Offenburg

AWO: Anlaufstelle seit 25 Jahren

Barbara Puppe
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
28. April 2015

©Barbara Puppe

Seit 25 Jahren kümmert sich der sozialpsychiatrische Dienst der Arbeiterwohlfahrt um Menschen mit Depressionen und anderen psychiatrischen Erkrankungen. Vergangenes Jahr nutzten 154 Menschen das kostenlose Angebot, darunter auch immer mehr junge Leute.

Offenburg. Die Beratungsstelle für psychisch kranke Menschen in Offenburg feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Schon etwa ab 1975 hatte man angefangen, sich mit den sehr veralteten und restriktiven Zuständen in psychiatrischen Einrichtungen kritisch zu beschäftigen. Man wollte die Menschen aus den Krankenhäusern herausholen und ihnen eine niederschwellige Anlaufstelle bieten.

Die Beratungsstelle des sozialpsychiatrischen Dienstes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in der Hauptstraße 58 war von Anfang an gut frequentiert. Der sozialpsychiatrische Dienst ist zuständig für psychiatrisch erkrankte erwachsene Menschen mit schweren Depressionen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Zwangserkrankungen, Essstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Borderline-Erkrankungen. »Es sind Menschen, die aufgrund ihrer seelischen Beeinträchtigung in vielerlei Hinsicht Hilfen bedürfen«, sagt Diplomsozialarbeiterin Ingrid Hugelmann. 154 Klienten waren es 2014 in Offenburg, wobei immer mehr junge Leute betroffen sind.

»Oft stehen lange Leidenswege und harte Schicksale hinter den komplexen Krankheitsbildern«, ergänzt Anna Staiger, ebenfalls Diplomsozialarbeiterin. Menschen mit chronisch psychischen Erkrankungen haben Schwierigkeiten, ihr Leben zu bewältigen. Sie sind ängstlicher, sensibler, unsicherer, manchmal kontaktscheu und wenig belastbar, die meisten können nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten. »Im Vergleich zu unserer Arbeit in den 90er-Jahren stellen wir leider fest, dass es immer schwieriger wird für unsere Klienten auf dem freien Arbeitsmarkt Fuß zu fassen«, so Staiger.

Und wer keine Arbeit habe, fände auch kaum noch eine Wohnung in Offenburg. Wurden die Klienten früher von der Psychiatrie Emmendingen oder von einem der niedergelassenen Psychiater überwiesen, so kommen sie heute von der seit 1999 bestehenden psychiatrischen Klinik auf der Lindenhöhe, viele der Betroffenen melden sich selbst oder werden von Angehörigen angemeldet. Das Angebot ist freiwillig, kostenlos, die Berater stehen unter Schweigepflicht.

- Anzeige -

Hilfe bei Terminen

»Wir bieten eine Grundversorgung«, sagt Geschäftsführer Edmund Taller. Jeder kann ohne Verordnung oder Überweisung zur Beratung kommen. Daneben gebe es in Zusammenarbeit mit Fachärzten, Therapeuten und Reha-Einrichtungen einzelfallbezogene Hilfen. Oft gehe es um die Vermittlung eines Arbeitsplatzes in einer Reha-Werkstatt, um einen Termin bei der Schuldnerberatung oder beim Facharzt, die Unterstützung in Behördenangelegenheiten oder die Begleitung in die Tagesstätte Regenbogen, die ein Freizeitprogramm anbietet.

Nach wie vor Vorurteile

Seit 1998 gibt es zusätzlich das betreute Wohnen mit aktuell 16 Plätzen. »Da haben wir die Möglichkeit, mindestens einmal pro Woche zu den Klienten nach Hause zu kommen, mit ihnen zusammen den Alltag  anzugehen und so die Hilfe kontinuierlich und intensiv zu gestalten. Wir beraten auch Angehörige und regen betreute Angehörigengruppen an«, so die Mitarbeiterinnen. Nach wie vor gebe es viele Vorurteile gegenüber psychisch Kranken. Diese Diskriminierung belaste die Betroffenen noch zusätzlich. Öffentlichkeitsarbeit sei deshalb eine wichtige Aufgabe der Beratungsstelle. Jedes Jahr zum Tag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober gibt es deshalb eine Veranstaltung zu einem aktuellen Thema, in diesem Jahr geht es um Kinder von psychisch kranken Eltern.

