24 Warhol-Werke im Gengenbacher Adventskalender 2016
Erstmals in der 20-jährigen Erfolgsgeschichte des Adventskalenders wurde der Nachfolger bereits offiziell präsentiert, bevor das laufende Künstler-Projekt endet: Auf den renommierten Kinderbuchautor Paul Maar, dessen Helden Sams & Co ab 30. November zum dritten Mal an der Rathausfassade erscheinen, folgen im »Gengenbacher Kunstjahr 2016« mit dem Museum Frieder Burda als Begleiter dann Werke von Pop-Art-König Andy Warhol.
»Goliath verbündet sich mit David«, umschreibt Reinhard End, künstlerischer Motor im Museum Haus Löwenberg und Adventskalenderverein, das »Gengenbacher Kunstjahr 2016« mit dem Museum Frieder Burda in Baden-Baden als Partner. Dessen vierter und letzter Akt beginnt am 30. November mit der Enthüllung des ersten Werks von Andy Warhol am Rathaus-Adventskalender. »Wir betrachten uns als David, Frieder Burda ist der Goliath«, sagte End am Mittwochvormittag bei der Pressekonferenz im Löwenberg-Museum, »doch statt zu streiten, kooperieren wir.«
Dass »einer der wichtigsten deutschen Kunstsammler, dessen Kunststiftung heute eines der größten deutschen Privatmuseen unterhält« (Spiegel Online), am 29. April 1936 in Gengenbach geboren wurde, galt für End als Hintergrund, bei Frieder Burda anzuklopfen. »Eine Würdigung für ihn zum 80. Geburtstag in seiner Geburtsstadt und ein wahr werdender Traum für uns«, schwärmte Bürgermeister Thorsten Erny über das, was das »spontane Ja« von Burda auf diese Anfrage in Gengenbach ermöglicht. »Damit verbunden sind umfangreiche Leihgaben, Eröffnung wesentlicher Kontakte und personelle Expertise nicht zuletzt des Museums-Intendanten Helmut Friedel«, unterstrich End. Und dieses weitergesponnene Netzwerk bedeute »Zukunftssicherung für Adventskalender, Haus Löwenberg und die Kulturstadt Gengenbach«.
Warhol im Adventskalender
Das Museum Frieder Burda sei »unglaublich wirkungsvoll für die Stadt Baden-Baden«, so End, »eine Parallele für die mögliche Wechselwirkung auch für Gengenbach.« Überdies sei Frieder Burda der Türöffner für eine Idee, die End seit gut zehn Jahren habe: Gengenbachs Adventskalender mit Werken von Andy Warhol gestalten. Der 1987 gestorbene »King of Pop-Art«, wie eine kürzliche Warhol-Ausstellung der Kunsthalle Messmer in Riegel hieß, hat auch Frieder Burda portraitiert. »Für 2016 ist der Warhol-Adventskalender in trockenen Tüchern, wobei wir einen dreijährigen Zyklus ansteuern«, verkündete End nun stolz. »Just in time« sei der sechsseitige Vertrag der Andy Warhol Foundation New York, »eine Mischung aus Denkmalbehörde und Finanzamt«, im Briefkasten gelandet.
Mit der Unterschrift werde eine Anzahlung des Adventskalendervereins fällig und, wie End auf entsprechende Nachfrage erklärte, der bisherige Projekt-Etat von mehr als 100 000 Euro gesprengt. Was auch an zusätzlichen Kosten für Versicherung, Transport und Personal liege. Allein mit ehrenamtlichen Kräften sei dies nicht zu stemmen und das Ganze »mit unglaublicher Verantwortung« verbunden. »Wir begeben uns in den 8000er-Bereich mit dünner Luft«, metapherte End, »das Basislager ist enorm wichtig.« Alois Lehmann, Vorsitzender des Adventskalendervereins, zeigte sich optimistisch, durch die Bildpaten und weitere Unterstützer der regionalen Wirtschaft selbst diesen Gipfel zu erklimmen.
Pop-Art Klassiker
Das »Gengenbacher Kunstjahr 2016« startet zwischen Passionszeit und Pfingsten mit »Passion.Leidenschaft IV«, in der Arnulf Rainer, weltberühmt durch 150 Übermalungen von Bibel-Bildern, auf die Gengenbacher Passionsteppiche trifft. Teil zwei besteht aus einer Sommerausstellung eines »Bildhauers von internationalem Rang«, die auch in den Stadtraum hinaus reiche, indes noch nicht ganz spruchreif sei.
Ab Ende November folgt die begleitende Sonderausstellung zum Adventskalender mit Warhol-Kunst. »Rechtzeitig im Herbst sind wir mit der Kultur- und Tourismus GmbH dann ins umgebaute Haus Löwenberg umgezogen«, kündigte Lothar Kimmig an, Geschäftsführer der städtischen GmbH, die seit Januar 2015 auch den Museumsbetrieb organisiert. Mit dem Einzug der Tourist-Info und einer zusätzlichen Vollzeitkraft können die musealen Öffnungszeiten deutlich erweitert werden. Bisher steht das Museum an gut 120 Tagen im Jahr offen, die Tourist-Info hingegen an 300 Tagen.
Das »Gengenbacher Kunstjahr 2016« endet mit dem Adventskalender. »23 der 24 Kalenderwerke stehen bereits fest«, so End. Weder Portraits von Mao, Elvis Presley, Marilyn Monroe, durch die Warhol zum führenden Künstler der Pop-Art geworden ist, noch jenes von Frieder Burda leuchten allerdings auf der Rathausfassade auf. Dafür kolorierte Zeichnungen mit Engel, Tiere, Blumen, Akrobaten, Schuhe und einem Tannenbaum als Motive, geschaffen in den 1950er-Jahren vom damals gefragtesten Werbegrafiker New Yorks mit bürgerlichem Namen Andrej Warhola und Wurzeln in Polen, »also einem katholischen Umfeld«, so End mit Vorfreude auf das »kulturelle Leuchtturm-Projekt« im Advent. Doch erstmal »freuen wir uns auf den dritten Kalender mit Paul Maar und seinen Kinderbuchhelden«, merkte Alois Lehmann noch an.