Schwanau

Zeitgeschichte: B36 als "Achse Lahr-Paris"

Hans Weide
Lesezeit 3 Minuten
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02. März 2017
Etwa an dieser Stelle befand sich einst der Rhein-Übergang bei Ottenheim. Derzeit wird wieder nach Möglichkeiten gesucht, Deutschland mit Frankreich zu verbinden.

(Bild 1/2) Etwa an dieser Stelle befand sich einst der Rhein-Übergang bei Ottenheim. Derzeit wird wieder nach Möglichkeiten gesucht, Deutschland mit Frankreich zu verbinden. ©Hans Weide

Heute ist die ehemalige B 36 »nur« noch eine Landstraße. Früher jedoch gab es mal große Pläne für sie. Sie sollte zum Rhein führen. Doch nach einigem Hin und Her wurde das Ganze Anfang der 80er-Jahre aufgegeben. 

 Nachdem die Fähre über den Rhein in Ottenheim wegen des Baus des Rheinseitenkanals 1967 ihren Betrieb einstellen musste, stand die Frage eines Rheinübergangs erneut zur Debatte. Sehr bald befasste man sich deshalb mit der Planung einer Brücke am ehemaligen Rheinübergang in Ottenheim. Sie war über die damalige B 36 durch Allmannsweier und Ottenheim geradeaus in Richtung Westen direkt zum Rhein vorgesehen. Dies hätte zwar zu einer Entlastung der heutigen Neurieder Ortsteile Ichenheim, Dundenheim und Altenheim geführt, aber das Problem in die betroffenen Schwanauer Ortsteile verlagert. In diesem Zusammenhang hätten sich wohl viele Diskussionen in der jüngsten Vergangenheit in den Neurieder Gremien erübrigt, wie zum Beispiel zur Rückstufung der B 36 zur L 75.

Kein grünes Licht

Trotzdem sah man in Ottenheim die Planung, die sogar in der Dringlichkeitsstufe I im Bedarfsplan für den Ausbau der Bundesstraßen eingestuft war, zunächst positiv. Bekam man doch dadurch wieder den inzwischen vermissten Rheinübergang. Bei der Aufstellung des Bebauungsplans »Großschollen« wurde die entsprechende Straße sogar bereits berücksichtigt, sodass man die Grundstücksgrenzen in der Vogesenstraße, die als Trasse vorgesehen war, zehn Meter nördlich vom Straßenrand festlegte.
   
Anfang der 60er-Jahre befasste sich das Regierungspräsidium mit einer geänderten Streckenführung der B 36, die unter anderem ab der Autobahnanschlussstelle nördlich von Allmannsweier und Ottenheim in Richtung Westen und dann in Richtung Norden westlich von Meißenheim und Ichenheim an den Rhein führen sollte. Im Rahmen der Anhörung wurde von der damaligen Gemeinde Ottenheim jedoch vorgeschlagen, auch für Ottenheim und Nonnenweier Anschlussstellen zu schaffen.

Keine dieser Planungen bekam jedoch die Zustimmung des Regierungspräsidiums. Vielmehr beauftragte man die nunmehr zuständige Gemeinde Schwanau, eine völlig neue Streckenführung der B 36 über ihre Gemarkung zu planen. Die Vorgabe: eine Straße, die nördlich an Allmannsweier und Ottenheim vorbei an den Rhein führt. Dabei sollte auch eine Brücke mit Zollstation über den Rhein berücksichtigt werden. Diese Planung fand nach heftigen Diskussionen im Ortschaftsrat Ottenheim und anschließend im Gemeinderat eine deutliche Mehrheit. Besonders der damalige Bürgermeister Wolfgang Wübker sah darin einen Vorteil für die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde. Auch von Lahr gab es Zustimmung, wobei man hier scherzhaft (Oberbürgermeister Philipp Brucker) von einer »Achse Lahr-Paris« sprach. 

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Geländeverlust

Widerstand gab es vor allen Dingen aus den Reihen der Land- und Forstwirtschaft und von Umweltschützern. Ihr Hauptargument war der große Geländeverlust. Umweltschützer gaben darüber hinaus zu bedenken, dass die Straße durch den Au- und Rheinwald zu erheblichen Umweltschäden führen dürfte. Ein weiteres Argument der Gegner war der Bedarf im Hinblick auf die ebenfalls geplante Brücke über den Rhein bei Altenheim (Pierre-Pflimlin-Brücke, eingeweiht 2002). Zudem war eine Anbindung auf der französischen Seite nicht vorhanden und auch – wie man in Erfahrung bringen konnte – nicht geplant. 

Unterstützt wurden die Argumente der Gegner durch den Umstand, dass der Flächenverbrauch in der ursprünglichen Planung mit etwa acht Hek-tar viel zu niedrig angegeben war und sich schließlich verdreifachte. Hierbei spielte auch die damals noch einzuplanende große Zollstation eine Rolle. 1989 wurde deshalb  die geplante Trasse der B 36 im Rahmen der Aufstellung des Flächennutzungsplans in allen Schwanauer Gremien abgelehnt. Dennoch wurde sie erst 2002 endgültig aus dem Flächennutzungsplan entfernt. 

Im Hinblick auf die weitere Entwicklung dürfte sie auch gegenstandslos geworden sein. Inzwischen sind weitere Planungen, zum Beispiel eine Fähre am ehemaligen Rheinübergang, im Gespräch. Für Fußgänger und Radfahrer sicherlich ein gutes Angebot.

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