Bahngärten: Die Interessengemeinschaft hat sich aufgelöst
Über 13 Jahre hinweg hat die Interessengemeinschaft Eisenbahnergärten für den Erhalt ihrer grünen Oase in der Nordweststadt gekämpft. Nun hat sich die Gruppe aufgelöst – verbunden mit scharfer Kritik an OB Edith Schreiner und der Stadtverwaltung. Ab Oktober werden auch die letzten Gärten geräumt.
»Die Oberbürgermeisterin war niemals da für uns. Ich denke, der Stadt ging es dabei nur ums Geld.« Die Enttäuschung von Roswitha Westermann sitzt offensichtlich tief, wie sich bei ihrem Bildvortrag über die ehemaligen Eisenbahnergärten in der Nordweststadt am Freitagabend deutlich machte. Zum letzten Mal trafen sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft Eisenbahnergärten, um ihren 2004 gegründeten Verein in der Mensa des Schulzentrums Nordwest aufzulösen – aber auch, um ein letztes Mal gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen.
110 Jahre lang existiert
Die grüne Oase entlang der Okenstraße und des Rangierbahnhofs war nicht nur über 110 Jahre hinweg Freizeit-Begegnungsstätte und Selbstversorgungsgelände, sondern auch ein Raum, in dem sich stets mehrere Generationen und Nationen trafen. Vor zehn Tagen initiierte die Interessengemeinschaft noch ein medienwirksames Begräbnis ihrer ehemaligen Gärten vor der Mensa, nun markierte die letzte Mitgliederversammlung auch das Ende des jahrelangen Engagements der Mitstreiter. »Dabei kam der Stadt unser biologischer Zerfall zugute. Wir wollen einfach nicht mehr und können auch nicht mehr«, sagte der Vorsitzende der IG, Theo Westermann.
46 Reihenhäuser, errichtet von der Grossmann Group, werden in den nächsten Monaten auf dem Gelände entstehen.
Seit 2003 engagiert sich auch Grünen Stadtrat Stefan Böhm in der Initiative. »Das war stets ein Thema, das mir sehr am Herzen lag, und ich habe große Hochachtung vor der Initiative, die über Jahre hinweg gemeinsam für diesen massiven Eingriff in die Interesse von Einwohnern kämpfte«, betonte Böhm.
Bereits 2003 unterschrieb Oberbürgermeisterin Edith Schreiner den städtebaulichen Vertrag mit der damaligen Grundstücksverwaltungsfirma Aurelis. Nicht nur die Grünen-Fraktion des Gemeinderates votierte laut Böhm damals gegen den Abschluss des städtebaulichen Vertrags, sondern auch die beiden Stadträte Klaus Binkert (CDU) und Heinz Hättig (SPD).
»Die Oberbürgermeisterin hat die Gärten bei einem Besuch eines Jubilars erst 2004 zum ersten Mal gesehen«, stellte Westermann fest. Nach der Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrags hätten die 40 Gartennutzer zum ersten Mal die Kündigung ihrer Parzellen durch die DB-Immobilien-Gesellschaft erhalten. Der erste Gang der Initiative zum Amtsgericht war damals erfolgreich, da die Pächter ihren Vertrag nie mit der DB Immobilien GmbH geschlossen hatten, erinnerte die Initiative.
Überregional interessant
Mittlerweile interessierten sich nicht nur die regionalen Medien für den Kampf der Gartennutzer, sondern auch ein Fernsehteam des SWR berichtete mehrmals über den, wie Theo Westermann es betitelte, »Kampf des David gegen Goliath«. Dieser Offenburger David verlor nun den Kampf, trotz zweier gewonnener Prozesse und vieler Aktionen. Allein 4500 Unterschriften hat die Interessengruppe für ihre Gärten eingesammelt, Infoveranstaltungen und Tage der offenen Gartentür auf den Weg gebracht.
»Aber, wie gesagt, jetzt ist die Luft bei uns raus«, sagte Westermann. Im Oktober müssen die letzten Grundstücke geräumt sein.
Ohne Gegenstimme wurde am Freitag die Interessengemeinschaft Eisenbahnergärten aufgelöst.