Berufsverbot in der DDR für die Jubilarin
Heute, Mittwoch, feiert Ilona Duschek ihren 80. Geburtstag.
Offenburg (rxl). »Wenn ich jetzt sehe, was ich alles gemacht habe, dann kann ich das gar nicht glauben«, sagt Ilona Duschek. Der Satz, von der agilen 80-Jährigen selbst geäußert, bleibt hängen.
Am 26. November 1934 als Ilona Sturm in Halle geboren, wuchs die Jubilarin dort auf und wurde zur »Gebrauchswerberin« oder Dekorateurin ausgebildet. Ihr Vater war es, der die künstlerische Ader förderte. 1956 machte sie an der Fachschule für angewandte Kunst in Berlin, wo sie ihren Mann Gerhard Duschek kennengelernt hatte, den Abschluss als Diplom-Designer. 1956 wurde in Halle geheiratet, die Kinder Birgit, Kerstin und Nils kamen.
Ilona Duschek begleitete als »Werberegisseur« Werbemittel von der Idee bis zum fertigen Druck. Sie waren natürlich für den Export bestimmt, denn »im Inland gab es ja nichts«, erzählt sie.
Wie es kam, dass sie beim Regime in Ungnade fiel, weiß Ilona Duschek nicht, und sie will es auch gar nicht genau wissen. »Man durfte ja nichts laut sagen, und ich habe immer zu allem meinen Senf dazu gegeben«, vermutet sie. Anfang der 1970er-Jahre kam ein Anruf vom Finanzamt: »Sie haben keine Steuernummer mehr!« Ilona Duschek wusste, was die Stunde geschlagen hatte: Berufsverbot.
Sie wurde freiberuflich tätig als Textildesignerin und sattelte eine Ausbildung an der Bezirksakademie für Kulturarbeit im Fach »Künstlerisches Volksschaffen« drauf. Ihre Textilentwürfe waren bei den Betrieben begehrt, und auch bei den Frauen, für die sie als »Zirkelleiterin im Künstlerischen Volksschaffen« Kurse abhielt.
Immer mehr spürte die sensible Frau, »dass ich was ändern muss«. Dennoch habe sie zu dem Zeitpunkt »unter dem Staat nicht gelitten«. Ihr Mann, in einem Kombinat beschäftigt, bekam allerdings Ärger, als die jüngste Tochter 1983 offiziell ausreiste. Als ihr Sohn 1989 eröffnete, dass er gehen werde, schloss sie sich spontan an. Für ihren Mann war das ein Schock. Erst 1990 kam er nach.
Im Kirchenchor aktiv
Sie fing in Ohlsbach, wo sie nach der Wende wohnte, mit dem Malen an. »Ich beschreibe Zustände und richte mich nach der Technik aus«, sagt sie über ihre Kunst, die von anderen Interessen abgelöst wurde. Musik begeistert sie, vor kurzem hat die Jubilarin ihre Flöte wieder hervorgeholt. Sie spielte auch Violine, Gitarre und Klavier. Seit einem Jahr singt sie im Chor der Seelsorgeeinheit Offenburg-Süd-West, und hat für ihn ein Logo geschaffen – genau wie für das Altenwerk. Seit 1998, als Duscheks nach Offenburg zogen, ist sie beim Seniorenbüro aktiv, das sie zur Zukunftkommission nach Mannheim delegierte. Heute begeistert sie sich für den Literaturkreis. »Mir wird alles schnell langweilig – wenn ich’s kann, bin ich schon wieder damit fertig«, umschreibt sie ihr hohes Tempo.
Sieben Enkel im Alter von 35 bis vier Jahre freuen sich heute neben ihrem Mann und ihren Kindern mit Ilona Duschek über den runden Geburtstag.