Fastenbrechen: Werben für religiöse Toleranz
Zum traditionellen Fastenbrechen hatte der türkisch-islamische Kulturverein am Samstagabend eingeladen. Zahlreiche nichtmuslimische Lahrer haben gemeinsam mit den Muslimen in der Geroldseckerhalle in Reichenbach gegessen.
Am zehnten Tag des Fastenmonats Ramadan trafen sich die Muslimen und ihre Lahrer Freunde zum gemeinsamen Fastenbrechen. Gastgeber Hasan Babur, Vorsitzender des türkisch-islamischen Kulturvereins, nutzt die Gelegenheit gern, einmal im Jahr zusammen zu kommen, um miteinander zu essen.
Bis 21.41 Uhr galt es zu warten, denn erst dann war die Sonne untergegangen. Die Zeit bis dahin wurde mit Reden gefüllt. OB Wolfgang G. Müller übte sich, wie jedes Jahr, in der türkischen Sprache. Und jedes Jahr wird seine Rede in der Sprache des Gastgebers etwas länger. War es vor ein paar Jahren noch ein einfaches »Danke für die Einladung«, so fügte er am Samstag die Hoffnung hinzu, dass das Treffen positiv auf das gemeinsame Ziel, den Bau einer Moschee, auswirke. Dass Babur beim Info-Abend zum Moscheebau in der Vorwoche alle Lahrer zum Fastenbrechen eingeladen hatte, bezeichnete Müller als »Ausdruck der Gastfreundschaft, der gegenseitigen Wertschätzung und des Vertrauens«. Das Ziel, die türkische Gemeinde in eine neue Moschee zu bringen, sei eine große Aufgabe. »Dafür braucht es gegenseitige Toleranz.« Das große Ziel der meisten Lahrer sei, friedlich und solidarisch zusammen zu leben »egal, in welches Gotteshaus wir gehen«.
Unter den Gästen waren auch die Bundestagsabgeordneten Peter Weiß (CDU) und Johannes Fechner (SPD) sowie die Grünen-Landtagsabgeordnete Sandra Boser. Die Anwesenheit der Abgeordneten sei ein wichtiges Zeichen des Respekts vor der Religionsgemeinschaft, betonte Boser. Der Landtag wolle sich dafür einsetzen, dass es kein Kopftuchverbot in Kindergärten und Schulen gibt. »Wir wollen eine offene und tolerante Gesellschaft sein«, schloss sie.
Dekan Rainer Becker überbrachte Grüße des Landesbischofs der evangelischen Kirche. Der Dialog und offene Gespräche trügen zu einem Klima des Vertrauens und des Respekts bei. »Wir wollen weiter gemeinsam unterwegs sein.« Die Einladung zum Fastenbrechen sei ein Zeichen, dass die Religion in Lahr öffentlich gelebt wird, dankte Martin Wichmann von der katholischen Kirche. Die Mitglieder der türkischen Gemeinde wollten keine geheimen Muslime sein. Mit Blick auf die Terroranschläge der IS betonte er: »Keine Religion erlaubt Morde.« Und weiter: »Die Flüchtlinge werden unsere Gastfreundschaft auf eine harte Probe stellen.« Er bat um Unterstützung, um das Gebot der Gastfreundschaft zu halten.
»Wenn wir fasten, können wir fühlen, wie es Menschen geht, die obdachlos sind oder hungern«, schloss Konsular-Attaché Mehmet Tekin den Reigen der Redner. »Wir teilen mit diesen Menschen«, bezog er sich auf die Sitte, dass jeder beim Fastenbrechen willkommen ist. »Der Islam ist eine Religion des Friedens. Ich wünsche mir, dass kein Mensch ausgegrenzt und Leid ausgesetzt wird.«