Alleinerziehende Mutter in Wohnungsnot
Christina Armbruster findet keine Wohnung. Ihre einjährige Tochter und dass sie alleinerziehend ist, sind die Gründe dafür, so die traurige Erfahrung der 24-Jährigen. »Viele Vermieter wollen keine Kinder im Haus«, sagt Armbruster. Als sie selbst inserierte, kamen unseriöse Angebote zurück.
Der perfekte Mieter ist alleinstehend, kinderlos, voll berufstätig und somit den ganzen Tag nicht zu Hause. Das ist zumindest die Erfahrung, die Christina Armbruster gemacht hat. »Dieser Personenkreis wird von Vermietern bevorzugt. Ich als alleinerziehende Mutter, die momentan noch in Elternzeit ist, habe da schlechte Chancen«, sagt die 24-Jährige.
Seit Dezember sucht sie für sich und ihre einjährige Tochter Mia-Sophie eine Wohnung in Offenburg und Umgebung. Mindestens zwei Zimmer, bis 480 Euro Kaltmiete. Aus der derzeitigen Wohnung in der Oststadt müssen die beiden ausziehen, weil Armbrusters Vermieter Eigenbedarf angemeldet hat. »Er braucht das Haus für sich, weil er selbst eine Familie gründen möchte«, sagt die junge Mutter. Seiner Geduld sei es zu verdanken, dass sie noch ein Dach über dem Kopf haben. Armbruster hat in den vergangenen Monaten Zeitungen und das Internet nach Wohnungsangeboten durchsucht. Zwischen 30 und 50 Wohnungen hat sie sich angesehen.
Auf eine Wohnung kommen bis zu 40 Bewerber, weiß Armbruster aus Gesprächen mit Vermietern und von Besichtigungsterminen. Manchmal kommt es aber gar nicht zum Vor-Ort-Termin. »Mir wurde mehrmals bereits schon am Telefon gesagt, dass Kinder im Haus nicht erwünscht sind«, schildert Armbruster.
Nach Besichtigungen bekommt sie manchmal deutlich gesagt, dass ihre kleine Tochter der Grund für die Absage ist. Dann sagen die Vermieter Sätze wie »Ich will mit den anderen Mietern wegen möglichem Kinderlärm keinen Ärger.« Andere, berichtet Armbruster, nennen gar keinen Grund, weil es ihnen unangenehm zu sein scheint, zuzugeben, dass Armbruster die Wohnung nicht bekommt, weil sie alleinerziehend ist. »Und wieder andere Vermieter geben gar nicht Bescheid«, resümiert sie.
In Elternzeit
Sie sei auch schon gefragt worden, ob sie sich die Wohnung leisten könne. »Ich bin in Elternzeit und nicht arbeitslos«, betont Armbruster. Ab September 2017 will sie in Kehl ihre Ausbildung zur Tierpflegerin in Vollzeit fertig machen. »Da meine Familie mich dann bei der Betreuung meiner Tochter unterstützen wird, ist es wichtig, dass wir eine Wohnung in Offenburg und Umgebung finden.«
Die junge Frau hat sich auch bei der Gemibau um eine Wohnung beworben. Dort wies man sie darauf hin, dass die Baugenossenschaft derzeit kaum freie Wohnungen habe. Auch Inserate hat Armbruster aufgegeben. Hauptsächlich antworteten darauf Männer. Darunter welche, die ihr anboten, die Miete »in Naturalien« zu bezahlen. »Dass man sich in einer Notlage befindet und diese dann so ausgenutzt wird, macht mich wütend«, sagt Armbruster und fügt hinzu: »Als ich mit der Suche angefangen habe, wusste ich, dass es nicht einfach wird. Aber dass es so schwer ist, als Alleinerziehende eine Wohnung zu finden, hätte ich nicht gedacht. Die Abneigung gegenüber Alleinerziehenden ist erschreckend.«
Organisationen helfen
Beim Pressegespräch des Bündnisses für Wohnen wurde vergangene Woche deutlich, dass Alleinerziehende auch zu dem Personenkreis gehören, der es schwer hat, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Da die Vermittlung von Wohnungen über soziale Organisationen, die dem Bündnis angehören, läuft, rät Dietmar Henle, der das Kontaktbüro für Vermieter betreut, Christina Armbruster, dass sie sich an eine der Organisationen wenden soll.
»Ich möchte beweisen, dass Alleinerziehende auch gute Mieter sind«, sagt sie und hofft, dass sie bald die Chance dazu bekommt.
KONTAKT: Falls Sie eine Wohnung für Christina Armbruster und ihre Tochter haben, schreiben Sie eine E-Mail an lokales.offenburg@reiff.de.