Offenburg

Bauschuttanlage nahe Obstparadies: Verfahren neu aufgerollt

Christian Wagner
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
22. November 2016

©Ulrich Marx

Natur kontra alteingesessenes Gewerbe: Die unendliche Geschichte um den Bau einer Bauschuttrecyclinganlage im »Breitfeld« in direkter Nachbarschaft von hochwertigen Obstkulturen (Piemont-Kirschen) geht weiter. Der Gemeinderat hat gestern mit 23:14-Stimmen bei zwei Enthaltungen für den Neustart des Bebauungsplanverfahrens votiert.

Enttäuscht verließen gestern rund 30 Zuhörer aus Durbach, darunter viele Obstbauern sowie Bürgermeister Andreas König und Ortsvorsteher Horst Zentner (Ebersweier), die Sitzung im Salmen. Aus ihrer Sicht schien die Schlacht um die Ansiedlung einer Bauschuttrecyclinganlage­ im »Breitfeld« bereits erfolgreich geschlagen. Jetzt geht der Kampf von Neuem los. 

Stadtplaner Leon Feuerlein brachte die Ausgangslage wie viele Redner auf den Punkt: »Es gibt unterschiedliche Belange der Landwirtschaft und des Gewerbes.« Die Firma Burgert versuche seit über zwölf Jahren zu erweitern, die Obstbauern sehen durch eine Bauschuttrecyclinganlage­ und die damit verbundene Staub­emission ihre Ernte in Gefahr. Für beide Seiten fiel gestern Abend im Gemeinderat der Begriff »existenzbedrohend«.

Mit einem modifizierten Betriebskonzept (Wegfall von Fläche, Überdachung, Eindüsen von Wasser, Bau eines Schutzwalls) will die Firma Burgert nun doch noch eine Genehmigung erhalten. Stadtrat Werner Maier signalisierte für die CDU Zustimmung, verwies auf die vielen­ Zugeständnisse und die Odyssee der Firma Burgert, deren Suche 19 Standorte umfasst habe. 

SPD-Fraktionschef Jochen Ficht nannte das Vorhaben »ökologisch sinnvoll«: »Es geht um eine Bauschuttrecyc­linganlage, um keine Müllverbrennungsanlage und um keine Chemiefabrik.« Freie-Wähler-Stadtrat Rudi Zipf sprach sich ebenfalls dafür aus, grünes Licht für die Neuaufnahme des Bebauungsplanverfahrens zu erteilen. Jeder habe dann in der Offenlage die Möglichkeit, sich zu äußern.

- Anzeige -

»Verbrannte Erde«

Man müsse der Firma Burgert »ein faires Verfahren« ermöglichen, sagte FDP-Fraktionssprecher Thomas Bauknecht. Die Entscheidung falle ohnehin an andere Stelle, nämlich im Landratsamt, das über die emissionsschutzrechtliche Genehmigung zu entscheiden habe, wie auch Bürgermeister Oliver Martini bestätigte. Für den Ortschaftsrat Bohlsbach übermittelte Vize-Ortsvorsteher Klaus Ockenfuß die Unterstützung des Gremiums für die Burgert-Pläne: »Es ist ein nachhaltiges ressourcenschonendes Projekt der kurzen Wege.«

Eine Rundumkritik äußerte hingegen Grünen-Chef Ingo Eisenbeiß. »Als ich das erste Mal gehört habe, dass das Verfahren fortgeführt werden soll, bin ich zusammengezuckt«, sagte er. Beim »Breitfeld« handle es sich um »verbrannte Erde«. Er prophezeite, dass das Vorhaben wie 2012 erneut vor dem Verwaltungsgericht Schiffbruch erleiden werde. Wie vor diesem Hintergrund auf einmal statt 36 000 nun 62 000 Tonnen pro Jahr recycelt und keine Brecherpausen mehr vorgesehen werden sollen, das habe ihn »erschüttert«. 

Er sei Eigentümer eines Grundstücks im »Breitfeld« und mache durch die Umwandlung von Ackerfläche in Gewerbegebiet »ein gutes Geschäft«, hatte sich Zuhörer Berthold Zimmer bereits eingangs der Sitzung an die Räte gewandt. »Doch ich möchte mich nicht an den Bäumen bereichern«, fuhr Zimmer fort. Er kritisierte: »Wenn in der Wilhelmstraße ein paar Bäume gefällt werden, gibt es ein Riesengeschrei.« Wenn im »Breitfeld« Hunderte Bäume sterben, wie er prophezeite, höre man: nichts.
ABSTIMMUNG: Bei 23 Ja-, 14 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen stimmte der Gemeinderat dafür, das Bebauungsplanverfahren »Breitfeld« fortzuführen. Bis zu einer Entscheidung dauert es laut OB Edith Schreiner ein bis anderthalb Jahre.
 

