Als der Baron ein Schloss baute
Die Ortenberger haben zum 150. Todestag ihren ersten Ehrenbürger und Schlosserbauer Gabriel Leonhard von Berckholtz mit einer Gedenkfeier gewürdigt. Dessen Ur-Ur-Großneffe, Hans-Joachim von Berkholz, trug sich bei seinem Besuch ins goldene Buch der Gemeinde ein.
»Das ist schon emotional was hier geschieht«, sagte Hans-Joachim von Berk-holz, der mit seiner Ehefrau Wilhemina zur Gedenkfeier zum 150. Todestag vom heimatlichen Brodersdorf bei Kiel für ein paar Tage nach Ortenberg gereist war. »Gabriel Leonhard von Berckholtz war mein Ur-Ur-Großonkel. Direkte Nachfahren gibt es leider nicht mehr, und unsere Familie schreibt sich seit zwei Generationen ohne t in Berckholtz«, erklärte der Bankangestellte, der sich seit Jahren mit seiner Familiengeschichte befasst.
Den Kontakt mit Ortenberg und der Besuch kam durch den Ortenberger Heimatforscher Hermann Bürkle zustande, als dieser sich auf die Suche nach noch lebenden Nachfahren des am 1. August 1863 in Ortenberg verstorbenen Baron Gabriel Leonhard von Berckholtz begab. Bürkle führte nicht nur die Berckholtz-Nachfahren durch das Schloss, auch Bürgermeister Markus Vollmer empfing das Ehepaar Berkholz am Montagmorgen, dem Tag der Gedenkfeier im Rathaus. Hier hängen noch die von der Berckholtz-Tochter gefertigten Ölgemälde des Schlosserbauers. Vollmer nahm den Besuch zum Anlass, seine besonderen Gäste ins goldene Buch der Gemeinde eintragen zu lassen.
Zur Gedenkfeier am frühen Abend in der Bühlwegkapelle reichten die Sitzbänke kaum aus, so groß war das Interesse der Bevölkerung an der Geschichte der Schlosserbauerfamilie. Mit zeitgemäßer Musik der 1850er-Jahre, interpretiert durch Organist Adrian Sieferle und Klarinettist Emil Riehle, wurden die Besucher emotional auf die Zeitreise geschickt, bevor Bürgermeister Vollmer neben dem in Öl gefertigten Porträt des Ehrenbürgers eine anschauliche Laudatio hielt.
Nach mehreren Schicksalsschlägen, darunter auch dem Tod seiner Gemahlin und eines Sohnes, verstarb Baron Gabriel von Berckholtz am 1. August 1863 um 7.45 Uhr in seinem 82. Lebensjahr, berichtete laut Vollmer damals der Vorgänger des Offenburger Tageblatts, der »Ortenauer Bote«, in einem Nachruf. Erst in vorgerücktem Alter siedelte der durch Handel sehr reich gewordene Kaufmann vom livländischen Riga nach Baden. 1798 wurde der Ehrenbürger von Riga vom deutschen Kaiser wegen seiner Verdienste in den Adelsstand erhoben.
Ruine ersteigert
Von Karlsruhe aus suchte sich der Privatier, ganz im Stil der damaligen Zeit, einen repräsentativen Wohnsitz und fand ihn in Ortenberg. Am 3. Juli 1833 ersteigerte er für 7700 Reichsmark die Ruine des ehemaligen Sitzes der Landvogtei Ortenau. Infolge seiner guten Karlsruher Kontakte gewann er den badischen »Stararchitekten« Friedrich Eisenlohr für dieses Projekt. Im August 1843 konnte das neue Schloss Ortenberg eingeweiht werden.
1,5 Millionen Goldmark wurden dafür investiert, umgerechnet auf heute rund 30 Millionen Euro. »Dies war für unsere heimischen Handwerkbetriebe ein gewaltiger Wirtschaftsmotor, der da über uns brauste«, erklärte Vollmer. Der Baron kurbelte nicht nur die Wirtschaft an, sondern unterstützte auch die Ortenberger und Offenburger Bedürftigen und finanzierte auch einen erheblichen Teil der evangelischen Stadtkirche mit.
Dieses Engagement war 1838 für den Ortenberger Gemeinderat Anlass, den Baron zum ersten Ehrenbürger zu ernennen. Seit 181 Jahren wurde nur acht Personen diese Ehre zuteil. »Davon sind mit Alt-Bürgermeister Hermann Litterst, René Weisgerber sowie Pfarrer Richard Huber allein drei Persönlichkeiten hier anwesend«, hob Bürgermeister Vollmer hervor.
Nach der Ansprache legte Vollmer an der von der Stadt Offenburg frisch sanierten Familiengruft einen Ehrenkranz nieder.