Hintergrund

Die Finanzierung

Teilfinanziert wird der Dienst vom Landkreis Ortenau und vom Land Baden-Württemberg. Früher waren noch die Krankenkassen beteiligt, die sind aber vor mehr als zehn Jahren aus der pauschalen Finanzierung ausgestiegen und bezahlen nur noch Einzelverordnungen.
Dank der grün-roten Landesregierung gibt es in Baden-Württemberg jetzt ein Psychiatriegesetz, in dem die sozialpsychiatrischen Beratungsstellen per Gesetz festgeschrieben worden sind. Das bedeutet zwar mehr Planungssicherheit für die Träger, die diesen Dienst mitfinanzieren müssen, allerdings ist die Finanzierung durch die öffentliche Hand bislang nicht zu 100 Prozent gesichert.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Kassenverwalterin Petra Hertwig, Elisabeth Braun und Barbara Oschwald-Häg (von links) beraten und informieren im eigens für die Nachbarschaftshilfe geschaffenen Büro im Rathaus Waltersweier.
vor 1 Stunde
Neue Helfer sind immer willkommen
Versammlung der Nachbarschaftshilfe Waltersweier: So viele Einsätze wurden 2023 absolviert und über diese Zertifizierung freut man sich besonders.
Der neue Empfangstresen im Foyer wird zu zwei Seiten passierbar sein.
vor 2 Stunde
Freizeitbad in Revision
Am Montag endet der Umbau des Offenburger Freizeitbads Stegermatt. Ein umgestaltetes Foyer mitsamt neuem Kassensystem soll in der kommenden Saison für kürzere Wartezeiten sorgen.
Schäuble-Nachfolger bei „Kälte-Huber“ zu Besuch (von links): Bärbel Huber, Hannes Grafmüller (MIT), Johann Riemenschneider, Claudius Wurth, Jens Herbert (Vorsitzender CDU-Stadtverband), Klaus Lauble, Ben Huber, Bundestagsabgeordneter Stefan Kaufmann, Joe Huber, Anne Nickert, Daniel Huber, Beatrice Geiler und Helga Gund.
vor 4 Stunden
Stefan Kaufmann bei "Kälte-Huber"
Schäuble-Nachfolger in Offenburg zu Gast: Der CDU-Bundestagsabgeordnete, Stefan Kaufmann, hat die Firma Peter Huber Kältemaschinenbau SE besucht.
Zollbeamte überprüften am Mittwoch auf dem Biberacher B33-Parkplatz in Richtung Haslach, ob alle arbeitsrechtlichen Vorschriften eingehalten wurden.
vor 7 Stunden
Aktion zum Sicherheitstag 2024
Im Zuge des Sicherheitstags 2024 fand am Mittwoch eine Kontrolle an der B33 auf dem Biberacher Parkplatz statt. Im Gegensatz zu anderen Orten gab es dort keine größeren Auffälligkeiten. Dennoch hatten die 26 Beamten von Polizei und Zoll viel zu tun.
Ulf Wollezin ist zertifizierter Mediator.
vor 9 Stunden
Vortrag beim Hospizverein
Der Hospizverein Offenburg lädt seine ehrenamtlichen Mitarbeiter regelmäßig zu Fortbildungen ein. Zuletzt geschah dies durch einen Vortrag von Ulf Wollenzin über Probleme, Konflikte und Lösungsmöglichkeiten.
Neue Wanderausstellungen, wie derzeit im Glashaus die Ausstellung "Weggeschafft", sollen auch das Stammpublikum immer wieder in den Salmen locken. 
vor 16 Stunden
Kulturausschuss
Die Bilanz nach zwei Jahren Salmen fällt gemischt aus. Die Besucherzahlen kommen an die angepeilten 30.000 nicht ran. Dafür gab es viel Kritik. Salmen-Chefin Katerina Ankerhold ist sich sicher: "Der Ansatz geht auf." Es brauche mehr Zeit.
vor 17 Stunden
Das Beste der Woche
Ein Unglück kommt selten alleine. So ging es auch einer Leserin, die hier ihre Geschichte erzählt. Ob sie gut ausgeht?
Auch weil derzeit weniger Parkraum bei der Abtsberghalle zur Verfügung steht, wurde kürzlich bei einer größeren Veranstaltung rücksichtslos geparkt.
vor 18 Stunden
Ortschaftsrat Zell-Weierbach
In der Frageviertelstunde des Ortschaftsrats von Zell-Weierbach kamen die Themen rücksichtslose ­Parken und eine Verlängerung der Tempo-20-Regelung auf der Umleitungstrecke auf.
Fahrzeugführer Sven Wirt (rechts) erteilt den Feuerwehrmännern, die gleich ins Treppenhaus des Freizeitbads stürmen werden, Befehle.
vor 20 Stunden
Offenburg
Mit Blaulicht und Atemmasken rückten am Donnerstag Feuerwehrtrupps ins Offenburger Freizeitbad Stegermatt aus. Anlass war kein Notfall, sondern eine Übung. Zum Glück: denn eine dabei gewonnen Erkenntnis wird womöglich Leben retten.
Am 9. Juni wird auch in Schutterwald ein neuer Gemeinderat gewählt. Drei Räte kandidieren nicht mehr.
vor 20 Stunden
Kommunalwahl am 9. Juni
Wer stellt sich wieder zur Wahl, wer hört auf? Vier Listen wurden für die Gemeinderatswahl in Schutterwald am 9. Juni zugelassen. Wir geben eine ausführliche Übersicht zu den Kandidaten.
Will den Weg zu mehr Demokratie ebnen: Ralph Fröhlich. 
vor 21 Stunden
Einwohnerversammlung gefordert
"Baumretter" Ralph Fröhlich sieht bei der Stadt Demokratiedefizite und hat das Fehlen einer Einwohnerversammlung bei der Kommunalaufsicht moniert.
Der Präsident des Blasmusikverbands Kinzigtal Stefan Polap ehrte verdiente Ortenberger Musiker (von links): Emil Riehle, Heinrich Herp und Patrick Hornisch.
vor 22 Stunden
Hornisch seit 25 Jahren dabei
Eine Ehrung für 25 Jahre und zwei Auszeichnungen für 60 Jahre aktives Musizieren gab es im Rahmen des Frühjahrskonzerts des Musikvereins Ortenberg.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".