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Jetzt hat er den Salat!
vor 56 Minuten
Offenburger Stadtgeflüster
Warum der Salmen bisher eher enttäuscht, Tipps für verregnete Tage und der ganz normale Gender-Wahnsinn: Um diese Themen geht es im aktuellen Offenburger Stadtgeflüster!
Neue Ansätze: Die "Lange Nacht der Kultur" kam auch beim jungen Publikum an, wie hier bei der "Silent Disco" in der Stadtbibliothek. 
vor 6 Stunden
Kritik an Termin für Freiheitsfest
Kulturchefin Carmen Lötsch berichtete am Mittwochabend im Kulturausschuss, was im Kulturbereich in nächster Zeit geplant ist. Nicht alle sind mit dem neuen Termin fürs Freiheitsfest glücklich.
Der Vorstand des Handwerkervereins Windschläg (von links): Roland Ruf, der Ehrenvorsitzende Franz Schnebelt, Reimar Gass, Tobias Schäfer, Thomas Staudinger und Stefan Wolf. 
vor 8 Stunden
Dank für Beitrag und Engagement
Die Vorstände des Handwerkervereins Windschläg wurden bei der Hauptversammlung in ihren Ämtern bestätigt. Am bewährten Programm mit Brunnen- und Herbstfest wird festgehalten.
Dieses Foto steht nur beispielhaft für die Berghauptener Biotopvernetzung. Durch diese soll sich aber der Lebensraum für Kleinlebewesen und Insekten verbessern.
vor 8 Stunden
Entwürfe und Freiwilligkeit
Mit dem Landschaftsplanungsbüro Gaede und Gilcher aus Freiburg und dem Landschaftserhaltungsverband Ortenau entwickelt die Gemeinde ein Biotopvernetzungskonzept. Dieses wird am Montag um 20 Uhr in der Schlosswaldhalle vorgestellt. Es gibt einen Download.
Für den Musikverein da (hinten von links) Björn Kirn, Alexander Kuderer (beide Ehrung 40 Jahre Aktiv), Christoph Falk (Vorstand Wirtschaftsbetrieb und Öffentliches), Thomas Bayer, Felix Harmuth (beide Vorstand Orchesterbetrieb und Internes) sowie (vorne von links) Mario Hoffmann (Jugendleiter), Phillip Vollmer (Vorstand Jugend), Johannes Eckert (scheidender Vorstand Orchesterbetrieb und Internes) und Monika Hamberger (Vorstand Schrift und Dokumentation).
vor 8 Stunden
Vorsitzender wiedergewählt
Beim Musikverein Ebersweier läuft derzeit die entscheidende Phase vor dem Neubeginn mit einem neuen Dirigenten. Besonders stolz kann der Verein auf seine erfolgreiche Jugendarbeit sein.
Nach einer schnitzeljagdähnlichen Arztsuche erhielt OT-Redakteurin Franziska Heck in der Zentralen Notaufnahme zwar endlich ein Rezept – gern gesehen ist das aber nicht.
vor 15 Stunden
Achtung, Teufelskreis
Zu viele Patienten für zu wenige Ärzte, das ist die aktuelle Situation in Offenburg. Keine guten Bedingungen für jemanden, der dringend und auf die Schnelle einen Arzttermin benötigt. Ein Erfahrungsbericht.
Adolf Frey feiert heute, Samstag, seinen 85. Geburtstag.
vor 17 Stunden
Hohberg - Niederschopfheim
Adolf Frey aus Niederschopfheim feiert am Samstag seinen 85. Geburtstag. Der ehemalige Busfahrer war ein Weltenbummler, spielte Flügelhorn und Trompete. Wie er sein Wiegenfest feiert.
Am Sonntag, 9. Juni, werden Gemeinde- und Ortschaftsräte gewählt. Dasselbe gilt auch für den Kreistag und die Europawahl.
vor 17 Stunden
Ausblick auf die Gemeinderatswahlen
Bei den Gemeinderats- und Ortschaftsratswahlen am 9. Juni wird es in Berghaupten, Gengenbach und Ohlsbach Veränderungen geben. Einige Kandidaten treten nicht mehr an. Das Offenburger Tageblatt fasst die Ausgangslage zusammen.
vor 17 Stunden
Noch bis Sonntag, 23.59 Uhr, voten!
Über 9000 Menschen haben beim Ortenau-Check schon ihren Wohn- oder Heimatort bewertet. Damit es vielleicht sogar noch 10.000 Teilnehmer werden, ist noch bis Sonntag, 23.59 Uhr, Gelegenheit zum Abstimmen.
Die Kita Erlenweg in Altenheim (hier beim Sommerfest) wird erweitert. Eine tragende Rolle spielt dabei der mächtige Spitzahorn (rechts zu sehen).
vor 18 Stunden
Neuried - Altenheim
Die Neurieder Gemeinderäte hörten sich den Vorentwurf von Architekt Thomas Gantner für den evangelischen Kindergarten in Altenheim an. Was der plant und wie es weitergeht.
In Offenburg hängen vergleichsweise wenig falsch geparkte Fahrzeuge am Abschlepphaken. In diesem Jahr wurden bislang 45 blecherne Störenfriede abgeschleppt.
vor 18 Stunden
Verschärfung geplant
Ist Offenburg ein Falschparker-Paradies? Die Stadt genießt jedenfalls nicht gerade den Ruf, beim Thema "Abschleppen" knallhart vorzugehen. Das könnte sich im Herbst ändern.
Die "Macher" der Schutterwälder Kleiderkammer suchen dringend neue Räume (von links): Ursula Doll, Manfred Lang, Domenic Preukschas, Jutta Spinner, Tatjana Schuksnova, Adelinde Schuh, Olga Herr und Rosa Achmadova.
vor 19 Stunden
Ohne Räume vor dem Aus
Die vom Schutterwälder Netzwerk "Miteinander" und einigen Ukrainerinnen betriebene Kleiderkammer muss Ende Juni auszuziehen. Nun werden neue Räumlichkeiten gesucht.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".