60 Jahre bei der Arbeit: Der Beruf als Lebensaufgabe
Wenn jemand 60 Jahre lang in seinem Beruf arbeitet, ist das schon etwas ganz Besonderes. Franz Huber aus Zell-Unterentersbach war sechs Jahrzehnte als Zuchtwart tätig und hat landwirtschaftliche Betriebe mit Mutterkuhhaltung betreut – und auch mit 83 Jahren ist seine Hilfe noch immer gefragt.
Franz Huber aus Unterentersbach kennt jeden landwirtschaftlichen Betrieb zwischen Offenburg und Biberach, die Seitentäler eingeschlossen. Zumindest die Höfe, die Muttertierhaltung und Milchwirtschaft betreiben. 60 Jahre lang hat er die Bauernhöfe im Auftrag des »Landesverbands Baden-Württemberg für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht« regelmäßig besucht und bei den Kühen im Stall Milchmengen und -qualität geprüft. Hubers Ergebnisse wirkten sich auf die Fütterung und die Zucht aus. So erklärt sich seine Berufsbezeichnung »Zuchtwart«.
100 Betriebe pro Monat
Franz Huber war im Gebiet »Vorderes Kinzigtal« seit 1956 für rund 100 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe mit rund 450 Milchkühen im Auftrag des so genannten »Landeskontrollverbands« zuständig. Ein Mal pro Monat besuchte er diese Betriebe. »Es ging in erster Linie um die Milchkontrolle«, erklärt Huber seine Tätigkeit als Zuchtwart, aus der im Laufe der Jahre die eines Oberzuchtwarts wurde.
Huber war beim letzten Melken des Tages und beim ersten Melken am Morgen dabei. Er notierte die Milchleistung jeder einzelnen Kuh im Stall und entnahm von der Milch jeder Kuh Proben, die dann auf ihre Qualität, beispielsweise in punkto Fett- und Eiweißgehalt überprüft wurden. Die Ergebnisse konnten je nachdem dem Landwirt sagen, ob seine Futtermischung optimal ist oder aber auch, welche Tiere sich zur Nachzucht eignen. »Ich kannte jeden Landwirt persönlich«, erinnert sich Franz Huber, »im Laufe der Zeit sogar bis zu drei Generationen von Hofbesitzern«.
Der Unterentersbacher ist schon lange Rentner. Seine Erfahrung ist allerdings auch bei seinen Nachfolgern immer noch sehr gefragt, so dass er auch mit mittlerweile 83 Jahren noch Höfe besucht und die Milch kontrolliert. »Ich mach das nun nebenher. Und ich mache es gerne, ich komme unter Leute, die ich lange kenne«, erklärt der rüstige 83-Jährige.
Oft ein Knochenjob
Dass die Arbeit besonders im Winter oft ein Knochenjob war, verschweigt Huber nicht. Höfe und Zufahrten lagen nicht selten unter einer dichten Schneedecke und da der Zuchwart beim frühen Melken dabei sein musste, blieb Franz Huber auch mal über Nacht auf dem landwirtschaftlichen Anwesen. »Einmal musste ich beim Bauern im Schlafzimmer übernachten, während der seine Frau zur Magd ins Zimmer schickte«, lacht Huber. Auch eine Art der strikten Geschlechtertrennung...
Der Landesverband ehrte Franz Huber Ende November in Rottenburg für seine inzwischen 60 Jahre währende Tätigkeit. Es war nicht die erste Ehrung des umtriebigen Unterentersbachers, der in Gengenbach-Reichenbach geboren wurde. Huber erhielt bereits die Landesehrennadel und die Bürgermedaille der Stadt Zell. Dies wiederum hat er seinem vielfachen Engagement in Gemeinde und Vereinen zu verdanken. Franz Huber war von 1989 bis 1994 Ortsvorsteher von Unterentersbach und danach noch fünf Jahre Ortschaftsrat.
Bekannt ist er durch seine Liebe zur Natur, die er auch mit Filmen und Tausenden von Fotos pflegt. Er wandert gerne, ist Mitglied im Alpenverein Nordrach und im Schwarzwaldverein Zell. Die Wandergruppe Unterentersbach gründete er 1993 kurzerhand selbst. Seit über 30 Jahren erfreut er Besucher mit seinen Aufnahmen von Berg-Wandertouren.