Ortenberg

Als der Baron ein Schloss baute

Volker Gegg
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
31. Juli 2013

Bürgermeister Markus Vollmer erinnerte neben dem Ölgemälde an den Ortenberger Ehrenbürger Gabriel Leonhard von Berckholtz. ©Volker Gegg

Die Ortenberger haben zum 150. Todestag ihren ersten Ehrenbürger und Schlosserbauer Gabriel Leonhard von Berckholtz mit einer Gedenkfeier gewürdigt. Dessen Ur-Ur-Großneffe, Hans-Joachim von Berkholz, trug sich bei seinem Besuch ins goldene Buch der Gemeinde ein.

»Das ist schon emotional was hier geschieht«, sagte Hans-Joachim von Berk-holz, der mit seiner Ehefrau Wilhemina zur Gedenkfeier zum 150. Todestag vom heimatlichen Brodersdorf bei Kiel für ein paar Tage nach Ortenberg gereist war. »Gabriel Leonhard von Berckholtz war mein Ur-Ur-Großonkel. Direkte Nachfahren gibt es leider nicht mehr, und unsere Familie schreibt sich seit zwei Generationen ohne t in Berckholtz«, erklärte der Bankangestellte, der sich seit Jahren mit seiner Familiengeschichte befasst.
Den Kontakt mit Ortenberg und der Besuch kam durch den Ortenberger Heimatforscher Hermann Bürkle zustande, als dieser sich auf die Suche nach noch lebenden Nachfahren des am 1. August 1863 in Ortenberg verstorbenen Baron Gabriel Leonhard von Berckholtz begab. Bürkle führte nicht nur die Berckholtz-Nachfahren durch das Schloss,  auch Bürgermeister Markus Vollmer empfing das Ehepaar Berkholz am Montagmorgen, dem Tag der Gedenkfeier im Rathaus. Hier hängen noch die von der Berckholtz-Tochter gefertigten Ölgemälde des Schlosserbauers. Vollmer nahm den Besuch zum Anlass, seine besonderen Gäste ins goldene Buch der Gemeinde eintragen zu lassen.
Zur Gedenkfeier am frühen Abend in der Bühlwegkapelle reichten die Sitzbänke kaum aus, so groß war das Interesse der Bevölkerung an der Geschichte der Schlosserbauerfamilie. Mit zeitgemäßer Musik der 1850er-Jahre, interpretiert durch Organist Adrian Sieferle und Klarinettist Emil Riehle, wurden die Besucher emotional auf die Zeitreise geschickt, bevor Bürgermeister Vollmer neben dem in Öl gefertigten Porträt des Ehrenbürgers eine anschauliche Laudatio hielt.
Nach mehreren Schicksalsschlägen, darunter auch dem Tod seiner Gemahlin und eines Sohnes, verstarb Baron Gabriel von Berckholtz am 1. August 1863 um 7.45 Uhr in seinem 82. Lebensjahr, berichtete laut Vollmer damals der Vorgänger des Offenburger Tageblatts, der »Ortenauer Bote«, in einem Nachruf. Erst in vorgerücktem Alter siedelte der durch Handel sehr reich gewordene Kaufmann vom livländischen Riga nach Baden. 1798 wurde der Ehrenbürger von Riga vom deutschen Kaiser wegen seiner Verdienste in den Adelsstand erhoben.

