Bilanz der Offenburger Weinbaubetriebe fiel positiv aus
Exzellente Qualitäten und durchschnittliche Erträge: Die sechs Weinmacher rund um Offenburg zogen beim traditionellen Herbstgespräch am gestrigen Martinitag eine äußerst positive Bilanz des Weinjahrgangs 2016. Die Verkaufspreise werden teilweise angepasst. Der Strukturwandel stellt eine gemeinsame Herausforderung für die Winzer dar.
Niemand der anwesenden Vertreter der sechs Weinbaubetriebe in und um Offenburg konnte gestern bei der traditionellen Herbstbilanz der Offenburger Winzer genau sagen, wie lange schon dieses Fachgespräch mit den Pressevertretern im Hotel »Sonne«, stets auf den 11. November terminiert, zelebriert wird. »Auf jeden Fall schon sehr, sehr lange«, bemerkte Matthias Wolf, Gutsleiter des Weinguts Schloss Ortenberg.
Für die Winzer war 2016 jedenfalls ein äußerst spannendes Weinjahr, und wie es Stephan Huschle vom Weingut Freiherr von und zu Franckenstein passend zum Ausdruck brachte, »ein Lesejahr fast wie ein Hollywoodstreifen«. Als großes Finale und Happy End dieses »Films« bezeichnete Huschle die diesjährige Weinlese mit exzellenten, charaktervollen mineralischen, aber auch fruchtbetonten Weinen, direkt für seine Kunden gemacht. »Im Frühjahr und im Sommer sah dies leider noch nicht so aus, da hatten wir mit der Witterung, dem Befall mit dem falschen Mehltau, aber auch mit dem Ausbringen von Spritzmitteln zu kämpfen«, bemerkte Wolf weiter.
Im Schnitt schätzt Franz Benz, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbandes und Bereichsleiter, die Ernteergebnisse in der Ortenau über alle Sorten hinweg mit 80 Hektoliter pro Hektar, somit guter Durchschnitt der letzten Jahre. Bei Ertrag und Qualität spielte natürlich das hervorragende Wetter ab August eine ganz große Rolle«, brachte es Benz auf den Punkt.
Für Georg Lehmann, Geschäftsführer der WG Rammersweier startete die Hauptlese mit dem 21. September und endete am 27. Oktober. Der Solaris aus Rammersweier, der bereits Anfang September gelesen wurde, ist schon heute als erster Wein des Jahrgangs 2016 erhältlich. 700 000 Kilogramm Trauben hervorragender Qualität landeten im Genossenschaftskeller in Rammersweier. »Das sind rund 119 Kilo pro Ar, und somit zehn Prozent mehr als noch 2015«, so Lehmann weiter. Lehmann hob wie seine Kollegen die hervorragenden Qualitäten in seinem Keller hervor, und die gute Witterung sorgte für einen entschleunigten Leseverlauf.
Auch Matthias Wolf vom Weingut Schloss Ortenberg zeigte sich äußerst zufrieden mit dem Leseverlauf und den Ergebnissen in seinem Keller: »Allerdings, gerade die Schädlingsbekämpfung war in diesem Jahr eine gewaltige Herausforderung.« Gewinner sind laut Wolf die Weißweine, man darf sich auf fruchtige und mineralische Weine freuen, und auch die Rotweine bergen ein enormes Potenzial.
»Ein Jahrgang, den ich so noch mal bestellen würde«, fasste es Stephan Huschle treffend zusammen, »die Verbraucher können sich jedenfalls schon mal freuen.«
95 Kilogramm pro Ar Ertrag, dies war die Durchschnittsmenge der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg, wie Geschäftsführer Christian Gehring erklärte. Somit lag die Weinmanufaktur voll im Schnitt der letzten Jahre. Die Keller in Zell-Weierbach sind voll, hier werden in diesem Jahr auch die Weine aus Fessenbach fast komplett ausgebaut. Für den Oenologischen Leiter der Weinmanufaktur, Philipp Milke, hat der Weinjahrgang 2016 ein Riesenpotenzial. Sämtliche Qualitätsstufen in ausreichender Menge können ab Frühjahr aus Fessenbacher und Zeller Rebhängen erworben werden.
Auch Martin Renner vom Familienweingut Renner in Fessenbach lobt die Qualitäten des aktuellen Jahrgangs, rund 90 Kilogramm pro Ar wurden im Schnitt in Fessenbach gelesen. Renner zeigte sich auch sehr zufrieden mit den erreichten Mostgewichten, obwohl es in den letzten Herbstagen bei den meisten Sorten nicht mehr nach oben ging.
Anders kalkulieren
Marktgerechte Weine Jahrgang 2016, darüber freute sich auch OWK-Geschäftsstellenbereichsleiter Reiner Durban. Über 460 Hektar, ein kleiner Teil davon auch rund um Offenburg, bewirtschaften die derzeit 330 OWK-Winzer. Durban machte sich bei den anwesenden Winzern dafür stark, dass man nur gemeinsam deutschen Wein erfolgreich vermarkten kann. »Und der Strukturwandel, gerade wenn es um Steillagen geht, gibt mir zu denken«, so Durban. Bewirtschafter von Steillagen müssten eben anders kalkulieren, rund 700 Arbeitsstunden seien pro Hektar Rebfläche in der Steillage nötig, nur 200 Stunden in ebenen Lagen, in denen auch ein Vollernter fahren kann. »Eine Preisanpassung ist deshalb für uns unumgänglich, da schließlich auch unsere Kosten, zum Beispiel durch den Mindestlohn, stark gestiegen sind«, argumentierte Wolf.