Arbeitskampf bei Telekom-Tochter VCS geht weiter
Um ihren Unmut über die Pläne des Konzerns kundzutun, haben sich am Freitagvormittag Beschäftigte der Telekom-Tochter VCS am Offenburger Standort in der Okenstraße versammelt. Die Telekom plant die Verlagerung von 150 Stellen nach Mannheim. Während bei den Betroffenen die Hoffnung schwindet, gab sich die Gewerkschaft kämpferisch.
Für Daniela Jägle ist es fast ein Déjà-vu-Erlebnis, was derzeit bei der Telekom-Tochter Vivento Customer Service (VCS) passiert. Seit 1983 ist die 48-Jährige bei der Telekom beschäftigt. Nun sei es das vierte Mal innerhalb von zwölf Jahren, »dass man uns den Boden unter den Füßen wegzieht«. Dabei habe sie alle Umstrukturierungen mitgemacht, sei Kompromisse eingegangen, habe immer weitergearbeitet. Zuletzt habe sie sich sogar Chancen ausgerechnet, wieder Vollzeit zu arbeiten. Angesichts der Pläne des Konzerns, die bundesweit 15 Standorte der VCS auf fünf zu reduzieren und unter anderem den Standort Offenburg zu schließen und nach Mannheim zu verlagern, haben sich die Voraussetzungen dafür geändert.
Am Freitag hat ein Teil der 150 VCS-Beschäftigten im Telekom-Gebäude in der Offenburger Okenstraße im Rahmen einer Aktion zur Mittagspause seinen Unmut über das Vorhaben kundgetan. Eingeladen hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, deren Vertreter sich zu diesem Anlass kämpferisch gaben.
Ruf nach Alternativen
Quentin Foth, Verdi-Gewerkschaftssekretär aus Karlsruhe, rief zu »sozialverträglichen Alternativen« auf: Dazu zählte er eine wohnortnahe Beschäftigung, eine Altersteilzeit nach Tarifvertrag, die »dauerhafte Zurückführung zu den Regeltätigkeiten« der einzelnen Beschäftigten oder sichere Arbeitsbedingungen. »Die Telekom muss endlich ihre soziale Verantwortung wahrnehmen!«, forderte Foth.
Brigitte Zerr, die Vorsitzende des Verdi-Ortsverbands Offenburg, verwies darauf, dass die VCS, die vor zehn Jahren als Auffanggesellschaft gegründet wurde und Callcenter-Tätigkeiten ausführt, »zu 99,8 Prozent« Arbeiten innerhalb des Telekom-Konzern ausführe. »Warum kann man denn nicht die Arbeit von 150 Mitarbeitern im Konzern lassen?«, fragte sie. An die Beschäftigten gerichtet betonte sie: »Wir erwarten, dass die Telekom euch dort aufnimmt, wo sie euch braucht.« Und das sei nicht in Mannheim, sondern in Offenburg. »Die Arbeit ist ja da.«
In der kommenden Woche stehen die nächsten Gespräche an. Am Donnerstag, 16. Oktober kommt der sogenannte Standortausschuss in Berlin zusammen – mit Vertretern des Konzerns und der Gewerkschaft. In Offenburg ist eine Aktion unter dem Motto »Wir haben ein Gesicht« geplant.
Und wie geht es für die Beschäftigten weiter? Martin Benz (54), der bereits 1997 als Fernmeldehandwerker bei der Deutschen Bundespost angefangen hatte und nun als Service-Agent arbeitet, ist ratlos. »Wir befinden uns im luftleeren Raum«, sagt er. Man wisse nur, dass es nach Mannheim gehe. Auch er sei immer flexibel gewesen und von Offenburg nach Freiburg und zurück nach Offenburg gewechselt. Der Wechsel nach Mannheim werde »schwierig«. Für Daniela Jägle ist klar: »Nach Mannheim kann ich nicht.« Als Beamtin rechne sie mit dem Vorruhestand – und fügt mit Blick auf die Konzernführung hinzu: »Und das wollen sie!«