Beifall für 25 erfolgreiche Jahre
Am Sonntag wurde das 25-jährige Bestehen des Puppen- und Spielzeugmuseums in Nordrach mit einem bunten Programm gefeiert. Den ganzen Tag über herrschte rund um das Museum reges Treiben.
Gabriele Spitzmüller hatte in ihrer Kurklinik Nordrach jahrzehntelang Handarbeitskurse mit Kurgästen und Freunden angeboten, eine große Anzahl Stoffpuppen hergestellt und weitere kostbare Puppen gesammelt. Bei einer Puppenausstellung in Offenburg stellte sie ihre Puppen aus und erhielt großes Lob. So reifte in ihr der Entschluss, ihre Puppen in einer Dauerausstellung in Nordrach zu zeigen. Nach längerer Standortsuche stellten Kurt und Gabriele Spitzmüller ihr ehemaliges Wohnhaus im Gewann »Kühlmorgen« zur Verfügung. Sie ließen von Innenarchitekt Gerd Speck das Haus museumsgerecht umbauen, Handwerker stellten auch 24 Vitrinen her. In den Vitrinen wurden gut 700 Puppen zu Themen zusammengestellt, die das dörfliche Leben darstellen, darunter ein Hochzeitszug, ein Schulalltag in Nordrach 1968, die Kilwi, ein Hühnerhof und die Landwirtschaft in den vier Jahreszeiten, Flößerei und Auswanderer sowie die »Buttercremetorten-Sportfeste« nach dem Zweiten Weltkrieg – ein Gutteil der Nordracher Geschichte also. Nach dieser privaten Aufbauarbeit der Familie Spitzmüller eröffnete die Gemeinde am 26. Juni 1991 das »Puppenmuseum Nordrach« und finanziert seither den laufenden Betrieb, Personal- und Sachkosten und zahlte Miete. Das Museum konnte fast kostendeckend geführt werden. Initiatorin Gabriele Spitzmüller leitete unentgeltlich das Museum und sorgte mit großem Engagement dafür, dass das Museum im ganzen Land bekannt wurde. Bald meldeten sich mehrmals wöchentlich Busgruppen an, hinzu kamen Sonderausstellungen unter anderem über Historische Postkarten, Blechdosen, Kinder- und Puppengeschirr und sogar 24 Lithographien von Marc Chagall, die die Exodus-Geschichte darstellen.
Ständig gewachsen
Bereits nach sieben Jahren wurde der 100 000. Besucher begrüßt. Das Museum veränderte ständig sein Gesicht. Gabriele und Kurt Spitzmüller brachte von zahlreichen Reisen in die ganze Welt neue Ausstellungsstücke mit. 1999 ließ die Familie Spitzmüller einen Anbau errichten, die Zahl der Ausstellungsstücke war auf 1800 gestiegen. Im Jahre 2002, die Besucherzahl lag nun schon bei 150 000, kam ein weiterer Anbau hinzu. Zahlreiche Prominente waren zu Gast, der SWR sendete einen Bericht im dritten Programm, eine der Museumspuppen wurde auf einer Briefmarke abgebildet.
2006 verlieh die Gemeinde Nordrach Gabriele Spitzmüller für ihre großen Verdienste um das Puppen- und Spielzeugmuseum die Ehrenbürgerwürde. Kurt und Gabriele Spitzmüller schenkten im Juli 2014 das Museumsgrundstück mit dem gesamten Inventar und allen Exponaten der Gemeinde, die sich verpflichtete, das Museum im Sinne der Familie Spitzmüller weiterzuführen. Heute verfügt das Museum über 3500 Exponate: Puppen, Marionetten und Teddys, historische Modellautos, Holz- und Blechspielzeug, Puppenhäuser, Porzellanfiguren aus Meißen, einen Vergnügungspark in Miniatur, feinste Stickereien und vieles mehr. Mit nun 263 000 Besuchern ist es eines der am besten besuchten Museen im Ortenaukreis.
Der Bürgermeisterstellvertreter Günter Eble vertrat den erkrankten Bürgermeister Carsten Erhardt und begrüßte am Sonntag die geladenen Gäste, darunter den Landtagsabgeordneten Thomas Marwein, Bürgermeisterin Jeanine Schmidt aus der elsässischen Partnergemeinde Niedernai, Zells Bürgermeister Günter Pfundstein sowie aus Nordrach unter anderem den Ehrenbürger Wilhelm Oberle. Eble bedauerte, dass Gabriele Spitzmüller nicht anwesend sein könne, da sie sich derzeit wegen eines Gehörleidens in einem Krankenhaus befinde. Er habe ihr für ihr außergewöhnliches Engagement bereits vor einer Woche gedankt. Eble dankte auch allen Helfern und Förderern, die in 25 Jahren für das Museum tätig waren.
Claudia Moosmann von der Tourist-Info leitet nun das Museum und informierte die Ehrengäste über das reichhaltige Rahmen-Programm an diesem Tag. Mitarbeiterin Helena Schwendemann führte durchs Museum und erläuterte stolz die vielen Kostbarkeiten.
Vielseitiges Festprogramm
Es gab eine interessante Ausstellung »25 Jahre Geschichten und Bilder aus dem Puppen- und Spielzeugmuseum«, und wer wollte, konnte eine Bildpostkarte mit Impressionen aus dem Museum oder von Puppen an die Liebsten zuhause versenden. Marianne Stephan präsentierte selbst angefertigte Puppenkleider. Vor dem Museum gab es einen Stand mit erfrischenden Fruchtcocktails. Eine weitere Ausstellung im Feuerwehrgerätehaus zeigte selbst hergestellte Bastelarbeiten der Nordracher Grundschüler zum Thema Puppenmuseum. Hinter dem Museumsgebäude waren Alpakas von Waldemar Neumayer zu bestaunen. Kinder konnten sich ein Glitzer-Tattoo auftragen und die Gesichter schminken lassen. Die kleine Marionettenbühne des Theaters »Dimbeldu« spielte auf der Wiese vor dem Museum zur Freude von kleinen und großen Besuchern das Märchen »Prinz Eselein«. Am Nachmittag sorgte der »Phantom Schalmeien e. V.« aus Zell unter Leitung von Helmut Wolber für musikalische Unterhaltung. Museum und Schwimmbad konnten bei freiem Eintritt besucht werden.
Insgesamt kamen rund 300 Besucher ins Museum, darunter Staatssekretär Volker Schebesta. 36 Personen nahmen das Angebot an und versandten eine Bildpostkarte, zwei davon gingen nach Belgien. Die Ausstellungstücke der Nordracher Grundschüler werden an der Schulentlassfeier gezeigt, dort erfolgt auch die Prämierung. Die Sonderausstellung über die Geschichte des Museums verbleibt noch einige Wochen im Museum.