Botschafter auf Augenhöhe
Schulabschluss und dann? Die Frage stellen sich viele Absolventen. Die Landesinitiative »Ausbildungsbotschafter« soll Schülern einen besseren Eindruck von Ausbildungsmöglichkeiten vermitteln. Am Dienstag berichteten fünf Azubis in der Werkrealschule Hohberg.
Hohberg. Viele Schüler scheinen nach dem Abschluss keine konkreten Vorstellungen zu haben, was sie gern machen würden. Um dieser Unentschlossenheit entgegenzuwirken, wurde 2011 die Initiative »Ausbildungsbotschafter« vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg als Pilotprojekt gestartet.
Die Begegnung von Auszubildenden mit Schülern soll die duale Berufsausbildung fördern. »Sie bietet authentische Einblicke in die Berufe und die Schüler fühlen sich verstanden«, erklärt Elke Pollaschek von der Fördergesellschaft der Handwerkskammer Freiburg. Sie ist Koordinatorin und kümmert sich darum, dass die Azubis in den Schulen über ihren Beruf gekonnt berichten. 17 regionale Koordinatoren schulen die jungen Botschafter, um sie auf ihren Einsatz in der Schule vorzubereiten. Präsentationstechniken oder Karrieremöglichkeiten seien Inhalte der Schulungen und Voraussetzung, um den Schülern Berufsmöglichkeiten aufzuzeigen.
»Die Unternehmen profitieren von der Initiative, denn so ist die Chance höher, dass Schüler auf sie aufmerksam werden und bei ihnen eine Lehre beginnen«, unterstreicht Mathias Ringwald, der Ansprechpartner für Berufswegeplanung an der Hohberger Werkrealschule. »Ich hätte nie gedacht, dass mich der Beruf so erfüllen würde«, erzählt Natascha Westphal (23) und informiert die Schüler über den Alltag einer Altenpflegerin. Der Weg der zahnmedizinischen Fachangestellten passte nicht, und daraufhin hat sie sich überlegt, eine neue Ausbildung am Ökumenischen Institut für Pflegeberufe in der Ortenau anzugehen.
Arbeiten und Gutes tun
»Erst war es ungewohnt ältere Menschen zu baden, ihnen Essen zu geben und sie anzuziehen. Aber ich finde den Beruf interessant und die Bewohner vermitteln mir, dass ich ihnen mit meiner Arbeit etwas Gutes tue«, so die Auszubildende und fügt hinzu »Das Schöne ist, dass ich mich nach der Ausbildung auch noch weiterbilden kann, es gibt sogar einen Bachelor in Altenpflege und Management.« Die Zehntklässler folgten jedem Beitrag hochkonzentriert und stellten Fragen, um sich ein besseres Bild machen zu können. Auch eine ehemalige Schülerin der Werkrealschule ist über ihre Berufswahl glücklich.
»Es erfüllt mich voll und ganz«, sagt Franziska Jungmann (26), die eine Ausbildung zur Elektronikerin macht. Dorothee Hund (18) und Mira Bonert (18) sind im zweiten Ausbildungsjahr und schwärmen vom Beruf. »Es ist schön, wenn Kinder mir das Gefühl geben, ihnen wichtig zu sein«, sagt Mira Bonert, die nach der Ausbildung gleich als Erzieherin arbeiten möchte. Anders als Dorothee Hund. »Es gibt viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden und meine Fachschule in Gengenbach unterstützt das«, sagt sie und überlegt nach der Ausbildung weiter zu machen. Andreas Glotz (29) sorgte für Gelächter, als er während seines Vortrags sagt: »Wenn ihr morgens duscht, denkt daran, dass ich vielleicht eure Dusche installiert habe.« Auch ihm mache seine Lehre als Anlagemechaniker viel Spaß.
Die Azubis behalten
Die meisten Ausbildungsbetriebe wollen nicht nur ausbilden, sondern ihre Azubis auch behalten. Das sei auch ein Grund für die Förderung der »Ausbildungsbotschafter« gewesen. „Ich finde es gut, dass es die Ausbildungsbotschafter gibt, so bekommen die Schüler einen guten Eindruck vermittelt, und das auf Augenhöhe«, so Azubi Westphal. Sie bedauerte, dass es so ein Angebot in ihrer Schulzeit nicht gab.