Technologieforum zum Thema »Abwasserreinigung« in Lahr
Rund 130 Fachleute aus Deutschland und der Schweiz diskutierten am Donnerstag im Rahmen eines Technologieforums in Lahr über die Elimination von Spurenstoffen und Medikamentenrückständen aus dem Abwasser. Höhepunkt des Tagungsprogramms war eine Besichtigung der neuen Reinigungsstufe der Kläranlage Lahr.
Dass der Eintrag von Spurenstoffen in Gewässer ein Problem ist, wird kaum noch bestritten. Organische Reststoffe und Medikamentenrückstände sollten im Rahmen der Abwasserbehandlung in den Kläranlagen möglichst weitgehend eliminiert werden. Die technische Umsetzung steht aber noch ganz am Anfang.
Baden-Württemberg ist Spitze
Baden-Württemberg nimmt hier eine absolute Spitzenposition ein. Mit Nachdruck wird im Land die Nachrüstung der Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe vorangetrieben. Elf Abwasserbehandlungsanlagen im Land wurden bisher nachgerüstet, darunter auch die Kläranlage Lahr, die als erste eine Aktivkohle-Adsorption mit nachgeschalteten Tuchfiltern in Betrieb genommen hat.
Um den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt voranzutreiben, wurde 2012 das Kompetenzzentrum Spurenstoffe (KomS) gegründet, das dem Austausch zwischen Wissenschaftlern, Betreibern und Anlagenherstellern dient, aber auch der Erörterung möglicher Verfahren. Genau hier setzte auch das mittlerweile siebte Technologieforum von KomS an, das am Donnerstag in Lahr tagte.
Ozon oder Aktivkohle - oder beides?
Rund 130 Fachleute aus ganz Deutschland und der Schweiz diskutierten über Verfahrensfragen, den den Einsatz von Ozon oder Aktivkohle, die in einer ganzen Reihe von Vorträgen erörtert wurde. Wo liegen die Vorteile des Ozonverfahrens, wo die der auch in Lahr angewandten Aktivkohle-Adsorption (PAK)? Liegt der Königsweg gar in einer Verknüpfung der beiden Verfahren, die nun erstmals auf der Großkläranlage der Stadt Basel erprobt werden soll? Was ist beim Bau zu beachten, welche Technik soll zum Einsatz kommen? Auch hier gibt es Unterschiede. Auf den meisten Anlagen kommt unabhängig vom Verfahren selbst ein nachgeschalteter Sandfilter zum Einsatz. In Lahr wurden dagegen Tuchfilter eingebaut, um Platz und Kosten zu sparen.
Bilanz lässt aufhorchen
Die von Kläranlagenleiter Gereon Anders vorgelegte Bilanz der ersten 15 Monate, lässt zumindest aufhorchen. Die Baukosten fallen deutlich niedriger aus als bei einem Sandfilter. Die in Lahr mit jährlich rund 25 000 Euro kalkulierten Betriebskosten können wohl deutlich nach unten korrigiert werden. Die nach einem Jahr geplante Reinigung der Filter wurde ausgesetzt, die erwartete Lebensdauer von 5 auf 10 Jahre nach oben korrigiert.
Das in den Nachmittagsstunden intensiv diskutierte Thema stand am Ende auch im Zentrum einer Fachexkursion auf der Kläranlage selbst. Gereon Anders, seine Mitarbeiter und die für den Bau zuständigen Planer erläuterten den in vier Gruppen aufgeteilten Tagungsteilnehmern die Arbeitsweise der vierten Reinigungsstufe.
Adsorption mittels Aktivkohle
Unter Adsorption versteht man die Anreicherung von gasförmigen oder in Flüssigkeiten gelösten Stoffen (dem sogenannten »Adsorptiv«) an der Oberfläche von Festkörpern. Aktivkohle ist so ein Festkörper. Bringt man Aktivkohle in Kontakt mit einer wässrigen Lösung, die ein Adsorptiv enthält, so verringert sich dessen Konzentration in der Flüssigkeit, indem sich die Aktivkohle mit dem Adsorptiv belädt. Bei der Adsorption werden Anziehungskräfte im Molekularbereich, die sogenannten »van-der-Waals-Kräfte«, wirksam.
In der Lahrer Kläranlage kommt dabei sogenannte pulverisierte Aktivkohle (PAK) zum Einsatz. Für die vierte Reinigungsstufe hat der Abwasserverband übrigens immerhin rund 9 Millionen Euro investiert.