»6-Uhr Stammtisch« feierte sein 60-jähriges Bestehen
Seit 60 Jahren trifft sich der »6-Uhr Stammtisch« jeden Mittwoch zum gemütlichen Beisammensein. Zum Jubiläum spendeten die 15 Stammtischbrüder 1000 Euro für das Ortenauer Kinderhospiz. Gründungsmitglied Waldemar Rottenecker agiert seit Jahren als Präsident.
Der »6-Uhr Stammtisch« ist einfach etwas Besonderes, auch für die Offenburger Wirtshausszene. Seit 60 Jahren treffen sich die Stammtischbrüder stets mittwochs gegen 18 Uhr zum gemütlichen Stammtischhock. Zum Jubiläum gönnten sich die heute 15 Stammtischbrüder am Freitagabend ein Jubiläums-Galamenü mit Sauerbraten und Tiramisu-Torte im Stammlokal bei Stammtischkollege Erich Schmid im »Tritschler«.
»Und natürlich haben wir zu unserem runden Geburtstag auch an unsere Mitmenschen gedacht, die es nicht so gut haben, wie wir hier«, erklärte Stammtischmitglied, Thaddäus Schmid. 1000 Euro haben die Stammtischbrüder zum Jubiläum in ihrem Spendenkässle gesammelt. Dieser Betrag wurde am Freitag an Helena Gareis, Leiterin des Kinder- und Jugendhospizdienstes Ortenau, überreicht. Der Beratungs- und Betreuungsbedarf der ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeiter im Kinderhospiz nimmt stetig zu, über 110 Kinder und Jugendliche werden derzeit vom Kinder- und Jugendhospizdienst in der Ortenau betreut. »Und wir suchen wieder dringend ehrenamtliche Helfer«, bemerkte Gareis.
Der »6-Uhr Stammtisch«, eine lockere Runde aus Offenburger Geschäftsleuten, Handwerkern, Ärzten und Originalen der Stadt, ist stets für Überraschungen gut. So luden 2013 Wirt Erich Schmid und seine Stammtischbrüder 49 Menschen, die es sich sonst nicht leisten können, zu einem Drei-Gänge-Menü ein. Obwohl der »6-Uhr Stammtisch« 1966 im Hotel »Drei-König« ins Leben gerufen wurde, seine Ursprünge hatte er in der »Neuen Pfalz«, dem heutigen OT-Pressehaus. Als in den 60er-Jahren dort die Restaurantkette »Wienerwald« einzog, zog es die Stammtischgesellen ins »Drei-König« zur Familie Pfitzmeyer. Hans Pfitzmeyer ist heute noch bei der Truppe.
Ein altgedienter Stammtisch hat natürlich auch einen Präsidenten, der die Termine koordiniert. Seit Jahren hat Waldemar Rottenecker als Gründungsmitglied, dieses Amt inne. »In den Anfangsjahren trafen wir uns zwei- bis dreimal in der Woche zum Feierabendbier«, erinnerte sich Rottenecker. »Da kam es schon vor, dass ich auf dem Weg zum ›Drei-König‹ den Frieder Kessel in seinem Elektrogeschäft gesehen und ihn gebeten habe, endlich Feierabend zu machen und mitzugehen.«
1980 zog der Stammtisch zu Erich Schmid in den »Tritschler« um. Und auch als Schmid einen mehrjährigen Aufenthalt im »Deutschen Michel« absolvierte, zogen die Stammtischbrüder mit. Leider hört Schmid zum Ende dieses Jahres als Tritschler-Wirt auf. »Das tut uns sehr leid, auch wissen wir noch nicht, wo wir uns danach wöchentlich zum Stammtisch treffen«, erklärte Taddäus Schmid.
Legendäre Offenburger waren übrigens bis zu ihrem Tod aktive Mitglieder des reinen Männerstammtisches. Neben dem ehemaligen Uhrmachermeister Heino Schmider und Fabrikant Hartmut Kratzer standen auch der ehemalige Zunftmeister der Hexenzunft Georg Roth und OT-Verlagsdirektor Richard Hack auf der Mitgliederliste. Ganz ohne Damen geht es allerdings beim Männerstammtisch auch nicht, so laden die Mitglieder mindestens zweimal jährlich ihre Ehefrauen zu einem Festessen ein.