Vorstand der Arbeitsagentur informiert sich über Flüchtlinge
Bei der Neuen Arbeit Lahr hat sich am Montag Raimund Becker, Vorstandsmitglied der Agentur für Arbeit in Nürnberg, über die Projekte für Flüchtlinge informiert. Eingeladen hatte der Bundestagsabgeordnete Peter Weiß von der CDU.
Eine der Erkenntnise des Besuchs von Raimund Becker am Montag bei der Neuen Arbeit Lahr (NAL) war, dass jede Einrichtung ihren eigenen Weg bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt finden muss. »Wir haben die Werkzeuge zur Verfügung gestellt. Die Zusammenstellung muss vor Ort geschehen«, sagte Becker, der bei der Agentur für Arbeit für die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zuständig ist.
Die Anstrengungen würden sich in jedem Fall lohnen: »Viele der Flüchtlinge könnten die Fachkräfte von übermorgen sein.«
Aber: Es dauere fünf bis sechs Jahre, bis Flüchtlinge die Ausbildung erfolgreich abschließen können. Denn zunächst müsse den jungen Leuten die Sprache beigebracht werden – »der Schlüssel zur Integration«. Der Weg in eine dauerhafte Beschäftigung sei zwar lang und koste Geld. Er sei aber sinnvoll, »sonst würden viele nur Hilfsarbeiter-Jobs bekommen. Und wenn man da einmal drin ist, wird es schwer, wieder rauszukommen«.
Neuerungen vorgestellt
Peter Weiß stellte die rechtlichen Änderungen durch das Ende Juli in Kraft getretene Integrationsgesetz vor. So können Flüchtlinge garantiert eine dreijährige Ausbildung in Deutschland machen. »Wenn sie danach eine Anstellung bekommen, können sie unabhängig vom Status ihres Asylantrags weitere zwei Jahre bleiben«, erläuterte der CDU-Bundestagsabgeordnete.
Weitere Neuerung: Bei Kommunen und Landkreisen würden 100 000 Jobs für Flüchtlinge geschaffen, von denen etwa 500 auf den Ortenaukreis entfallen. Zudem sei die Vorrangprüfung ausgesetzt worden, wonach zuerst ein Bewerber aus Deutschland oder der Europäischen Union für einen Job gesucht werden muss, bevor ein Nicht-EU-Ausländer ihn bekommt. »Das soll die Bereitschaft beflügeln, Flüchtlingen Arbeit zu geben«, so Weiß.
Außerdem gebe es die Einstiegsqualifizierung, in der Betriebe junge Menschen an eine Ausbildung in ihrem Betrieb heranführen. »Diese Maßnahme steht jedem zur Verfügung, nicht nur Flüchtlingen«, betonte Weiß.
Die Anstrengungen, um jungen Flüchtlingen, aber auch Deutschen den Zugang zu Arbeit zu ermöglichen, seien angesichts des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung unumgänglich, sagte Horst Sahrbacher, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Offenburger Agentur für Arbeit. »Die Zahl der 0- bis 20-Jährigen wird bis 2035 in der Ortenau drastisch zurückgehen. Mit der Integration von Zuwanderern wird die Lücke deutlich moderater ausfallen.«
Bei einem Rundgang durch die Produktionsräume der NAL zeigten die Geschäftsführer Katharina Haverkamp und Djahan Salar Weiß und Becker die Angebote für Flüchtlinge. Unter anderem berichtete Daniela Kölble vom Projekt »Arbeiten und Leben in Deutschland« (Aulid), dessen Ziel es sei, den Teilnehmern die notwendigen Sprachkenntisse für die Arbeitswelt zu vermitteln und über Prakika eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.