Weimarer Organist Wieland Meinhold in Barockkirche
Mit einem festlichen Konzert erwies der Weimarer Universitäts-Organist Wieland Meinhold am Donnerstag der Barockkirche Meißenheim zu deren 250-jährigem Bestehen seine Reverenz. Zuvor ließ er die Besucher hinter die Kulissen der großen Silbermann-Orgel blicken.
Eine Stunde nahm sich Wieland Meinhold vor Beginn seines Konzerts am Donnerstag in der Meißenheimer Barockkirche Zeit, um die Besucher in die Geheimnisse der Meißenheimer Kirchenorgel mit ihren über 1200 Pfeifen einzuführen. »Klang für große und kleine Pfeifen – Besuch bei der Königin« lautete das Motto. Direkt am Spieltisch nutzten viele Bürger die Möglichkeit, mit dem auf der ganzen Welt bekannten Orgelspezialisten ins Gespräch zu kommen und ihn mit Fragen zu löchern: Wie klingt der höchste und der tiefste Ton? Wie funktioniert die Übertragung zwischen Tasten und Ventil? Meinhold gab fachkundig Auskunft und unterlegte seine Erläuterungen immer wieder mit Klängen der besonderen Art. »Ha, jetzt wohn i schun Jahrzehnte in dem Rieddorf und weiß nit, was mir do mit dere Orgel für e Schätzchen in unserer Mitte hänn«, entfuhr es einem staunenden Besucher beeindruckt.
Dann begaben sich die Gäste in den Kirchenraum oder auf die gegenüber liegende Empore, wo sich schon andere Zuhörer eingefunden hatten, um den Ausführungen des Meisters zu lauschen. Schon zum fünften Mal war Wieland Meinhold in Meißenheim, und immer wieder kommen mehr Besucher, weil sie seine Kunst, auf der Orgel zu spielen, kennen und lieben gelernt haben.
Für das Konzert am Donnerstag hatte Wieland Meinhold Orgel-Werke von Komponisten aus Italien, England und natürlich auch aus Frankreich ausgesucht – schließlich ist die beeindruckende Silbermann-Orgel auf der anderen Seite des Rheins im Elsass gebaut worden.
Von Vivaldi bis Boyce
Kompositionen wie Jean-Francois Dandrieus »Magnificat-Offertoire« oder »Noel étranger« von Louis-Claude Daquin trug er ebenso virtuos vor wie Werke von Antonio Vivaldi, Arcangelo Corelli, Tomaso Albinoni oder englischer Komponisten wie Henry Purcell, John Stanley oder William Boyce. Mal sehr leise und bedächtig und dann auch wieder aufbrausend und mit tiefen Bässen unterlegt, klang es durch den vorabendlichen Herbsttag. Meinhold gab sich große Mühe, aus dem Instrument, das er selbst sehr liebgewonnen hat, das Beste herauszuholen. Ein weiterer Meilenstein auf dem Festprogramm zum 250. Geburtstag der Barockkirche in Meißenheim und ein Musikgenuss der besonderen Art, den die kirchenmusik-verwöhnten Gäste am Schluss mit viel Beifall bedachten. Um mehrere Zugaben kam der Musikprofessor aus Weimar nicht herum. Dem Hausherrn Pfarrer Heinz Adler hat es auch gefallen, und auch dem Meister selbst hat es nach eigener Aussage großen Spaß gemacht, wieder einmal auf der Silbermann-Orgel zu Meißenheim spielen zu dürfen.
Das Hauptgeburtstagsfest findet dann am Wochenende vom 28. bis 30. Oktober statt. Genau am 28. Oktober 1762 wurde die Barockkirche eingeweiht. Gefeiert wird mit einer »Nacht der Musik«, einem Jubiläumsgottesdienst und einem festlichen Abschluss in der Festhalle mit vielen Gästen beim Mittagessen.