Verkehr und Parken auf dem Prüfstein
Gibt es in der Lahrer Innenstadt genügend Parkplätze – und überhaupt: Ist Lahr zu autofahrerunfreundlich? Sehen Sie in dieser Hinsicht Handlungsbedarf in der Stadt?Diese Fragen beantworteten die Kandidaten für die Kommunalwahl 2014
Parkplakette ist nicht notwendig
Walter Caroli (SPD): Lahr ist nicht autounfreundlich, und es gibt genügend Parkplätze in der Nähe der Innenstadt oder sogar mittendrin. Das wegen der Kinoeröffnung und der neuen Kita angekündigte Parkchaos ist nicht eingetreten. Die SPD hält deswegen den Bau einer Parkpalette an der Turmstraße für nicht erforderlich. Das Parkraumkonzept macht gute Vorschläge zur Qualitätsverbesserung der vorhandenen Parkplätze und zur besseren Orientierung des Autofahrers und sollte rasch umgesetzt werden. Störend ist der Durchgangsverkehr auf dem Urteilsplatz. Er mindert die Aufenthaltsqualität und gefährdet Kinder und Erwachsene. Nur Busse, Anlieferer, Taxis und Radfahrer sollten deshalb durchfahren dürfen. Dies würde den Platz attraktiver machen, das Kaufverhalten fördern und die Lust auf das Innenstadterlebnis steigern.
Guter Parkraum ist Mangelware
Ilona Rompel (CDU): Die CDU befürwortet die Befahrbarkeit des Urteilsplatzes für den Individualverkehr. Je nach Entwicklung des Kinos ist für uns eine Sperrung während der Abendstunden denkbar. Eine weitere Fußgängerzone in diesem Bereich wäre nicht sinnvoll. Der in der Innenstadt ansässige Einzelhandel ist auf ein gutes Parkplatzangebot angewiesen, da 68 Prozent aller Einkäufe mit dem Auto erledigt werden. Die Parkraum-Analyse zeigt, dass qualitativer Parkraum in Lahr Mangelware ist. Vor allem fehlende Langzeitparkplätze bewirken in der Innenstadt eine Blechlawine im Straßenraum der angrenzenden Wohngebiete. Eine Parkpalette in der Turmstraße könnte eine deutliche Verbesserung herbeiführen. Die seit langem geforderte grüne Welle im Verlauf der B 415 sollte endlich kommen.
Mehr Komfort für Autofahrer
Marlies Llombart (FW): Die Parksituation wird schlechter geredet als sie ist. In der Innenstadt sind ausreichend Parkplätze; selbst in Spitzenzeiten kann man stets einen freien Parkplatz finden. Die teilweise fehlende Barrierefreiheit, die zu schmalen Parkplätze sowie Engstellen in den Parkhäusern sollten auf jeden Fall behoben werden. Der dadurch entstehende Verlust an Stellplätzen würde den Auslastungszahlen zufolge nicht zu einem Engpass im Angebot führen. Der Komfortzuwachs und ein vergünstigter Kulturtarif nach 19 Uhr würde das Parken in der Tiefgarage Marktplatz und Alleestraße/Kino beliebter machen. Zur Willkommenskultur einer Stadt gehört eine gute Beschilderung und das Vermeiden von Einbahnstraßen, die die Wege verlängern. Das spart Zeit, Geld und Belästigung durch zirkulierende Fahrzeuge.
Autos weg vom Urteilsplatz
Hanne Kaiser-Munz (Grüne): Das Parkraumkonzept hat nachgewiesen, dass Lahr genügend Parkplätze hat. Die Parkhäuser sind nicht ausgelastet. Auch in der Marktplatztiefgarage müssen die Parkplätze breiter und die Zu- und Ausfahrt bequemer werden. Das vorhandene Parkleitsystem ist gut. Kleine Verbesserungen reichen, damit die Autofahrenden schneller an ihr Ziel kommen und die Umwelt nicht unnötig mit Autoabgasen belastet wird. Ungeachtet dessen lebt eine attraktive Innenstadt auch davon, dass sie Radfahrenden, Fußgängerinnen und Fußgängern ihren Raum lässt. Deshalb muss der Urteilsplatz für den privaten Autoverkehr gesperrt werden. Dadurch wird die Aufenthaltsqualität des Platzes erhöht, zumal das neu gebaute Kino viele Menschen anlockt.
Urteilsplatz offenhalten
Matthias Kappis (FDP): Für den neuen Gemeinderat wird das Verkehrs- und Parkraumkonzept neben der Landesgartenschau eines der wichtigsten Themen werden. Wenn Lahr sich als Logistikstandort empfehlen will, muss das städtische Verkehrskonzept dieser Herausforderung Rechnung tragen. In Lahr sind die Parkhäuser selten ausgelastet, aber oberirdisch besteht Parkplatznot. Daher brauchen wir zusätzliche oberirdische Parkplätze. Als Einkaufstadt in Konkurrenz zu umliegenden Städten sind moderate Parkgebühren und eine vernünftige Verkehrsplanung sowie Verkehrsleitung notwendig. Hierzu gehört die Offenhaltung des Urteilsplatzes, was nicht nur für die Geschäfte der nördlichen Innenstadt wichtig ist, sondern auch zur Entlastung der stark befahrenen Turmstraße beiträgt.
Nein zur Straße als Parkraum
Helmut Schönberger (Linke): In der Stadt als Lebens- und Bewegungsraum stellt Autoparken unter den Nutzungsansprüchen an den Straßenraum den funktional am wenigsten notwendigen und damit am ehesten zu verlagernden Anspruch dar. Der Besitz eines Autos und das Vorhalten von Stellplätzen sind vorrangig eine private Angelegenheit. Die über Jahrzehnte privilegierte Nutzung der Straße als Parkraum ist eine Fehlentwicklung auf Kosten der Sicherheit, weil die freie Sicht behindert wird, und eine Behinderung des fließenden Verkehrs. Autoparken ist ein strukturelles und damit ein städtebauliches und verkehrliches Schlüsselproblem. Deshalb darf Parkraummanagement nicht nur im Ordnungsamt angesiedelt sein, sondern muss als Bestandteil einer städtebaulich integrierten Mobilitäts- und Verkehrsplanung gesehen werden.