- Anzeige -

Ruine ersteigert
Von Karlsruhe aus suchte sich der Privatier, ganz im Stil der damaligen Zeit, einen repräsentativen Wohnsitz und fand ihn in Ortenberg. Am 3. Juli 1833 ersteigerte er für 7700 Reichsmark die Ruine des ehemaligen Sitzes der Landvogtei Ortenau. Infolge seiner guten Karlsruher Kontakte gewann er den badischen »Stararchitekten« Friedrich Eisenlohr für dieses Projekt. Im August 1843 konnte das neue Schloss Ortenberg eingeweiht werden.
1,5 Millionen Goldmark wurden dafür investiert, umgerechnet auf heute rund 30 Millionen Euro. »Dies war für unsere heimischen Handwerkbetriebe ein gewaltiger Wirtschaftsmotor, der da über uns brauste«, erklärte Vollmer. Der Baron kurbelte nicht nur die Wirtschaft an, sondern unterstützte auch die Ortenberger und Offenburger Bedürftigen und finanzierte auch einen erheblichen Teil der evangelischen Stadtkirche mit.
Dieses Engagement war 1838 für den Ortenberger Gemeinderat Anlass, den Baron zum ersten Ehrenbürger zu ernennen. Seit 181 Jahren wurde nur acht Personen diese Ehre zuteil. »Davon sind mit Alt-Bürgermeister Hermann Litterst, René Weisgerber sowie Pfarrer Richard Huber allein drei Persönlichkeiten hier anwesend«, hob Bürgermeister Vollmer hervor.
Nach der Ansprache legte Vollmer an der von der Stadt Offenburg frisch sanierten Familiengruft einen Ehrenkranz nieder.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Auch wenn sie noch so sympathisch sind: Die Herzen an den Bäumen (hier in der Steinstraße) müssen entfernt werden. ⇒Archivfoto: Christoph Breithaupt
vor 2 Stunden
Offenburg
Die Offenburger Rathausspitze erklärt, wieso sie die Herzen an den Bäumen in der Moltke- und Weingartenstraße nicht mehr duldet und die Sympathiebekundungen entfernt werden müssen.
Handgemachte Arbeiten werden auf dem sechsten Töpfer- und Künstlermarkt geboten. 
vor 4 Stunden
Künstlermarkt in Offenburg
Ein Töpfer- und Künstlermarkt lockt am Wochenende auf den Offenburger Marktplatz. 30 Aussteller bieten Handgemachtes an.
vor 4 Stunden
Leserzuschrift
Ein Leser antwortet auf den Leserbrief "Nicht klug, die AfD vom Diskurs auszuschließen". Er vertritt eine andere Meinung.
vor 4 Stunden
Leserzuschrift
Zwei Leser äußert sich zu den Vorgaben der Stadt, die Herzen an den Bäumen in Offenburg zu entfernen.
Die Theateraufführung "Hörbe mit dem großen Hut" war sehr gut besucht. 
vor 4 Stunden
Theater in Offenburg
In der Bücherei Dreifaltigkeit war das Figurentheater "Fiesemadände" zu Gast. Sie brachten den Kinderbuchklassiker "Hörbe mit dem großen Hut" von Otfried Preußler auf die Bühne.
Viele Hände, schnelles Ende: Das Außengelände der Astrid-Lindgren-Schule wurde aufgewertet. Trudpert Hurst (links) war sehr zufrieden. 
vor 4 Stunden
Offenburg
Das Außengelände der Astrid-Lindgren-Schule wurde bei einer Mitmach-Aktion von den Schülern optisch verschönert. Die Technischen Betriebe Offenburg brachten Hackschnitzel.
Gesang des Klassenchores gehörte zum Programm der ersten „Frühlingsbühne“ der Sommerfeldschule, Außenstelle Weier.
vor 4 Stunden
Außenstelle der Sommerfeldschule
Schüler und Lehrer zeigen bei der "Frühlingsbühne" in Weier ihr musikalisches Können.
"Bonnie & the groove Cats" spielen im Haus am See in Schutterwald.
vor 4 Stunden
Konzert in Schutterwald
Ein Konzert steigt am Freitag ab 21 Uhr im Haus am See in Schutterwald. "Bonnie and the groove Cats" sind zu Gast.
Polizeieinsätze wie hier am Bahnhof kommen in Offenburg (zu) häufig vor.
vor 11 Stunden
Wahlprüfstein (1): Der unrühmliche Spitzenplatz
OT-Wahlprüfstein (1): Serien-Spitzenreiter in der Kriminalitätsstatistik: Wie wird Offenburg sicherer? In unserer achtteiligen Serie zur Kommunalwahl äußern sich die Offenburger Listen, wie sie die Kriminalität in der Freiheitsstadt eindämmen würden.
Mit dem Fahrrad darf man vor dem Bürgerbüro nur nachts fahren. 
vor 11 Stunden
Offenburg
Ungewöhnlich viele Polizeiuniformen waren am gestrigen Mittwoch in der Offenburger Innenstadt zu sehen. Grund dafür war kein krimineller Vorfall, sondern intensive Kontrollmaßnahmen.
Fleißig unterwegs für die Natur: Das Netzwerk Flüchtlingshilfe Hohberg beteiligte sich an der Kreisputzete.
vor 12 Stunden
Hohberg - Niederschopfheim
Kreisputzete – Mitmachaktion des Netzwerks Flüchtlingshilfe Hohberg rund um die Hohberghalle, die Grundschule, den Kunstrasenplatz und den Jugendplatz. Welches kleine Dankeschön es gab.
Ortenauer Straße 4, Schutterzell: Die Feuerwehr übt an einem Ökonomiegebäude und rettet Personen.
vor 12 Stunden
Neuried - Schutterzell
Die Feuerwehrabteilung Schutterzell übt erfolgreich den Brand an einem Ökonomiegebäude mit vermissten Personen. Auch die Drehleiter aus Offenburg kommt zum Einsatz. Wie das Übungsszenario aussah.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".