiligten angesichts des bloßen Gedankens an den Flugzeugabsturz vor Ort 41 Jahre zuvor noch immer von einem kalten Schauder begleitet.