Bürgerstiftung St. Andreas sucht Paten für Projekte
Mit einem Stiftungskapital von annähernd vier Millionen Euro, das sich somit seit der Gründung im Jahr 2000 in etwa verdoppelt hat, steht die Bürgerstiftung St. Andreas gut da. Gefördert wurden 2015 vor allem Projekte mit Flüchtlingen.
Das Fazit der Stifterversammlung, welche die Offenburger Bürgerstiftung St. Andreas am Mittwoch im Salmen abhielt, könnte lauten: Das Kapital stimmt, die Rendite derzeit auch noch, aber die Niedrigzinsphase wird sich in den kommenden Jahren auf die Erträge auswirken. Mit Patenschaften, die nicht in den Kapitalstock fließen, sondern konkret einzelnen Projekten zugeordnet werden, sollen die bisherigen Ausschüttungen gehalten werden.
Eröffnet und musikalisch umrahmt wurde die Versammlung vom Gitarristen Michael Merlin, einem Musikstipendiaten der Bürgerstiftung. Er begeistert mit Stücken von Francisco Tárrega und Dilermando Reis. Vorangegangen war ein ökumenischer Gottesdienst in der St.-Andreas-Kirche – wie Oberbürgermeisterin Edith Schreiner in ihrer Begrüßungsrede betonte, für viele Stifterinnen und Stifter ein »unverzichtbarer Auftakt zur Jahresversammlung«.
Zwei Schwerpunkte schnitt Edith Schreiner an: Inhaltlich finanzierte die Bürgerstiftung 2015 vor allem Projekte aus der Flüchtlingshilfe, zur Verbesserung der Finanz-Basis wirbt sie derzeit um »Paten für die Bürgerstiftung«. Der Grund für das Werben um Paten, die mit Beiträgen ab 250 Euro die Projekte unterstützen können, ist die derzeitige Situation am Finanzmarkt: Denn noch sprudeln die Gelder aus den »alten« Anlagen, aber schon 2018 laufen Geldmarktanleihen aus. Es ist abzusehen, dass künftige Anlagen nur zu weit ungünstigeren Konditionen abgeschlossen werden können. Andererseits ist eine Stiftung schon von der Satzung her daran gehindert, etwa riskante (und daher potenziell mit höheren Erträgen ausgestattete) Anlagen zu tätigen. Künftig wird daher das Engagement im Immobilienmarkt verstärkt: Zwei exklusive Wohnungen, die die Bürgerstiftung an der Adresse »Im Seidenfaden 5« erworben hat, werden ab Februar 2017 vermietet sein. Ferner werden am Geldmarkt DAX-abbildende Anlagen gezeichnet.
Der Förderschwerpunkt 2016 / 2017 sei »das Engagement für Geflüchtete und mit Geflüchteten«. Hierfür stehen insgesamt 37 000 Euro zur Verfügung, von denen 18 000 Euro im Jahr 2017 noch zu vergeben sind. Es gelte, »den Weg von der Willkommenskultur zur Kultur der Teilhabe am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben« zu gehen. Gezeigt wurde der Film »Flüchtlingshilfe in Offenburg«, der beispielhaft Initiativen hervorhob – darunter auch solche, die von der Bürgerstiftung gefördert werden. Unter anderem hat die Kunstschule Offenburg zusammen mit französischen Partnern das Tanzprojekt »KorresponDanSe Vol.1« aufgelegt (wir berichteten), von dem am Ende der Versammlung Teile auf die Bühne kamen.
Gut aufgestellt
Den Geschäftsbericht 2015 stellte Vorstandssprecher Armin Fink dar: Er hob hervor, dass der mit jährlich 8000 Euro dotierte »Sozialfonds«, der an den ursprünglichen Zweck der historischen Offenburger Andreasspital-Stiftung anknüpft, ein »Alleinstellungmerkmal sei«. Daneben wurden im Berichtsjahr 2015 genau 22 Projekte, vorwiegend aus dem Bereich der Flüchtlingshilfe, finanziell unterstützt. Am 31. Dezember 2015 betrug die Zahl der Stifterinnen und Stifter 308. 2015 wurden 77 800 Euro an elf Förderbereiche ausgegeben. Der Förderetat für 2016 / 2017 beträgt nach derzeitigem Stand 156 000 Euro. Am 31. Dezember 2015 betrug das Stiftungsvermögen 3 873 254 Euro, das sich im Jahr 2015 noch mit einer Rendite von 3,04 Prozent verzinste. Diese wird künftig sinken.