Am Aschermittwoch ist doch nicht alles vorbei!
Kurz vor Mitternacht zogen gestern die letzten noch munteren Narren zum Niggelturm, um dort ihren Schalk zu verbannen. So heißt es heute mit Katerstimmung für alle närrischen Freunde: Am Aschermittwoch ist alles vorbei! Für den Autor dieser Zeilen sollte zudem am 1. März eine doch lange Zeit in Gengenbach enden. Auch wenn sich nun noch ein weiterer Monat dazu gesellt und sich damit schließlich genau 16 Jahre in der hiesigen OT-Redaktion summieren, bietet sich heute an dieser Stelle zumindest eine fasendliche Rückschau an. Unweigerlich führen die Gedanken weit zurück – bis zur ersten Gengenbacher Fasend für den damals noch jungen Redakteur aus Haslach, der am 18. Januar 2002 einen Vorbericht mit folgenden Passagen und dickem Ende veröffentlichte:
Spätestens mit Aufhängen der Bändele stehen die Zeichen in Gengenbach auf Sturm, genauer auf den Ansturm der Narren. Die Narrenzunft Gengenbach konstituierte sich fast auf den Tag genau vor 45 Jahren als eingetragener Verein. Der damalige Zunftmeister hieß Emil Waldschütz. Sein Amtskollege von heute, Klaus Bahr, verweist auf die jahrhundertealte Tradition der Fasend in Gengenbach, die erstmals anno 1286 erwähnt worden sei. Und die Feuerhaken-Geschichte von 1499 werde natürlich auch in der fünften Jahreszeit 2002 beleuchtet. Im Jahre 1890 wurde die Narrenzunft mit Namen »Humor« neu gegründet, 1897 tauchten die Klepperlesbuben mit dem Klepperleslied auf. Dass gerade das Kleppern in den vergangenen 15 Jahren einen Boom erlebt habe, freut Bahr besonders. Drei der Gengenbacher Klepperlesbuben werden im Regionalprogramm des SWR im Fernsehen zeigen, dass sie ihr Handwerk verstehen, das Michael Harter vermittelt. Ebenfalls fernsehreif ist der Hemdeglunkerumzug, der mit dem Wecken des Schalks am Niggelturm beginnt. Marcus Kiesel verkörpert jene Figur, die am 12. Februar kurz vor Mitternacht verbrannt wird.
Wie bitte?! Verbrannt?!
Manch eingefleischtem Narr in Gengenbach brannte eher die Sicherung durch. So folgte diese Berichtigung im OT:
Ein kleines »r« kann große Wirkung haben. Natürlich wird der Schalk auch am Ende der Fasend 2002 verbannt – nicht verbrannt. Der Autor des gestrigen Artikels gesteht sogar, dass es sich nicht um einen Ausrutscher auf der Tastatur gehandelt hat, sondern um einen inhaltlichen Fehler. Es gibt eben Narrenhochburgen, in denen der Narr verbrannt wird.
Haslach zum Beispiel.
Ein Fauxpax, der dafür Geschichte schreiben sollte. Heiner Müller tauchte – mit Wohlwollen des altehrwürdigen Narrenrats – beim großen Umzug am 10. Februar 2002 als Schalk auf. Der postalische Nachtwächter schloss für sich sicherheitshalber eine »Fierversicherung« ab, überstand die heiße Phase unverbrannt und durfte den einzig wahren Schalk kurz vor Mitternacht und Aschermittwoch 2002 sogar zur Verbannung begleiten. Nie zuvor in der jahrhundertelangen Historie der Gengenbacher Fasend waren zwei Schalks (oder Schalker?) unterwegs.
Nicht nur vom Narrenvirus infiziert waren übrigens in diesen Tagen 2017 etliche Narrenräte – allen voran Zunftmeister Jürgen Räpple. Räpple, aus besonderem Holz geschnitzt, biss sich bis aufs Besenstellen tapfer durch. Eine Fasend ohne Zunftmeister? Unvorstellbar. Unvorstellbarer wäre nur noch, wenn der Schalk mal mit 46 Grad Fieber außer Gefecht sein sollte zwischen Hemdeglunker und dem Mittwoch des Jammerns. Immerhin aber stünde ein populärer Schwaibacher als Feuerwehrmann parat. Hoorig isch de Bär!